Eine zeitgeistgemässe Sprache
ist noch lange keine zeitgemässe Sprache.
Stefan Fleischer
Liebe Leserinnen und Leser
Keine Sorge, dies ist keine Anleitung zum richtigen Gendern. Das wäre auch unmöglich, denn ich kann das gar nicht – wie man unschwer erkennen wird. Vermutlich bin ich da nicht der*die Einzige.
Zum Glück brauche ich auch nicht allzu häufig Gendersprache zu lesen. Wenn es doch einmal sein muss, kostet es mich Mühe, denn dieses Verbiegen der deutschen Sprache widerspricht ganz einfach meinem ästhetischen Empfinden.
Gegen das Bestreben, mit der Sprache «nicht zu diskriminieren», ist prinzipiell absolut nichts einzuwenden. Allerdings gibt es für (nicht nur) sprachliche Herabwürdigung und Ausgrenzung deutlich offensivere Mittel und Wege als ausgerechnet die Grammatik. Häufig findet man solche agressiven Beispiele gerade bei Personen, die ansonsten – ganz woke – behaupten, durch Gendersternchen und Ähnliches könne und müsse man Diskriminierung vermeiden. Einige beeindruckende Exempel sind im «Archiv für Corona-Unrecht» festgehalten.
In jedem Fall darf man nicht das grammatische Geschlecht mit dem biologischen verwechseln. Beide sind zweifelsfrei nicht synchronisiert, vermutlich in keiner Sprache. Biologisch gibt es zwei, aber grammatisch haben wir nunmal im Deutschen drei Geschlechter. Und «Probleme» der Zuordnung existieren nicht nur bezüglich maskulin und feminin, oder zwischen «der» und «die». Oder meinen Sie, alle Mädchen fühlen sich glücklich mit dem Artikel «das»? Und im Plural könnten ebenfalls persönliche Befindlichkeiten betroffen sein, wenn wir «die Männer» sagen – ein reichlich feminin klingender Artikel.
Aber ganz abgesehen davon ist das Gendern nicht nur unschön, sondern auch reichlich kompliziert, zumindest in der deutschen Sprache. Denn wenn man es so überlegt, wären ja nicht nur die Nomen «geschlechtsneutral» anzupassen, sondern auch etliche Wörter, die von diesen abhängen. Da hätten wir zum Beispiel Artikel (auch unbestimmte), Personal-, Possessiv-, Demonstrativ- und Relativpronomen sowie Adjektive. Also was machen wir mit «sie/er», «sein/ihr», «diese/dieser» oder «welcher/welche»?
Spätestens beim Deklinieren wird die Sache dann richtig interessant, speziell im Singular. Ist das schon nach den geltenden Regeln nicht nur für Deutschlerner*:Innen eine echte Herausforderung, so stelle man sich dieses Thema mit integrierter «Genderierung» vor. Trotzdem wird das jedoch betrieben, und es finden sich diverse (wie passend) Ansätze und Vorschläge für «Genderschreiblösungen». Hier eine kleine Auswahl, ich empfehle auch den Versuch, das laut zu lesen:
- Der*die Ärzt*in (oder Arzt*in?) behandelt den*die Patient*in.
- Ein*e junge*r Mechaniker*in / jedem*r junge*n Mechaniker*in
«Genderneutrale» Pronomen oder Adjektive werden ebenfalls komplett neu erfunden. Das Spanische kennt im Prinzip nur die Signale «a» für feminin und «o» für maskulin. Man sieht inzwischen aber auch «les niñes» oder «tod@s junt@s» als pseudo-neutrale Formen. Eine besonders kreative Liste von Pronomen für die deutsche Sprache fand ich in einem Wiki, da gibt es unter anderem «bla, et, nin, dey, er_sie, xier, they, zier», inklusive Deklination.
«Neo-Artikel» scheinen mir noch der praktischste Ansatz zu sein. Vielleicht eher nicht das «dier», das ich mal irgendwo sah. Aber der türkischstämmige Komiker Kaya Yanar hat bereits vor vielen Jahren den Vorschlag gemacht – angelehnt an das englische «the» und inspiriert durch die Pragmatik von Ausländern –, für das Deutsche den Universalartikel «de» einzuführen (schönes Video übrigens). Das wäre doch super. Wenn wir dann noch die ganze Deklination vergessen, haben wir eine Sprachreform, die den Namen verdient.
Das einzige Problem, das ich bei diesem Ansatz sehe, ist der voraussagbare Vorwurf der «kulturellen Aneignung». Schliesslich würde das auf britischen, türkischen und anderen kulturellen Wurzeln beruhen. Aber dann weiss ich auch nicht weiter.
Herzliche Grüsse
Andreas Rottmann
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