«Wenn die Masse im Gleichschritt marschiert,
bedeutet das noch lange nicht,
dass die Richtung stimmt.»
Thomas Sonnabend
Liebe Freundinnen und Freunde
Wie aus dem Nichts standen plötzlich zwei Polizeibeamte vor meinem Gartentor. Ich war wohl ein wenig weggenickt, aber nun mit einem Schlag hellwach. «Guten Tag!», rief der grössere der beiden höflich. Einer war gross und schlank, der andere klein und etwas füllig.
«Guten Tag meine Herren!», erwiderte ich.
«Herr, … ähm … ?»
«Ebert», half ich nach.
«Herr Ebert, dürfen wir kurz hereinkommen?»
«Worum geht es denn?», war meine Gegenfrage. Sie warteten aber gar keine Antwort ab, sondern öffneten das Tor und standen kurz darauf auf der Terrasse. Ich erhob mich ein wenig überrumpelt aus meinem Liegestuhl und strich mein Hemd glatt.
«Mein Herr», begann nun der Dicke das Gespräch: «Ihnen ist bewusst, dass es momentan sehr heiss ist, und dass damit der nationale Hitzeschutzplan in Kraft ist?»
«Nun ja, es ist sehr warm, ja. Aber was heisst das jetzt genau?»
«Sie haben sich nicht informiert?», fragte jetzt der Lange und kniff die Augen etwas zusammen.
«Nun, das heisst zum Beispiel, dass Sie sich an eine bestimmte Kleiderordnung zu halten haben.» Mir kam mein zerknittertes Hemd in den Sinn.
«Bitte?»
«Herr Ebert, Sie wollen uns wohl nicht verstehen?», jetzt klang der Dicke etwas bedrohlich.
«Sie tragen ausserhalb einer geschlossenen Gebäudehülle keine Kopfbedeckung. Das ist unzulässig. Sind sie mit einer Geldbusse von 150 Euro einverstanden?» Er holte einen Block aus der Tasche.
Au weia. Die meinten es ernst. «Ich kann das erklären!«, rief ich verzweifelt. «Ich sitze ausschliesslich im Schatten, und …»
Er unterbrach mich: «Ihre Erklärungen interessieren uns nicht. Das Gesetz sieht keine Ausnahmen vor.»
«Und was ist das da?», rief unvermittelt der Lange, und deutete auf meine Leiter, die an der Hauswand lehnte.
«Äh. Eine Leiter?», antwortete ich unsicher.
«Aha. Eine Leiter. Und die steht hier ungesichert einfach so rum?»
Jetzt wieder der Dicke: «Ist ihnen der nationale Unfallschutzplan bekannt?»
«Der was?», fragte ich verunsichert. Ich hatte davon wirklich noch nie etwas gehört.
Der Lange klärte mich geduldig auf: «Jedes Jahr verunglücken über 10‘000 Menschen im Haushalt tödlich. Minister Lauterbach konnte das nicht einfach so hinnehmen.» Ich schluckte: «Nein, natürlich nicht!», versicherte ich.
Ich hatte einen lichten Moment: «Hören Sie, glauben Sie im Ernst, dass man so dem Tod entkommt? Jugendliche üben immer riskantere Sportarten aus, weil sie ihre Grenzen erfahren wollen. Und die Selbstmordrate bei …»
Der Dicke stoppte meine Rede mit erhobener Hand und fester Stimme: «Ein Grossteil der Unfälle besteht aus Stürzen von einer Leiter!» Es hatte keinen Zweck.
«Leitern sind deshalb liegend zu lagern und mit einem Schloss zu sichern. Sonst kann ja irgendwer hochsteigen und sich verletzen! Sind sie mit einem Bussgeld von, sagen wir …»
Er wurde von seinem Kollegen unterbrochen, der durch die Zähne pfiff. «Oioioi. Das sehe ich ja jetzt erst. Da ist ja ein Teich!»
«Ja, da ist ein Teich.» Ich konnte gar nicht mehr klar denken.
«Von dem nationalen Ertrinkungsschutzplan … wahrscheinlich haben sie davon auch noch nicht gehört?» Ich sank auf meinen Liegestuhl.
«Aber … aber, der Teich ist doch nur 20 Zentimeter tief!», erwiderte ich matt – und wusste gleich, dass mich das nicht retten würde. Der Lange grinste.
«Babys können auch in 10 Zentimeter tiefem Wasser ertrinken … mal sehen, bei einer Wassertiefe von 20 Zentimetern, Moment …», er hatte sich eine Tabelle aus der Brusttasche gefingert « … ist ein umlaufender, feststehender Zaun von mindestens 42 Zentimeter Höhe anzubringen!»
42 Babys … das hatte doch irgendeine Bedeutung? Ja, richtig! 42 war die Antwort auf die endgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Ich erwachte schweissgebadet in meinem Liegestuhl. Auf meinem Schoss eine Zeitung mit dem Titel: «Lauterbach will einen nationalen Hitzeschutzplan erstellen.»
Herzlich
Ihr Lars Ebert
[email protected]
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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