In der Religion ist der Glaube eine Tugend.
In der Wissenschaft ist der Glaube ein Laster.
Jerry A. Coyne
Liebe Leserinnen und Leser
Ich war der festen Überzeugung, dass zumindest im «aufgeklärten» Westen die Zeiten vorbei sind, in denen ein Glaube zum Gesetz wird. Der «Pandemismus» und der «Klimatismus» haben mich eines Besseren belehrt. Das Europäische Klimagesetz schreibt bereits vor, dass Europa bis 2050 «klimaneutral» werden soll. Am nächsten Sonntag befinden nun die Schweizer Stimmbürger über das «Klima- und Innovationsgesetz». Das Ziel ist dasselbe wie in der EU.
Abgestimmt wird in der Schweiz auch über das Covid-19-Gesetz – zum dritten Mal. Die zwei vorherigen Referenden gegen das Gesetz hatte das Volk abgelehnt. Der Unternehmer und Aktivist Michael Bubendorf kritisiert auf subkon.ch, dass sich grosse Teile der Bürgerrechtsbewegung blindlings auf diese Abstimmung stürzen. Denn das Gesetz, das zum jetzigen Zeitpunkt noch bis Mitte 2024 in Kraft bleibt, sei irrelevant geworden. Die Vorlage über das Klimagesetz festige hingegen «den Totalitarismus in der Schweiz».
Die Essenz von Artikel 3a des Klimaschutzgesetzes, der «feuchte Traum jedes Autokraten», ist laut Bubendorf:
«Der Bund sorgt dafür, (dass) Treibhausgasemissionen so weit möglich vermindert werden.»
Auf dieser Basis könne «der Bundesrat tiefer in unser Leben eingreifen als zu dunkelsten Covid-Zeiten», so der Aktivist. Der Bundesrat werde «buchstäblich über jede Handlung der Bevölkerung entscheiden können», auch ohne Zustimmung des Parlaments oder des Volkes.
Dass es sich bei der Klimahysterie meines Erachtens nicht um Wissenschaft handelt, habe ich schon mehrmals dargelegt, zum Beispiel hier. Und religiöse Züge hat die Bewegung allemal, so erinnert sie beispielsweise an Weltuntergangssekten. Mit den CO2-Zertifikaten haben wir ausserdem einen modernen Ablasshandel. Doch profitieren lässt sich von der Klimapolitik auf unterschiedliche Weise.
Philip Gut stellt in der letzten Weltwoche zum Beispiel fest, dass das Klimaschutzgesetz «einen nie versiegenden Quell von Steuergeldern» schaffe. Es sei deshalb kein Wunder, dass die grössten Befürworter auch die grössten Profiteure seien und der grösste von allen sei Jürg Grossen, Präsident der Grünliberalen.
Grossen profitiere vom Gesetz nicht nur politisch, sondern auch geschäftlich. Gut fand heraus, dass der Politiker an mehreren Firmen beteiligt ist, die den Klimawandel und die «Energiewende» zum Geschäftsmodell erhoben haben. So ist Grossen unter anderem Präsident der Smart Energy Link AG, die anbietet, den «täglichen Verbrauch an Solarstrom» zu «optimieren».
Den Vogel schiesst Grossen laut Gut mit der Netto-Null.Swiss AG ab. Die Firma sei zum selben Zeitpunkt ins Handelsregister eingetragen worden, an dem der Politiker im Parlament den indirekten Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative aufgleiste – genau der Vorschlag, welcher zum Klimaschutzgesetz führte, über das am Sonntag abgestimmt wird. Und Nationalrat Grossen ist Verwaltungsratspräsident der Netto-Null.Swiss AG.
Praktisch: Beide Unternehmen haben ihren Sitz in Frutigen, dem Wohnort von Grossen. Auch praktisch: Seine Ehefrau Annelies Grossen-Rösti sitzt ebenfalls im Verwaltungsrat der Netto-Null.Swiss AG. Am praktischsten: Grossen-Rösti ist auch noch Gemeinderätin in Frutigen. Und sie kandidiert für den Nationalrat, ebenfalls für die Grünliberalen.
Auch solche Firmen werden es allerdings nicht schaffen, die Schweizer Industrie mit Solar- und Windenergie aufrechtzuerhalten. «Zurück zur Natur» ist ja schön und gut, doch bitte nicht ins Steinzeitalter. Laut der letzten Umfrage sieht es allerdings so aus, als würde die Mehrheit der Schweizer Stimmberechtigten den Klima-Hohepriestern folgen. Sie scheint bereit zu sein, alles zu opfern, um die von den Orakeln prophezeite Apokalypse abzuwenden.
Herzlich
Konstantin Demeter
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