Die Militärschule war grossartig,
vor allem für Führungsaufgaben,
und dann war ich zwei Jahre in Vietnam.
Robert Kiyosaki
Liebe Leserinnen und Leser
Die von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigte «Zeitenwende» und die entsprechende von Propaganda getriebene Kriegswirtschaft erfordern Soldaten. Und wenn keine Wehrpflicht besteht, muss um die Krieger geworben werden. Damit sich die Bürger für diese Tätigkeit in Olivgrün begeistern, schnappt man sie sich am besten, wenn sie jung sind und ihr kritisches Denken noch nicht entwickeln konnten – auch die Schule selbst versucht ja, dieses zu unterbinden.
So berichtete die tagesschau kürzlich, dass immer mehr Schulen Soldaten in den Unterricht einladen. Das geschehe aber «nicht, um für den Beruf zu werben, sondern um über Sicherheitspolitik zu sprechen». Soso. Der Sender streut dann naive Zweifel ein, indem er fragt: «Kann das überhaupt klar getrennt werden?»
Der junge, blonde und gutaussehende Hauptmann Jos Meinköhn habe zum Beispiel am Lise-Meitner-Gymnasium in Geldern von seinem BWL-Studium bei der Bundeswehr erzählt, inklusive Auslandssemester an einer US-Militärakademie und anschliessendem NATO-Einsatz in Litauen, so die tagesschau. Auch Meinköhn zufolge ist «die Präsentation seines Werdegangs keine Werbung für den Beruf».
Anscheinend machte der Hauptmann seinen Job gut, denn eine Schülerin soll sich im Anschluss über den Beruf des Soldaten informiert gefühlt haben. Aber es habe «sich nicht so angefühlt, als würde mir hier jemand einen Job verkaufen wollen». Einen Schüler, der Fragen zu den Zugangsvoraussetzungen für die Offizierslaufbahn stellte, verwies Meinköhn derweil auf die Karriereseite der Bundeswehr.
Wie der Sender mitteilt, arbeiten Jugendoffiziere wie Meinköhn für den Informationsdienst der Bundeswehr. Sie würden vor allem von Schulen eingeladen und «sollen als Referenten für Sicherheitspolitik über Ziele und Interessen der Bundeswehr im Ausland informieren und über Einsatzmöglichkeiten im Inland sprechen». Oberstleutnant Ulrich Fonrobert, Leiter der Informationsarbeit im Landeskommando Nordrhein-Westfalen, bezeichnet Jugendoffiziere als die «Speerspitze der Öffentlichkeitsarbeit», da sie bestens ausgebildet seien und meist ein Politikstudium oder ähnliches absolviert hätten.
Allein 2022 hätten diese Offiziere 4308 solcher Vorträge an Schulen und vereinzelt auch an Universitäten gehalten. Vor der «Pandemie» seien es rund 3350 pro Jahr gewesen. Meinköhn vermutet, dass dieser Anstieg mit der russischen Invasion in die Ukraine zusammenhängt, was das Interesse der Schulen verstärkt habe. Die Vorträge richten sich gemäss der tagesschau an Schüler ab der 9. Klasse. Sie umfassen auch Truppenbesuche und Ausflüge mit Übernachtung sowie Planspiele.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert jedoch die Arbeit der Jugendoffiziere und fordert «seit langem den Stopp der Rekrutierung Minderjähriger». Sie will den Einfluss der Bundeswehr an Schulen generell zurückzudrängen und Friedensinitiativen die gleichen Möglichkeiten geben, dort präsent zu sein. Laut Claudia Koch vom Bundeselternrat ist die Einstellung der Eltern zu Besuchen der Bundeswehr uneinheitlich.
«Proaktiver» als die Bundeswehr macht sich die US-Army an die Jungen heran. Auf der offiziellen Website ihres Recruiting Command (USAREC), das für die Rekrutierung der Armee und der Armeereserve zuständig ist, ist unter dem Titel «Partner in der Bildung!» zu lesen:
«Die US-Army hat ein strategisches Interesse daran, mit Pädagogen zusammenzuarbeiten, um die akademischen Leistungen der Schüler zu verbessern und sie auf den Erfolg in der Schule und danach vorzubereiten. Aus diesem Grund hat die US-Army in erheblichem Umfang in zahlreiche Bildungs- und Karriereressourcen investiert, die für Schulen, Schüler und Familien im ganzen Land kostenlos sind. Es besteht keine Verpflichtung zur Nutzung der Programme.»
Die Ressourcen würden von Vorbereitungskursen für Aufnahme-Tests in die US-Army und Colleges bis hin zu «Aktivitäten im Zusammenhang mit Führung, Teambildung, Belastbarkeit, körperlicher Fitness (...) und vielem mehr» reichen. Und weiter:
«Durch die Zusammenarbeit mit örtlichen Schulen hat die US-Armee die Möglichkeit, mit der Gemeinschaft in Kontakt zu treten und etwas zurückzugeben!»
