Dem deutsch-australischen Journalisten Antony Loewenstein war es im Interview mit Amy Goodman für Democracy Now wichtig mitzuteilen, dass er jüdischen Glaubens ist. Das wertet seine Kritik an Israel auf und beugt Vorwürfen von Antisemitismus vor. Im Gespräch hat er die westliche und die israelische Rüstungsindustrie ins Auge gefasst.
Laut Loewenstein passt das, was seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober mit den Waffen für Israel passiert, in gewisser Weise in ein langes Muster. Seit diesem Tag hätten sich die USA, Grossbritannien, Deutschland, Australien, die Niederlande und viele andere Länder beeilt, riesige Mengen an Waffen nach Israel zu liefern, die mit ziemlicher Sicherheit gegenwärtig in Gaza eingesetzt würden. Darunter gehöre auch der Kampfjet F35. Die deutschen Waffenexporte nach Israel hätten sich im letzten Monat verzehnfacht.
Der Journalist erkennt jedoch ein wachsendes globales Bewusstsein, auch unter Juden, für die Verbindung zwischen dem israelischen Militarismus und der Waffenindustrie. Dieses habe sich insbesondere seit dem Gaza-Krieg 2014 und vor allem seit dem 7. Oktober verstärkt. Er erläuterte:
«Ja, natürlich ist Israel derjenige, der das Töten in Gaza durchführt, aber es gibt eine tiefe globale Verbindung zu vielen westlichen Partnern, die es finanzieren, unterstützen und bewaffnen. (…) Ich denke, viele Länder werden Israel jetzt unterstützen wollen. Nach der russischen Invasion in der Ukraine sind die israelischen Waffenverkäufe massiv angestiegen. Und ich denke, dass, wie nach 9/11 die US-Rüstungsindustrie massiv von den Kriegen im Irak und in Afghanistan profitiert hat, Israel bereits jetzt, (…) wie ich in den letzten Monaten dokumentiert habe, neue Waffen in Gaza live testet und in den sozialen Medien zeigt, wie sie funktionieren. Das ist nicht nur für eine inländische und internationale Öffentlichkeit gedacht, sondern auch für andere Länder, die diese Waffen in den kommenden Monaten und Jahren kaufen wollen.»
Loewenstein beanstandete, dass es kaum eine Bestätigung dafür gebe, was die USA tatsächlich an Israel verkauft haben. Bei den Waffenlieferungen an die Ukraine sei hingegen eine gewisse Auflistung der verkauften Waffen erfolgt.
Am Ende des Gesprächs ging Loewenstein auf die besondere Rolle Australiens in Kriegen weltweit ein. Das Land gehört nämlich zu den «Five Eyes», ein Geheimdienstbündnis von Australien, Kanada, Neuseeland, dem Vereinigten Königreich und den USA.
Die australische Rüstungsindustrie sei jahrelang von beiden Seiten der Politik in dem Land gefördert worden, so der Journalist. Australien habe zu den 10 oder 20 grössten Waffenexporteuren der Welt gehören wollen, was nun erreicht sei. Es habe beispielsweise Waffen an Saudi-Arabien verkauft, die im Krieg im Jemen eingesetzt worden seien. Loewenstein versuche zusammen mit Aktivisten, Anwälten und Journalisten Details über Lieferungen der australischen Rüstungsindustrie an Israel herauszufinden.
Der Journalist sei auch Mitbegründer der Nachrichtenorganisation Declassified Australia. Vor kurzem habe diese einen «erstaunlichen» Bericht veröffentlicht. Darin werde detailliert beschrieben, wie Pine Gap, ein wichtiger Stützpunkt des US-Geheimdienstes im Zentrum Australiens, von den USA genutzt werde, um die Israelis in ihrem Krieg gegen Gaza mit Informationen in Echtzeit zu versorgen. Pine Gap wird gemäss Loewensteil seit Jahrzehnten für die US-Kriegsführung im Irak und in Afghanistan genutzt.
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Antony Loewenstein hat unter anderem für die New York Times, The Guardian, Haaretz, The Washington Post, The New York Review of Books und CounterPunch geschrieben. Er ist Autor des Buches «The Palestine Laboratory: How Israel Exports the Technology of Occupation Around the World».