Wahrheit leidet oft mehr
durch den Übereifer ihrer Verteidiger
als durch die Argumente ihrer Gegner.
William Penn
Liebe Leserinnen und Leser
Wokeness ist in. Zumindest gilt das für Grosskonzerne. Sie haben seit geraumer Zeit das Sich-Woke-Geben als famoses Marketing-Instrument entdeckt. Es werden Unsummen in PR-Abteilungen gesteckt, um sich «richtig» im Zeitgeist zu positionieren.
Erst war es das Green Washing (Beispiel: McDonald’s mit dem grünen Logo), dann die Impf-Propaganda und nun positioniert sich das Grosskapital als Woke-Freund.
Im Pride-Monat Juni sponsern zahlreiche Konzerne diverse öffentliche Happenings zum Thema. In Zürich etwa machen helvetische Grossbanken und Vertreter von Big Pharma mit (wir berichteten).
Schliesslich will man mit den United Nations Development Goals konform gehen. Konnten eigentlich jemals Bürger ihre Meinung zu dieser elitären Agenda abgeben, ob sie das überhaupt wollen?
Man glaubt, dadurch, dass man auf der «richtigen» Seite steht, verbessert sich die Lage irgendeiner identitätspolitischen Gruppierung. Aber darum geht es den Konzernen gar nicht. Virtue Signalling mit Regenbogen-Firmenlogos im Internet und entsprechend «Flagge zeigen» ist günstiger als eine vernünftige Personalpolitik.
Gehört es zu den Angelegenheiten von Privatunternehmen, sich um die öffentliche Moral zu scheren, wo sie doch allzu oft selbst dagegen verstossen? Die Schweizer Grossbank UBS findet: Ja.
Wie der Finanzmulti wissen will, fühlte sich offenbar die Mehrheit der Mitarbeiter unwohl, weil Männer aufs Männer-Klo und Frauen aufs Frauen-Klo gehen. Auf diesen Schluss muss man kommen, wenn die UBS die nun in der Schweiz eingeführten All-Gender-Toilets erklärt.
Was nun, wenn es eine Minderheit gibt, die getrennte Toiletten bevorzugt? Wird auf diese auch Rücksicht genommen? Rücksicht ist ja das schlagende Argument für die Gemeinschaftstoilette. So heisst es:
«Our firm is committed to fostering a culture of belonging and ensuring that everyone feels comfortable, safe and respected within our spaces.»
Ich habe mich noch nie von Frauen ausgeschlossen gefühlt, nur weil ich deren Toilette nicht benutzt habe. Muss man gemeinsam die Notdurft verrichten, damit man sich «wohl» fühlt? Auf solche Formen von pädagogischem «inclusive space» kann ich verzichten.
Erst recht, wenn sich ein Top-Down-Ansatz in paternalistischer Erziehungsmanier hinter euphemistischer Sprachverwursterei versteckt und es wieder einmal «nur gut» meint.
Nicht, dass es früher nicht auch Gemeinschaftstoiletten gab. Das war lange Standard. Man kann schon sagen, dass gerade die Einführung getrennter Toiletten im industriell-viktorianischen Grossbritannien des 19. Jahrhunderts die Unterschiede erst sichtbar(er) gemacht hat. Auf das will ich aber nicht hinaus.
Es sind die immanenten Widersprüche der vermeintlichen Argumente, die sich im infiniten Regress verstricken. Denn häufig sind es diejenigen, die sexuelle Toleranz fordern, die nicht akzeptieren, wenn ihre Ansichten von anderen nicht geteilt werden. Intolerante Toleranz. Toleranz militant einzufordern, hat etwas Totalitäres.
Die ostentative Zurschaustellung von sexueller Andersartigkeit unterliegt unter umgekehrten Vorzeichen der gleichen Logik wie die Gender-Toilette: Gerade durch das Artikulieren der Unterschiede schafft man neue spaltende Kategorien.
Man schafft die Probleme, die man vorgibt zu bekämpfen, gleich selbst mit. Man ist Brandstifter und Feuerwehr. Ein erträgliches und staatlich gefördertes Geschäftsmodell, womit sich Karriere machen lässt.
Dabei wäre dies gar nicht nötig. Eine Verfassung mit den entsprechenden Grundrechten ist ausreichend. Damit sind alle Menschen angesprochen. Daher braucht man gar nicht Rückgriff auf postmoderne Ideologien zu nehmen und die Menschen auch nicht danach umzuerziehen.
Herzliche Grüsse
Armin Stalder
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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