Mut ist nicht Freisein von Angst,
sondern Ihre Überwindung.
(Autor unbekannt)
Liebe Leserinnen und Leser
Heute geht es einmal um ein ziemlich unangenehmes Thema. Vor einigen Tagen hat es mir regelrecht die Sprache und den Atem verschlagen, als ich in verschiedenen Medien die Meldung aufgeschnappt habe: «Frau wird nachts mitten in der Hildesheimer Innenstadt vergewaltigt». Wie bitte? Das kann doch nicht wahr sein.
Und ich frage mich auch jetzt noch: Wie ist das möglich? Wo leben wir eigentlich? Wir reden hier von Hildesheim. Nicht von Chicago oder Südafrika oder Bangladesch. Und das ist kein Einzelfall. Auch die Schweiz ist in dieser Hinsicht kein sicheres Pflaster.
Hinzu kommen Gewaltdelikte ohne sexuellen Hintergrund, die ebenfalls in aller Öffentlichkeit stattfinden – zum Beispiel Anfang des Jahres am Zürcher Hauptbahnhof.
Und das sind nur ein paar wenige Beispiele. Also: Was ist hier eigentlich los? Und vor allem: Wo ist die Zivilcourage der Menschen, die das mit ansehen? An den drei hier exemplarisch verlinkten Fällen sind nämlich zwei Dinge besonders auffällig:
Erstens: Nicht nur die Opfer sind Frauen, sondern auch die jeweils einzigen (!) Helferinnen respektive jene Mitmenschen, die überhaupt irgendwie reagieren. In einem Fall war es gar eine Jugendliche! Das ist insofern verstörend, als es für einen halbwegs sportlichen Mann zumindest möglich sein sollte, mit beherztem Eingreifen die gröbste Gefahr für das Opfer abzuwenden. Und das sogar, ohne sich selbst in grössere Gefahr zu bringen.
Zweitens: Die Taten fanden an öffentlichen Orten respektive an Orten statt, an denen auch andere Menschen sind. Die Täter müssen also damit gerechnet haben, dass die Zeugen gleichgültig weg- oder – noch schlimmer – zuschauen.
Wie wäre es also, wenn wir uns einmal über die offensichtliche und extrem brutale Diskriminierung von Frauen politisch verständigen würden, anstatt über Gendersternchen zu philosophieren? Es scheint nämlich, insbesondere für Frauen, die Welt insgesamt immer unsicherer und feindlicher zu werden. Und nur, um hier nicht falsch verstanden zu werden: Natürlich werden auch Männer – und vor allem Kinder – Opfer von Gewalt. Und natürlich gibt es auch viele Männer, die eingreifen, wenn jemand in Gefahr ist.
Es scheint aber doch so zu sein, dass das Einschreiten und Helfen nicht (mehr) der gesellschaftlichen Norm entspricht. Hinzu kommen allerlei Strukturen, in denen regelrechter Psychoterror an der Tagesordnung ist. Nicht selten gibt man sich da nach aussen hin hip und «divers», agiert aber de facto menschen- und insbesondere frauenverachtend und ausbeuterisch.
Und das hinterlässt Spuren bei allen Beteiligten. Die allgemeine Abstumpfung im sozialen Umgang tut ihr Übriges. Aber dennoch: Die Gründe dafür, das so etwas möglich ist, gehen wohl noch um einiges tiefer … Und ich meine nicht «nur» die Gewalt, sondern vor allem: Die Ignoranz derer, die nicht eingreifen.
Bleiben Sie also wachsam, mutig und trotzdem fröhlich.
Herzlich
Susanne Schmieden
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