Schon im Mai dieses Jahres hat eine Studie einen Zusammenhang zwischen niedrigem Vitamin D-Spiegel und der Anzahl COVID-19-Fälle sowie den Sterblichkeitsraten in 20 europäischen Ländern festgestellt.
Italien und Spanien hatten beide hohe COVID-19-Sterblichkeitsraten zu verzeichnen und die Studie zeigte, dass die Menschen beide Länder einen niedrigeren durchschnittlichen Vitamin-D-Spiegel aufweisen als die meisten nordeuropäischen Länder. Dies liegt vermutlich daran, dass Menschen in Südeuropa, insbesondere ältere Menschen, starke Sonneneinstrahlung vermeiden und ihre Hautpigmentierung die natürliche Vitamin-D-Synthese verringert.
Die höchsten durchschnittlichen Vitamin D-Spiegel sind in Nordeuropa zu finden. Dort werden bekanntlich Lebertran und seit längerem – vor allem im Winter – auch Vitamin D-Präparate konsumiert. Möglicherweise verwenden die Nordeuropäer auch weniger Sonnenschutzmittel.
Die skandinavischen Länder haben die niedrigste Anzahl COVID-19-Fälle und die geringsten Sterblichkeitsraten pro Kopf der Bevölkerung in Europa.
Vitamin D moduliert die Reaktion der weissen Blutkörperchen und verhindert, dass sie zu viele Zytokine freisetzen. Es ist bekannt, dass das COVID-19-Virus einen Überschuss an entzündungsfördernden Zytokinen verursacht.
Dr. Lee Smith, Referent für körperliche Aktivität und öffentliche Gesundheit an der Anglia Ruskin University, Grossbritannien: «Es wurde gezeigt, dass Vitamin D vor akuten Infektionen der Atemwege schützt und ältere Erwachsene, die Gruppe mit dem grössten Mangel an Vitamin D, sind auch diejenigen, die am stärksten von COVID-19 betroffen sind.»
«Eine frühere Studie ergab zudem, dass 75% der Menschen in Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen einen starken Vitamin-D-Mangel hatten.»
Eine andere Studie wurde im September 2020 an der Reina Sofia Universität in Cordoba, Spanien, durchgeführt. Die Studie umfasste 76 Patienten, die mit COVID-19 hospitalisiert waren. Ihr klinisches Bild wies auf eine akute Atemwegsinfektion hin. Alle Patienten erhielten die gleiche Standardbehandlung, eine Kombination aus Hydroxychloroquin und Azithromycin.
50 Patienten erhielt zusätzlich Vitamin D3 in Form von Calcifediol, orale Einnahme.
26 Patienten erhielt kein Calcifediol.
Im Ergebnis zeigt diese Studie, dass die Verabreichung einer hohen Dosis von Vitamin-D, die Notwendigkeit einer Intensivbehandlung von Patienten signifikant verringert.
Erwähnenswert ist auch eine Studie aus Israel.
Diese wurde unter den 4,6 Millionen Mitgliedern des Clalit Health Services (CHS) durchgeführt. Man fand einen signifikanten Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin D-Spiegeln und dem Risiko an Covid-19 zu erkranken, wobei das höchste Risiko bei einem schweren Vitamin D-Mangel beobachtet wurde.
Eine signifikante Schutzwirkung wurde bei Mitgliedern beobachtet, die in den letzten 4 Monaten flüssiges Vitamin D in Form von Tropfen eingenommen hatten.
Über die richtige Vitamin-D-Dosierung sind sich die Fachleute nicht einig. Die Klinik für Geriatrie des Universitätsspital Zürich empfiehlt älteren Patienten eine Vitamin D Supplementation von 800 IE / Tag.
Der amerikanische Arzt und Vitamin-D-Spezialist Dr. Michael F. Holick
rät seinen Patienten zu Dosierungen von 4’000 bis 10’000 IE / Tag, je nach Alter und aktuellem Vitamin-D-Spiegel. Solch hohe Dosierungen sollten allerdings nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Kommentar der Redaktion:
Vitamin D scheint in der Lage zu sein, die Schwere der Erkrankung zu verringern, aber grössere Studien mit noch besser abgestimmten Gruppen sind erforderlich, um eine endgültige Antwort zu erhalten. Zudem muss erwähnt werden, dass Korrelation nicht unbedingt Kausalität bedeutet. Weitere Forschungen sind also notwendig. Leider ist mit Vitamin D nicht viel Geld zu verdienen. Dementsprechend gering ist das Interesse der Pharma-Industrie, intensiv die Wirksamkeit des Sonnenvitamins zu erforschen. Hier müsste endlich das BAG aktiv werden und entsprechende Untersuchungen initiieren.