Anders als unser Intellekt verdoppeln Computer
ihre Leistung alle 18 Monate. Daher ist die Gefahr real,
dass sie Intelligenz entwickeln und die Welt übernehmen.
Stephen Hawking
Liebe Leserinnen und Leser
Im letzten Oktober ging ich in Bern in ein grosses Warenhaus. Kurz vor dem Feierabend musste ich noch ein paar Sachen einkaufen: Lebensmittel, Dinge für den Haushalt, was man so braucht.
An der Kasse prangte ein grosses Schild: «Bezahlung nur in bar.» Ich zückte mein Portemonnaie, bezahlte, erhielt die Quittung und ging auf den Zug.
Was war passiert? Das Schweizer Interbankensystem war praktisch während eines ganzen Tages defekt. Man konnte zwar am Geldautomaten der kontoführenden Bank Geld beziehen, die Geschäfte konnten Bartransaktionen abwickeln, aber Kredit- und Debitkarten funktionierten nicht.
Weiter nicht schlimm, dachte ich. Ich sah dann aber doch, wie viele Menschen ihren Einkaufskorb vor der Kasse stehenliessen und das Warenhaus unverrichteter Dinge verliessen. Kein Feierabendbier, kein Fondue, kein neues WC-Papier. Es handelte sich dabei um Zeitgenossen, die kein Bargeld mehr brauchen und immer alles mit Karten bezahlen. Da kann man Pech haben.
Ich brauche zwar Karten, habe aber immer auch Bares dabei. Ich habe zwei Geldbeutel, einen mit Franken und den anderen mit Euro.
Kürzlich war ich in Ungarn, ein Land, das der Europäischen Währungsunion nicht angehört. Unmittelbar nach der Einreise wechselte ich ein paar Franken in Forint. In einem kleinen Säcklein hatte ich noch ein paar Münzen vom letzten Mal. So konnte ich Trinkgelder in bar bezahlen, was sehr geschätzt wird. Es blieb nur wenig übrig, was fürs nächste Mal aufgehoben wird.
Vor etwas mehr als 30 Jahren bereiste ich per Interrail Europa. An der Grenze wurden wir nicht nur kontrolliert, sondern wir mussten immer auch Geld wechseln, das dann entweder übrigblieb oder fehlte, weil wir zu wenig gewechselt hatten. Kreditwürdig für eine Kreditkarte waren wir nicht und diese waren auch noch nicht allgemein akzeptiert.
«Wir», das heisst, meine damalige Freundin und heutige Frau, die mich damals als «den Mann mit den vielen Portemonnaies» verspottete, weil ich versuchte, österreichische Schilling, deutsche Mark, französische Franken, holländische Gulden etc. in vielen kleinen Geldbeuteln zu sortieren, und ich.
In Australien legte kürzlich der Ausfall eines Providers für einige Stunden das halbe Land lahm. Da ging es nicht nur um Kartenzahlungen, sondern auch um Züge, die nicht fuhren, Katzen, die nicht gefüttert wurden und das Gesundheitswesen, das nicht mehr funktionierte.
Diese Beispiele zeigen: Digitale Systeme sind bequem und effizient. Aber es braucht eine Rückfallebene, wenn sie nicht funktionieren. Ich war zum Beispiel in Budapest mit einem Stadtplan aus Papier unterwegs und nicht mit dem Handy unter der Nase. Und für die Fahrt durchs Land habe ich eine Strassenkarte aus Papier gebraucht.
Dadurch konnten mir die Funklöcher, die es immer gibt, nichts anhaben. Natürlich habe ich dann gewisse Dinge, die vielleicht auf der Karte veraltet eingezeichnet sind, auf dem Handy nachgeschaut. Es kam vor, dass in Budapest ein Strassenname geändert wurde. Auf meinem Stadtplan war noch der Name aus kommunistischer Zeit eingezeichnet.
Besonders heikel wird es, wenn die digitalen Systeme alle miteinander verknüpft sind. Eine Panne an einem heiklen Ort und alles stürzt ab.
In der Schweiz setzt man stark auf digitale Systeme, aber es handelt sich meist um Insellösungen, die nicht miteinander verknüpft sind. Das ist nicht einer besonders vorausschauenden Politik geschuldet, sondern es hängt damit zusammen, dass das Land dezentral und föderalistisch aufgebaut ist und jeder sein Gärtchen pflegt.
Und es gibt immer noch das oft totgesagte Bankkundengeheimnis, das uns davor schützt, dass der Staat Bankdaten ansieht. Kreditkarten sind also per se unproblematisch, solange es die Bargeldoption noch gibt. Und hier sieht es in der Schweiz im Moment gut aus:
Die Zahl der Bargeldtransaktionen hat nach einer Delle in der Covid-Zeit wieder zugenommen und eine Volksinitiative hat dafür gesorgt, dass sich auch der Bundesrat dazu bekennt. Im Moment hat eine Abschaffung keine Chance. Wir müssen es nur benützen.
