Seit rund zwei Monaten kritisieren immer mehr Virologen, Epidemiologen, Mediziner und Statistiker mit sachlichen Argumenten die meisten Landesregierungen. Auch den Schweizer Bundesrat und dessen Umgang mit der Corona-Krise. Diesen Lockdown-Notrecht kritischen Geistern und ebensolchen Bürgern – oft in den Hauptmedien brachial diffamiert – wird es ein geringer Trost sein, dass zwei bislang wenig beachtete, aber brisante ETH-Studien ihre Kritik weitgehend bestätigen. Studien, die jetzt einer etwas breiteren Leserschaft behutsam und noch mit vorsichtigen Fragezeichen gemildert im Kontext präsentiert werden. Fraglos klar ist: Die Epidemie war in der Schweiz spätestens am 21. März unter Kontrolle. Trotzdem blieb das Land bis vor kurzem in der verordneten Lähmung.
Die erste ETH-Studie erschien bereits am 8. April und einige Zeitungen staunten, dass die Ansteckungsraten offensichtlich bereits vor dem Lockdown abflachten. Um dann aber sofort wieder dem bundesrätlichen Narrativ zu huldigen. So auch die ETH, die nachträglich den Titel der Studie ändern wollte. «Das beherzte Eingreifen des Bundesrats hat Wirkung gezeigt», lautete der irreführende Wunschtitel der Forscher. Ein seltsamer Vorgang, wie die Luzerner Zeitung in einer lesenswerten Zusammenfassung feststellt.