Hat eine öffentliche Debatte in einer Gesellschaft,
in der kaum jemandem beigebracht wurde, wie man denkt,
während Millionen gelehrt wurde, was sie denken sollen,
überhaupt noch einen Sinn?
Peter Hitchens
Liebe Leserinnen und Leser
Deutsche Politiker und Mainstream-Medien sind am Hyperventilieren: «Schock im Landkreis Sonneberg», titelte beispielsweise die taz letzte Woche, die «demokratischen Parteien» seien «entsetzt». Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer warnte laut dem ZDF gestern vor einer «zunehmenden Polarisierung in Deutschland». Es «gerät etwas ins Rutschen», so der CDU-Politiker.
Stein des Anstosses sind die Siege der AfD-Kandidaten Robert Sesselmann im thüringischen Landkreis Sonneberg am 25. Juni und Hannes Loth in der Kleinstadt Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt am gestrigen Sonntag. Somit stellt die angeblich anti-demokratische AfD erstmals einen Landrat und einen Bürgermeister – durch ein demokratisches Verfahren.
Das Resultat in Sonneberg kam trotz der «ganz grossen Koalition gegen die AfD» zustande, welche der Deutschlandfunk nach dem ersten Wahlgang feststellte. So unterstützten in der Stichwahl alle anderen Parteien den CDU-Kandidaten Jürgen Köpper. Das sei «richtig so», findet der Sender, denn die AfD habe «keine Antworten auf die Fragen der Gegenwart».
Eine Frage, die ich mir dabei stelle, lautet: Haben sich manche Wähler nicht veräppelt gefühlt, dass ihnen ihre Partei einen Kandidaten empfohlen hat, den sie zuvor bekämpft hatte?
Zudem haben wir nicht nur «Fragen», sondern gravierende Probleme der Gegenwart. Und darauf zu warten, dass die Mainstream-Parteien Lösungen dafür liefern, ist vergebens. Diese Parteien sind nämlich selbst für viele dieser Probleme (mit)verantwortlich, und nicht etwa nur aufgrund von «Fehlern». Stichworte: Folgen der Covid-Massnahmen, Krieg in der Ukraine, Energiewende, Inflation und Migration. Und einzig die AfD und Die Linke sind beispielsweise gegen Waffenlieferungen an die Ukraine.
Nun ist die Sorge einer Invasion einer angeblich braunen Horde in die deutsche Politik so gross, dass sich das ZDF letzte Woche veranlasst sah, schon die Kinder davor zu warnen. In den Kindernachrichten «Logo!» des Kinderkanals Kika wird den jungen Zuschauern erklärt, «warum es so viel Wirbel um die AfD gibt».
Über das Konzept der Sendung, die sich offiziell an Kinder ab neun Jahren wendet, schreibt das ZDF:
«Wichtige Nachrichtenthemen und Ereignisse aus der ganzen Welt werden in der Sendung leicht verständlich erklärt, damit Kinder die vielfältigen Informationen und Meinungen besser verstehen und einordnen können.»
Die Herausforderung der «Redakteur*innen» sei es, «einen unverstellten Blick auf die Themen der Welt» zu haben und eine gute Sprache zu finden, «um das Weltgeschehen kindgerecht zu vermitteln». Die jungen «Zuschauer*innen» sollen dabei «nicht überfordert werden». Das hört sich dann so an:
«Die Partei AfD sieht viele Dinge sehr anders als andere Parteien. Gerade in Thüringen haben einige Mitglieder der AfD rechtsextreme Ansichten. Rechtsextreme sind zum Beispiel der Meinung, dass Menschen mit anderer Hautfarbe oder Religion weniger wert sind. Rechtsextreme sind auch gegen Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind, weil sie fliehen mussten oder weil sie hier arbeiten wollen. Rechtsextreme finden: Die sollen weg aus Deutschland. Ausserdem reden einige AfD-Mitglieder immer wieder schlecht über das politische System in Deutschland und sie versuchen offenbar, die Deutschen wütend darauf zu machen. Viele finden das gefährlich.»
Die «Redakteur*innen» mit dem «unverstellten Blick» räumen zumindest ein, dass nicht alle AfD-Wähler rechtsextrem sind oder die gesamte Politik der Partei befürworten. Viele würden sie auch aus Protest wählen, weil «sie enttäuscht sind von den anderen Parteien und wollen, dass die sich mehr um ihre Probleme kümmern». «Logo!» weiter:
«Andere erschreckt es, dass so viele Wähler bereit sind, der AfD ihre Stimme zu geben und nun sogar ein Politiker der AfD Landrat werden konnte. Sie haben die Sorge, dass die AfD in Zukunft immer mehr Ämter bekommen könnte und so auch Leute mit rechtsextremen Ansichten in Deutschland immer mehr Macht bekommen und bestimmen dürfen.»
Dem Schriftsteller und Journalisten Alexander Wallasch zufolge lässt sich das ZDF diese Kindernachrichten fünf Millionen Euro aus den Zwangsgebühren kosten. Das bedeutet gegen 14’000 Euro für jede der täglich ausgestrahlten etwa zehnminütigen Sendungen.
Das ist ganz schön viel Geld, um den Kindern zu erklären, dass im postmodernen Konstruktivismus auch die Demokratie Ansichtssache ist und, trotz des Geschwafels über «Inklusion», nicht für alle gilt. Seid jedenfalls ermahnt, liebe Kinder, nehmt keine Bonbons von AfD-Wählern an.
Herzlich
Konstantin Demeter
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