Die aktuellen Vorfälle an der Universität Bern – Tweets, die den Hamas-Angriff auf Israel loben, und mögliche Interessenkonflikte am betreffenden Institut – haben zu einem Shitstorm geführt.
Ein Dozent des Instituts für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften hatte nach dem Angriff der Hamas auf Israel gewaltverherrlichende Tweets veröffentlicht. Die Universität sah sich mit wachsendem öffentlichen Druck und Sicherheitsbedenken konfrontiert und entschied schliesslich, den Dozenten freizustellen. Dieser darf nicht mehr unterrichten und hat ein Zutrittsverbot zur Uni. Bezahlt wird er aber weiterhin. Dies war diese Woche in Schweizer Medien zu lesen (hier und hier).
Die Anstellung des nun umstrittenen Dozenten wirft auch deshalb Fragen auf, weil die Ehepartnerin des Ägypters, Serena Tolino, die Leiterin des Instituts ist. Die Universität erklärt, dass Tolino die Anstellung beantragt habe, sie aber nicht selbst die Anstellungsentscheidung getroffen habe. Es seien Vorkehrungen getroffen worden, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
Der Druck auf Serena Tolino nimmt zu, insbesondere wegen ihrer verharmlosenden Reaktion auf die gewaltverherrlichenden Tweets ihres Ehepartners. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund hält sie für nicht mehr tragbar, da sie die klare Grenzüberschreitung nicht erkannt und sich nicht dagegen positioniert habe.
Die Universität Bern distanziert sich zudem nur zögerlich von Tolinos Reaktion. Es wurde auch aufgedeckt, dass Serena Tolino selbst heikle Tweets geliked hat, die den palästinensischen Widerstand als legitim darstellen. Diese Aktivitäten sind Teil der laufenden Untersuchungen rund um das Institut und dessen Leiterin.
Trotz dieser Vorfälle werden die Kurse unter der Leitung von Serena Tolino am Institut vorerst weitergeführt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Gender, Sexualität, Sklaverei, Islamisches Recht und der Geschichte Ägyptens. Der Nahostkonflikt gehört nicht zu ihren Forschungsschwerpunkten, obwohl sie 2016 eine Kampagne der Bewegung BDS – Boycott, Divestment, Sanctions (deutsch: Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen) unterstützt hat. Die Bewegung gilt als antisemitisch beeinflusst.
Insgesamt wird die Universität Bern mit Forderungen nach Entlassungen und einer gründlichen Untersuchung des Instituts konfrontiert, da sowohl der umstrittene Dozent als auch seine Ehefrau, die Institutsleiterin, in die Vorfälle verwickelt sind.
Kommentar Transition News: Angefangen bei der ersten Intifada Ende der 80er-Jahre hat sich in der Schweiz eine gewissen Toleranz für terroristische Aktivitäten der Palästinenser ergeben. Das war früher anders: Zu Beginn des israelischen Staates wurde dieser mit grosser öffentlicher Sympathie bedacht. Zusätzlich gab es bis in die 70er-Jahre in der Schweiz mehrere palästinensische Terrorangriffe, von denen das Land seither verschont geblieben ist.
Diese Toleranz geht so weit, dass die Hamas in der Schweiz bisher völlig legal operiert, im Unterschied zu den USA oder der EU, und der Bundesrat erst jetzt deren Verbot erwägt.
Dass die Hamas eine fundamentalistische Terrororganisation ist, die Israel zerstören will, ist bekannt. Sympathisanten wie der grüne ehemalige Badener Stadtpräsident Geri Müller meinen aber, dass es sich dabei nicht um Terroristen handele. Dass die meisten Palästinenser Israel das Existenzrecht absprechen, ist auch allgemein bekannt – ausser vielleicht bei der Freundschaftsgesellschaft Schweiz–Palästina und deren Präsidenten Carlos Sommaruga sowie dem Mitglied Fabian Molina, beides Parlamentarier der Sozialdemokraten.
Dass Israel hingegen eine Zweistaatenlösung ablehnt und die Palästinenser auf immer engeren Raum einpfercht, wird jedoch immer betont.
Diese Toleranz wurde auch insoweit gefördert, als im politisch linken Spektrum militant muslimischen Strömungen und der Propagierung nicht nur dieser Religion, sondern auch der entsprechenden, im Westen als sehr konservativ empfundenen Lebensart, überraschend viel Verständnis entgegengebracht wird.
Es verfestigt sich deshalb der Eindruck, dass am Institut für Studien zum Nahen Osten jahrelang weggeschaut wurde und dem Dozentenpaar von der Universitätsleitung mit grossem Wohlwollen begegnet wurde. Vielleicht waren es auch die modischen Forschungsthemen Gender, Sexualität, Sklaverei und islamisches Recht, die zu diesem Wohlwollen geführt haben.
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