Denn was ist eine Novelle anders
als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit.
Dies ist der eigentliche Begriff, und so vieles,
was in Deutschland unter dem Titel Novelle geht,
ist gar keine Novelle, sondern bloß Erzählung
oder was Sie sonst wollen.
Johann Wolfgang von Goethe
Liebe Leserinnen und Leser
Das Jahr ist kaum drei Wochen jung und schon sind wir – oder die meisten von uns – wieder im alten Trott. Das Weltgeschehen nah und fern hält uns auf Trab: Gaza, Ukraine, Bauernproteste in Deutschland, Vorwahlen in den USA, extreme Ungleichheit weltweit, Klimapanik, Künstliche Intelligenz, … und jetzt natürlich: das absurde WEF-Theater inklusive eines neuen «Pandemie»-Drehbuchs.
Wir berichten laufend über all diese Themen. Aber es ist wichtig, den Blick auch einmal wieder davon abzuwenden und sich anderen Themen oder dem grösseren Gesamtbild zuzuwenden. Dafür eignet sich ganz hervorragend ein (gutes!) Buch, sei es nun ein Sachbuch oder – meiner Ansicht nach noch wesentlich besser – gute, weil zeitlos gültige Literatur.
Leider komme auch ich mittlerweile viel zu selten zum Lesen von Büchern, obgleich ich quasi permanent von Büchern umgeben bin. Dennoch hier eine Empfehlung, die gerade auch für diejenigen interessant sein könnte, die ebenfalls selten Zeit haben, stundenlang zu lesen:
Bereits im November ist das neue Buch des Schaffhauser Autors Volker Mohr im Loco-Verlag erschienen. Es handelt sich um eine Novellensammlung mit dem Titel «Sie kommen!». In zehn Novellen, die tatsächlich diesen Namen verdienen, erzählt Volker Mohr virtuos von wahrlich unerhörten Begebenheiten.
Dazu ist vorab anzumerken, dass die Novelle eine der schwierigsten und interessantesten literarischen Gattungen überhaupt ist. Es handelt sich keineswegs um eine blosse Erzählung oder Kurzgeschichte, auch nicht um einen kürzeren Roman. Die Novelle ist gewissermassen Prosa in hochverdichteter Form. Bereits Goethe hat eine (bis heute gültige respektive diskutierte) Definition dafür geliefert, die jedoch ebenso Auslegung verlangt wie die Novelle selbst. Literaturwissenschaftler wiederum zerbrechen sich die Köpfe und schreiben ganze Abhandlungen über die Form der Novelle und deren Merkmale.
Zugegeben: Wäre ich noch im akademischen Betrieb, die Novelle als literarische Form wäre eines meiner Lieblingsforschungsthemen. In meinen Augen ist sie eine Art Königsdisziplin.
Doch zurück zum Buch von Volker Mohr: Besonders angetan hat es mir die Novelle mit dem Titel «Der Neubau». Die Protagonistin Elvira Lind erlebt dort Schritt für Schritt das Übergreifen der Bürokratie in den Bereich der Architektur und schliesslich in ihre eigene Existenz.
Als einfache Verwaltungsangestellte ist sie mit dem bekannten Phänomen konfrontiert, dass zunächst die Büros und dann das gesamte Gebäude zu klein werden für die vielen Angestellten. Wer, wie ich, einmal an einer Universität in Deutschland gearbeitet hat, wird eine plastische Erfahrung damit verbinden. In der Tat musste ich bei der Novelle immer wieder an ein bestimmtes Universitätsgebäude denken. (Aber das ist nur meine private Assoziation.)
Schliesslich wird dann angebaut, gar ein Neubau muss her. Bis es zuletzt kein Entrinnen aus dem architektonisch-bürokratischen Labyrinth mehr gibt (die Literaturkennerin fühlt sich wiederum stark an Franz Kafka erinnert):
«Elvira erhob sich und begab sich erneut zum Haupteingang. Aber es war wie beim letzten Mal: Sie gelangte lediglich in ein anderes Gebäude. Auch die diversen Gänge, die sie nun abschritt, führten nicht auf einen Ausgang zu. Schliesslich ging sie zurück in ihr Büro. Sie stellte sich ans Fenster und blickte hinaus. Hinaus? Nein. Sie blickte in einen überdachten Hof, der als Treppenhaus diente und mehrere Etagen erschloss. (...)»
Nun, in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Lektüre, und dass Sie im richtigen Leben stets den Weg nach draussen im Blick behalten.
Herzlich
Susanne Schmieden
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Intelligent – kann Maschine Mensch sein? Ausgabe 175 des Zeitpunkt
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