Wir lernen also: Die US-Army ist eine altruistische, philanthropische Organisation. George Orwell dreht sich unterdessen im Grabe um.
Die US-NGO American Civil Liberties Union (ACLU) sieht das nämlich anders: Die Bürgerrechtsunion beanstandet, dass öffentliche Schulen «als erstklassige Rekrutierungsbasis für das Militär» dienen. Die allgemein akzeptierten Verfahren des US-Militärs für die Rekrutierung von Highschool-Schülern würden «eindeutig» gegen das UN-Fakultativprotokoll über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten verstossen, das die USA im Dezember 2002 ratifiziert haben. Dieses soll die Rechte der unter 18-Jährigen vor militärischer Rekrutierung und Kriegseinsätzen schützen und ehemaligen Kindersoldaten grundlegende Schutzmassnahmen garantieren.
Das auch von Deutschland ratifizierte Protokoll legt fest, dass das absolute Mindestalter für die freiwillige Rekrutierung 16 Jahre beträgt. Die USA haben erklärt, das Mindestalter auf 17 Jahre zu erhöhen, mit speziellen Mindestgarantien für die Rekrutierung von 17-Jährigen, einschliesslich der Zustimmung der Eltern oder des Vormunds und der umfassenden Information der Jugendlichen über die Pflichten des Militärdienstes.
Laut ACLU rekrutieren die US-Streitkräfte trotzdem regelmässig Jugendliche unter 17 Jahren, oft direkt an Schulen und auf Schulgeländen. Die Rekrutierung von unter 18-Jährigen verstosse ebenfalls häufig gegen die Mindestgarantien des Protokolls. Die ACLU begründet diese Verstösse mit der Notwendigkeit, Rekrutierungsquoten zu erfüllen, die zu aggressiven Methoden führe. Das Fehlen einer klaren Politik zur Umsetzung des Protokolls ermögliche es Rekrutierern oft, sich unrechtmässig zu verhalten. Für das Pentagon ist der Umgang mit den Eltern rekrutierungswilliger Jugendlicher das grösste Hindernis.
Indem die Schulen es Militärangehörigen erlauben, in ihren Institutionen für die Armee zu werben, bestätigen sie ihren wahren Zweck: indoktrinierte und gefügige Bürger aufzuziehen. Und sie kehren im Grunde zu ihren Ursprüngen zurück, denn neben den kirchlichen Priesterseminaren entstammt unser Schulsystem auch den Militärakademien. Als der preussische König Friedrich Wilhelm I. 1717 die Schulpflicht einführte, versprach er sich davon jedenfalls auch gute Untertanen. Dazu gehört Kriegswilligkeit. Strukturell ist unser Bildungssystem seit damals ein Drill, inhaltlich eine Konditionierung geblieben.
Herzlich
Konstantin Demeter
***********************
Hinweise:
Herzlichen Dank an alle, die Transition News treu unterstützen und damit unsere Arbeit und Unabhängigkeit erst ermöglichen!
***********************
Transition News-Jahrbuch 2023
Es freut uns sehr, mitteilen zu dürfen, dass unser neues Jahrbuch 2023 erschienen ist. Das übergeordnete Thema ist die Spaltung der Gesellschaft und wie sich diese überwinden lässt.
Das Buch aus einer Sammlung der besten Beiträge von Transition News aus dem vergangenen Jahr. Hinzu kommen Gastbeiträge von bekannten Autoren, darunter Milosz Matuschek, Christian Kreiß, Ernst Wolff und Christoph Pfluger. Zu den untergeordneten Themen gehören Krieg, Corona, Wirtschaft, Klima, künstliche Intelligenz und die Gender-Ideologie.
Unser Jahrbuch bieten wir hier zum Verkauf an. Als Geschenk werden es Grossspender und diejenigen erhalten, die ein Spenden-Abo lösen.
***********************
Hier finden Sie unsere neuen Podcasts.
***********************
Transition TV: WHO, Demos, Kriegsfinanzierung und die Hoffnung auf Frieden – Stand der Dinge am 14. März 2024
Vier Jahre nach dem Lockdown erzählen die Menschen, was sie in der Pandemie gelernt haben, und sie gehen wieder auf die Strasse – und vieles mehr zum Stand der Dinge
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
***********************
Die neue Ausgabe von «DIE FREIEN» ist da!
Haben Sie sich jemals gefragt, ob das, was Sie berühren können, alles ist, was existiert? Unsere neuste Ausgabe von «DIE FREIEN» entführt Sie auf eine aufregende Entdeckungsreise durch die Welt der Materie – und darüber hinaus.
Diesmal mit dabei: Monika Hausammann, Christoph Pfister, Volker Mohr, Olivier Kessler, Prof. Dr. Stefan Hockertz, Veronica Baumann, Martin Hartmann, Robin Bär, Josua Romano, ZeeRock, Linus Maeder, Oliver Wittwer u.v.m.
Bestellen Sie gleich hier
***********************