Anmerkung der Redaktion: Transition News ist um ausgewogenen Journalismus bemüht. Da wir bislang eher Beiträge über den Konflikt zwischen Israel und Palästina veröffentlicht haben, die als «pro-palästinensisch» angesehen werden können, lassen wir an dieser Stelle ausdrücklich die israelische Seite zu Wort kommen.
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Nach dem Angriff der Hamas erörtert die stellvertretende Chefredakteurin der Jerusalem Post, Tovah Lazaroff, die Möglichkeit einer Wiederbesetzung des Gazastreifens durch Israel. Seit Jahren werde darüber diskutiert, ob Israel den Gazastreifen wiederbesetzen sollte, um die ständige Bedrohung durch den Raketenbeschuss der Terrororganisation zu beenden. Der ehemalige Verteidigungsminister Avigdor Liberman habe sich für diesen Ansatz ausgesprochen und argumentiert, es sei die einzige Möglichkeit, die Bedrohung zu beseitigen.
Laut Lazaroff habe Israel in der Vergangenheit, aus Sorge vor den menschlichen Kosten und der internationalen Reaktion, von einer Wiederbesetzung des Gazastreifens abgesehen. Stattdessen habe das Land seit dem Rückzug der Streitkräfte (IDF) im Jahre 2005 eine Eindämmungspolitik verfolgt, die sich darauf konzentrierte, die militärische Bedrohung durch die Hamas einzuschränken, aber nicht zu beseitigen. Die Journalistin stellt fest, dass sich dieses Paradigma möglicherweise geändert habe, nachdem die Hamas Hunderte von Menschen getötet und Geiseln genommen hat. Die Journalistin erklärte:
«Es war fast so, als ob die Hamas Israel durch ständige Drohungen mit Raketenbeschuss und Krieg als Geisel hielt.»
Lazaroff sieht Argumente, die für einen erneuten israelischen Einmarsch in den Gazastreifen sprechen. Aus militärischer Sicht könnte dies notwendig sein, um Israels Sicherheit und Abschreckung nicht nur gegenüber der Hamas, sondern auch gegenüber anderen regionalen Feinden zu gewährleisten. US-Präsident Joe Biden habe deshalb betont, wie wichtig es sei, einen grösseren Konflikt zu verhindern und angedeutet, Israel militärisch zu unterstützen.
Darüber hinaus würden Experten wie der israelische Generalmajor der Reserve Yaakov Amidror davon ausgehen, dass die Hamas nur durch eine Kombination aus Luft- und Bodenoperationen besiegt werden könne. Die Zerstörung der militärischen Kapazitäten der Hamas könnte eine ständige Präsenz der israelischen Armee im Gazastreifen erfordern.
Die Existenz von Geiseln verkompliziert die Situation gemäss Lazaroff zusätzlich. Trotz der Herausforderungen und der möglichen Opfer könnte die israelische Öffentlichkeit höhere Kosten in Kauf nehmen, wenn dadurch ein weiterer Angriff verhindert und Leben gerettet werden könnten.
Gemäss Miri Eisin, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Instituts für Terrorismusbekämpfung (ICT) an der Reichman-Universität und Oberst a.D., müsse Israel möglicherweise den gesamten Gazastreifen zurückerobern, um die Geiseln zu befreien. Verhandlungen kämen nicht in Frage. Sie sagte:
«Das wird nicht ohne Bodentruppen enden.»
Laut Lazaroff könnte die internationale Gemeinschaft, die bisher gegen eine israelische Wiederbesetzung war, diese nun als Reaktion auf die wahllose Tötung von Zivilisten durch die Hamas unterstützen. Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung, Yuli Edelstein, schlage vor, den Gazastreifen in mehrere Gebiete aufzuteilen, von denen einige von der palästinensischen Behörde verwaltet werden könnten, nachdem die Hamas besiegt sei. Er teilte mit:
«Im Moment denke ich, dass die Mission darin besteht, alle militärischen und anderen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören. Nur wenn wir diese Herausforderung und dieses Ziel erreichen, wird es möglich sein, über die Zukunft des Gazastreifens zu sprechen. Jetzt muss es eine klare Botschaft geben, dass die Hamas kein Akteur mehr ist, weder in Gaza noch anderswo. Solange die Hamas ‹I am still standing› singt, wird sie ein Problem sein.»