Das wird begünstigt dadurch, dass immer noch in weiten Kreisen der Bevölkerung ein gesundes Misstrauen gegenüber digitalen Systemen und Verknüpfungen besteht.
Vor einigen Jahren wurde zum Beispiel in einer Volksabstimmung ein neues Passgesetz abgelehnt, das eine zentrale Datenbank für Fingerabdrücke vorgesehen hätte. Nun kann der Bund zwar die Fingerabdrücke auf den neuen, nach internationalem Standard gestalteten Schweizerpässen registrieren, aber selbst nicht aufbewahren. Damit ist gewährleistet, dass nicht plötzlich mit einer kleinen, unauffälligen Gesetzesänderung oder mit Notrecht die Möglichkeit geschaffen wird, dass diese Fingerabdrücke auch für anderes verwendet werden.
Ein anderes Beispiel: Das digitale Patientendossier kommt nicht vorwärts. Und das ist gut so. Auch dort ist zwar gesetzlich vorgesehen, dass die Daten vor unautorisierten Augen (und da gehört auch der Staat dazu) geschützt sind. Aber wenn es technisch möglich wird, zum Beispiel den Impfstatus auf Knopfdruck abzufragen, dann ist die Versuchung gross, das auch gesetzlich zu ermöglichen. Heute müssen Gesundheitsdaten von Hand übermittelt werden. Und dann geschieht das nur, wenn es wirklich notwendig ist.
Ein besonders heikles Thema ist in diesem Zusammenhang das digitale Zentralbankgeld (CBDC). Die Schweizerische Nationalbank startet am 1. Dezember damit einen Versuch. Ich werde darauf in einem separaten Newsletter zurückkommen.
Digitale Systeme sind bequem und effizient, aber gefährlich, wenn es keine Rückfallebene gibt und wenn sie zu stark verknüpft sind. Dann besteht die Gefahr einer wirtschaftlichen Lahmlegung.
Ausserdem eignen sich digitale System hervorragend dazu, den Datenschutz auszuhebeln, Dinge zu rationieren und Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Beim Covid-Zertifikat haben wir genau das beobachtet.
Fortsetzung folgt.
Herzlich
Daniel Funk
***********************
Hinweise:
Herzlichen Dank an alle, die Transition News unterstützen und damit unsere Arbeit und Unabhängigkeit ermöglichen!
***********************
Hier finden Sie unsere neuen Podcasts.
***********************
Transition TV, Sendung vom 17. November: «Migration, Opfer und Geschäftsgeheimnisse»
- Ein afghanischer Ziegenhirt erklärt Theorie und Praxis der Migration 1:35
- Wieviele zivile israelische Opfer gab es beim Angriff der Hamas am 7. Oktober tatsächlich? 9:44
- Was ist das strategische Ziel der Hamas? 11.42
- Befindet sich das militärische Hauptquartier der Hamas tatsächlich im Al Shifa-Spital? 13:49
- Steuert die Hisbollah auf einen Zweifrontenkrieg? 15:03
- Wo liegt die Lösung im Krieg im Nahen Osten? Antworten des besten europäischen Diplomaten der letzten 20 Jahre. 18:02
- Was sagt das Bundesamt für Gesundheit zu den geleakten Pfizer-Verträgen? 23:44
- Was ist los mit Mutter Erde? Vulkanausbrüche und Erdbeben häufen sich. 28:18
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
Sie finden uns auf folgenden Kanälen und Plattformen:
Telegram│Rumble│Facebook│YouTube
***********************
Intelligent – kann Maschine Mensch sein? Ausgabe 175 des Zeitpunkt
Der Mensch hat eine Tendenz, sich als biologische Maschine zu sehen und «intelligenten» Maschinen menschliche Züge zuzuschreiben.
Die damit verbundene Abwertung des Menschlichen ist die Hauptgefahr der künstlichen Intelligenz.
Diese Ausgabe zeigt, wie wir diesen Gefahren begegnen und wo die Chancen der KI liegen.
***********************
Die brandneue Ausgabe von «DIE FREIEN» ist da, diesmal unter dem Motto: «Aufsteigen im Umsturz – über Evolution und Revolution».
Haben uns die grossen historischen Umwälzungen irgendwie weitergebracht? Ist Wachstum in Zeiten des gesellschaftlichen Niedergangs überhaupt möglich? Oder rast die Menschheitsfamilie im Stillstand? Wir wagen die abenteuerliche Reise von der individuellen Entwicklung in die kollektive Verwicklung und zurück!
In der neusten Ausgabe mit dabei: Kai Stuht, Carlos A. Gebauer, CJ Hopkins, Franzobel, James Corbett, Prof. Dr. Stefan Hockertz, Bruno Würtenberger, Sylvie-Sophie Schindler, Marco Caimi, Andreas Thiel, Titus Gebel, Marko Kovic u.v.m. ... Bestellen Sie die neunte Ausgabe hier!
***********************