«UN-Experten berichten von ‹glaubwürdigen Anschuldigungen›, dass palästinensische Frauen und Mädchen in israelischer Haft sexuellen Übergriffen, einschliesslich Vergewaltigungen, ausgesetzt waren, und fordern eine umfassende Untersuchung.» Das berichtet The Guardian.
Wie das Expertengremium erklärte, gebe es Beweise für mindestens zwei Fälle von Vergewaltigung sowie weitere Fälle von sexueller Erniedrigung und Vergewaltigungsdrohungen. Reem Alsalem, die 2021 vom UN-Menschenrechtsrat (UNHRC) zur Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen ernannt wurde, sagte, das wahre Ausmass der sexuellen Gewalt könnte wesentlich höher sein. Alsalem:
«Wir werden vielleicht lange Zeit nicht wissen, wie hoch die tatsächliche Zahl der Opfer ist.»
Sie wies zudem darauf hin, dass bei den Opfern eine weit verbreitete Zurückhaltung bestand, sexuelle Übergriffe zu melden, weil sie Repressalien fürchteten.
Nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober 2023 habe es, so Alsalem weiter, eine Welle von Verhaftungen palästinensischer Frauen und Mädchen gegeben, die dazu geführt hätte, dass in israelischen Haftanstalten immer schrankenloser sexuelle Übergriffe stattgefunden hätten. Alsalem:
«Ich würde sagen, dass die Gewalt und die Entmenschlichung von palästinensischen Frauen, Kindern und Zivilisten während dieses Krieges insgesamt normalisiert wurde.»
Die israelische Regierung habe derweil die Vorwürfe der sexuellen Gewalt gegen Palästinenser als «verachtenswerte und unbegründete Behauptungen» zurückgewiesen. Matthew Miller, der Sprecher des US-Aussenministeriums, wiederum habe gesagt, seine Regierung sei sich der Vorwürfe bewusst und habe die israelischen Behörden gebeten, die Vorwürfe zu untersuchen. Miller:
«Wir fordern Israel nachdrücklich auf, glaubwürdige Vorwürfe gründlich und transparent zu untersuchen und sicherzustellen, dass Missbrauch und Verstösse nicht ungestraft bleiben, und das wird auch weiterhin unsere Position sein.»
In ihrem Bericht, der am Montag vorgelegt worden sei, hätten die UN-Experten Folgendes erklärt:
«Wir sind besonders beunruhigt über Berichte, wonach palästinensische Frauen und Mädchen in Haft auch vielfältigen Formen sexueller Übergriffe ausgesetzt waren, wie z.B. nackt ausgezogen und von männlichen israelischen Armeeangehörigen durchsucht zu werden. Mindestens zwei weibliche palästinensische Gefangene wurden Berichten zufolge vergewaltigt, andere wurden mit Vergewaltigung und sexueller Gewalt bedroht.»
Die Experten erklärten darüber hinaus, dass auch Frauen und Mädchen von der weit verbreiteten Tötung palästinensischer Zivilisten nicht verschont geblieben seien. Angesichts der geschätzten Zahl von fast 30’000 Toten im Gazastreifen wiesen die Experten auf Berichte hin, wonach Frauen und Mädchen im Gazastreifen willkürlich getötet wurden, oft zusammen mit Familienangehörigen. Und weiter:
«Wir sind schockiert über die Berichte über die gezielte und aussergerichtliche Tötung von palästinensischen Frauen und Kindern an Orten, an denen sie Zuflucht gesucht haben oder auf der Flucht waren. Einige von ihnen hielten Berichten zufolge weisse Tücher in der Hand, als sie von der israelischen Armee oder mit ihr verbundenen Kräften getötet wurden.»
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