Am 12. Februar haben die Präsidenten Russlands und der USA, Wladimir Putin und Donald Trump, miteinander telefoniert. In einigen Nachrichten, die ich dazu hörte und las, hieß es auch, dass Putin dabei Trump nach Moskau eingeladen habe.
Angesichts dessen dachte ich, was für eine großartige Geste es wäre, der US-Präsident würde am 9. Mai in Moskau sein, wenn Russland den 80. Jahrestag des Sieges über den Faschismus im 2. Weltkrieg, dem Großen Vaterländischen Krieg, begeht. Auch weil ja damals die USA und Russland zusammen mit den anderen Alliierten Frankreich und Großbritannien die deutschen Faschisten besiegten.
Aber ich dachte auch, dass das doch ziemlich unwahrscheinlich wäre, so dass ich nur im engeren Familienkreis über diese Gedanken sprach. Doch seitdem vernehme ich mehr und mehr Hinweise dazu, dass es doch dazu kommen könnte, dass Trump vielleicht am 9. Mai neben Putin die Siegesparade abnimmt, gar mit Chinas Präsident Xi Jinping, der dazu eingeladen ist.
Im Folgenden trage ich mal einige der Anzeichen und Informationen dazu zusammen, damit wir nicht zu überrascht sind, falls es so kommt. Und wenn es nicht so kommt, zeigt es zumindest, was möglich wäre, wenn wieder friedliche Normalität in die internationale Politik einzieht.
Bereits am 13. Februar berichtete der deutsche Russlandexperte Alexander Rahr auf seinem Telegram-Kanal über Informationen beziehungsweise Gerüchte zu den russisch-US-amerikanischen Gesprächen, die «hinter den Kulissen» aufgetaucht seien. Rahr verfügt über Kontakte zu beiden Seiten und schrieb:
«9.5. Trump fliegt nach Moskau und nimmt an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs teil. Putin wird anschließend Washington besuchen.»
Das russische Onlinemagazin Reporter griff die Aussagen auf und berichtete am Folgetag darüber. Eine Woche darauf fragte das französische Magazin Le Point in seiner Online-Ausgabe «Wird Trump zum Gedenken an das Kriegsende in Moskau sein?»
In Europa werde ernsthaft überlegt, ob Trump am 9. Mai an der Seite von Putin in Moskau anwesend sein wird, hieß es. Das französische Magazin schrieb dabei von einem «Worst-Case-Szenario» des Netzwerks der französischen Militärattachés, wonach es «das Schlimmste» sei, wenn Trump am «Tag des Sieges» in Moskau sei.
«Wenn am 9. Mai 2025 der neue Deal zwischen den USA und Russland Bestand hat, wenn nichts die Einladung Trumps gefährdet, würden die Europäer den Kelch symbolisch bis zum letzten Tropfen austrinken und auf ihren Bildschirmen die Parade der russischen Truppen verfolgen, die vom US-Präsidenten begrüßt werden.»
Doch dieses «Worst-Case-Szenario» für die EU habe Trump vorerst ausgeschlossen, so Le Point. So hatte unter anderem die US-Zeitung Washington Times am 21. Februar gemeldet, der US-Präsident habe Berichte zurückgewiesen, wonach er am 9. Mai in Moskau sein werde.
Das Blatt zitierte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, der Journalisten gegenüber erklärte habe, dass Putin seinen US-amerikanischen Amtskollegen am 9. Mai gerne in Moskau begrüßen würde. Zugleich habe Peskow nicht bestätigt, dass ein Besuch von Trump geplant sei.
Das russische Onlineportal rbc.ru berichtete am 22. Februar, Peskow habe erklärt, über den möglichen Besuch von US-Präsident Trump am 9. Mai in Moskau sei noch keine Einigung erzielt worden. Der Kreml-Sprecher habe am 12. Februar bestätigt, dass der russische Präsident seinen US-Amtskollegen nach Moskau eingeladen hatte.
Im September 2024, vor den US-Präsidentschaftswahlen, hatte der Kreml laut rbc.ru ausgeschlossen, dass Vertreter «nichtbefreundeter» Staaten zum Tag des Sieges eingeladen werden. Die USA befinden sich seit 2021 auf der Liste dieser Staaten.
Der ehemalige US-Geheimdienstoffizier Scott Ritter hatte am 30. Januar auf der Online-Plattform X dem US-Präsidenten empfohlen, «eine hochrangige Delegation zu den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges am 9. Mai dieses Jahres» zu entsenden, «angeführt vom Vizepräsidenten und Verteidigungsminister».
Trump solle außerdem US-Soldaten an der Siegesparade auf dem Roten Platz teilnehmen lassen. Unter Amtsvorgänger Joseph Biden sei verhindert worden, dass US-Veteranen des Zweiten Weltkriegs an den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges in Moskau teilnehmen konnten.
Trump war in seiner ersten Amtszeit bereits nach Moskau zu den Feierlichkeiten zum 9. Mai 2020 eingeladen worden, wie 2019 unter anderem die Zeitung Washington Post berichtete. Damals habe der US-Präsident erwogen, bei der Militärparade auf dem Roten Platz dabei zu sein, was aber infolge der Corona-Krise nicht zustande kam.
Es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein US-Präsident zu einem solchen Anlass nach Moskau kommt. William Clinton war am 9. Mai 1995 der Einladung von Boris Jelzin gefolgt und auf dem Roten Platz dabei, als an den Sieg über den Faschismus erinnert wurde.
Vor fast 80 Jahren gab es in Berlin die bisher einzige gemeinsame Siegesparade der sowjetischen Armee mit ihren westlichen Alliierten: «Am 7. September 1945 hielten die Sowjetunion und die Westalliierten in Berlin eine gemeinsame Siegesparade ab», erinnerte die Moskauer Deutsche Zeitung 2020.
«Der heute weitgehend vergessene Aufmarsch ist die einzige große gemeinsame Siegesfeier der Sowjetunion und ihrer Verbündeten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.»
Allerdings waren 2010 auch Soldaten aus Großbritannien, Frankreich, Polen und den USA an der Parade in Moskau beteiligt, wie unter anderem das Magazin Spiegel online damals meldete. Demnach erklärte der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew:
«Heute paradieren Soldaten aus Russland, aus Ländern der früheren Sowjetunion und der Alliierten Mächte, um unsere gemeinsame Bereitschaft zur Verteidigung des Friedens zu demonstrieren.»
Der ungarische Journalist und Russland-Experte Gábor Stier schrieb in einem am 24. Februar auf Transition News erschienenen Beitrag, «es würde uns nicht wundern, wenn am 9. Mai bei der Militärparade in Moskau neben Wladimir Putin nicht nur Xi Jinping, sondern auch Donald Trump auf dem Podium stehen würde».
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