Alles wiederholt sich nur im Leben,
ewig jung ist nur die Phantasie:
Was sich nie und nirgends hat begeben,
das allein veraltet nie.
Friedrich Schiller
Liebe Leserinnen und Leser
Dieser Newsletter wird persönlicher als üblich, denn es ist mein letzter für Transition News. Nach über zweieinhalb Jahren werde ich das Projekt verlassen.
Aus verschiedenen Gründen möchte ich mich in nächster Zeit auf andere Dinge fokussieren. Auch an mir sind die «Pandemie» und ihre Nachwehen nicht spurlos vorbeigegangen. Und auch ich bedauere sehr, dass die Gesellschaft das ganze Thema am liebsten einfach vergessen will.
Denn ohne Aufarbeitung wird nicht nur der Vertrauensverlust grösser werden, sondern das Angerichtete schwelt in uns allen weiter, mit dem Potenzial auf zukünftige Wiederholungen und weitere Schädigungen in jeder vorstellbaren Hinsicht.
Transition News hat diesbezüglich viel geleistet. Das sage ich aus Überzeugung und weil wir dies aufgrund von zahlreichen Rückmeldungen wissen. Die Plattform ist inzwischen zu einem grossen Digitalarchiv angewachsen.
Doch ich habe das Gefühl, dass zur «Pandemie» inzwischen alles gesagt ist. Mehr kann man nicht tun. Wer es begreifen wollte, hatte alle Gelegenheit dazu. Entsprechend ist meine journalistische Neugier zu diesem Thema erschöpft. Die Welt dreht sich weiter, ob uns das passt oder nicht. Es ist Zeit für eine Luftveränderung.
Ich will meine Aufmerksamkeit auch nicht nur Krisen und Katastrophen opfern, die morgen schon wieder vorbei sein können und woraufhin die nächste Sau durchs Mediendorf getrieben wird, ohne dass sich jemand fragt: War da was? Ich hatte dies kürzlich in einem Newsletter angeschnitten.
Meiner Meinung nach werden die meisten Themen, auch in den «alternativen» Medien, zu stark von der affektiven Wahrnehmung vereinnahmt. Das Resultat ist ein groteskes Hin- und Herspringen zwischen Themen oder eben eine Kanalisierung des öffentlichen Debattenraumes.
Die ganze Medienöffentlichkeit wird auf etwas gelenkt, das den Eindruck vermittelt, superdringend und superentscheidend zu sein, nur damit rasch wieder alles vergessen scheint, sobald irgendwo wieder eine Bombe hochgeht. Das Sensationsintervall ist kurz geworden.
Insofern ist die Medienwelt ein Kristallisationspunkt für die gegenwärtige postmoderne Kultur. Alles wird fragmentarisch in der Hyperrealität aufgelöst, Narrative wie Corona, Klima und Ukraine sind voller Widersprüche, Ereignisse und Kriege werden moralistisch und apokalyptisch aufgeladen und sind nur noch von der willkürlich befristeten Gültigkeit ihrer Profiteure bestimmt.
Aus der heutigen Perspektive wirkt zum Beispiel die doch schon etwas in die Jahre gekommene Arbeit des französischen Philosophen und Medientheoretikers Jean Baudrillard geradezu visionär. Eine passendere Gegenwartsdiagnose gibt’s kaum.
Wie dem auch sei: Für die Zukunft hoffe ich, dass Sie offen bleiben für Neues, für Überraschungen und Perplexes, für neue Eindrücke und Denkvielfalt. Offenheit ist zentral für eine demokratische Gesellschaft.
Ihre Zuschriften auf meine Newsletter, die ich jeweils mit Interesse gelesen habe, werde ich vermissen. Es tut mir leid, wenn es aus Zeitgründen nicht immer möglich war, auf alle zu antworten.
Hüten Sie sich vor Apologeten und Meinungsinquisitoren, die mit angeblich alternativlosen Lösungen medial befeuerte Bauernfängerei betreiben. «Es gibt keine Ohnmacht in der Demokratie», so ein Bonmot des Soziologen Jean Ziegler.
Die Welt war, ist und bleibt komplex, das Leben ist ein Mysterium. Das kann niemand wegschwatzen, auch wenn es bequem erscheint. Damit muss jeder auf seine Art klarkommen.
Und ganz wichtig: Bleiben Sie kritisch! Hinterfragen Sie alles Gelesene, Gesehene und Gehörte, egal woher es kommt, hinterfragen Sie sich selbst und die Welt, denn: Bewusste Menschen lassen sich weniger fremdbestimmen. Eigenständigkeit und Einzigartigkeit zeichnen die Würde des Menschen aus, ebenso Freiheit, Mitgefühl, Vernunft und Verantwortung.
Hinterfragen Sie ganz besonders diejenigen, die Ihnen sagen, Sie sollen sich selbst hinterfragen, aber dies bei sich selbst nicht tun. Vertrauen Sie, frei nach dem Literaturnobelpreisträger André Gide, denen, die nach Wahrheit suchen, und misstrauen Sie denen, die behaupten, diese gefunden zu haben.
Ich wünsche Ihnen das Allerbeste, freies Denken, ausreichend Gelassenheit und gute Gesundheit, ganz gleich, wohin der Weg des Lebens Sie führen mag. Es war mir eine Freude, für Sie zu schreiben. Im Sinne Immanuel Kants und seinem aufklärerischen Motto, das man nicht oft genug wiederholen kann, möchte ich schliessen: «Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!»
Herzliche Grüsse
Armin Stalder
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Transition TV, Sendung vom 10. November: «Geleakt, verstossen, verblendet»
- Geleakt: Der Vertrag zwischen Pfizer und der EU (1:20)
- Verstossen: Der Westen und Russland verhandeln ohne Selenski über die Zukunft der Ukraine (4:25)
- Geblendet: Israel könnte den Krieg gegen die Hamas verlieren (8:16)
- Cassis beruft sich auf das humanitäre Völkerrecht, wendet es aber nicht an (13:25)
- Bald mehr Satelliten als sichtbare Sterne (16:37)
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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Intelligent – kann Maschine Mensch sein? Ausgabe 175 des Zeitpunkt
Der Mensch hat eine Tendenz, sich als biologische Maschine zu sehen und «intelligenten» Maschinen menschliche Züge zuzuschreiben.
Die damit verbundene Abwertung des Menschlichen ist die Hauptgefahr der künstlichen Intelligenz.
Diese Ausgabe zeigt, wie wir diesen Gefahren begegnen und wo die Chancen der KI liegen.
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Die brandneue Ausgabe von «DIE FREIEN» ist da, diesmal unter dem Motto: «Aufsteigen im Umsturz – über Evolution und Revolution».
Haben uns die grossen historischen Umwälzungen irgendwie weitergebracht? Ist Wachstum in Zeiten des gesellschaftlichen Niedergangs überhaupt möglich? Oder rast die Menschheitsfamilie im Stillstand? Wir wagen die abenteuerliche Reise von der individuellen Entwicklung in die kollektive Verwicklung und zurück!
In der neusten Ausgabe mit dabei: Kai Stuht, Carlos A. Gebauer, CJ Hopkins, Franzobel, James Corbett, Prof. Dr. Stefan Hockertz, Bruno Würtenberger, Sylvie-Sophie Schindler, Marco Caimi, Andreas Thiel, Titus Gebel, Marko Kovic u.v.m. ... Bestellen Sie die neunte Ausgabe hier!
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