Die Empfehlungen für den Bereich Pflege «beruhen angesichts fehlender Daten meist auf Annahmen und Expertenkonsens», kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP) — im Wesentlichen, ohne pflegewissenschaftliche Expertise einzuholen. Die DGE fordert deshalb von den Förderinstitutionen Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Bundesgesundheitsministerium und Bundesforschungsministerium eine systematische pflegewissenschaftliche Forschung zum Infektionsgeschehen unter Covid-19 in der Langzeitpflege.
Gerade der besonders von Covid-19 betroffene Bereich der Langzeitpflege sei meist ohne Förderung erfolgt, schreibt die DGP. Zwar gebe es erste wichtige Erkenntnisse zur Versorgungssituation. Doch das Wissen zur Situation und den Rahmenbedingungen in der Langzeitpflege sei auch im vierten Quartal der Covid-19-Krise lückenhaft. Weiter schreibt die DGP:
«Bewohner*innen, Angehörige und Mitarbeiter*innen der Einrichtungen fühlen sich zu recht alleingelassen und hilflos. Auf die berechtigte Sorge vor einem Krankheitsausbruch und damit verbundenen schwer erkrankten Bewohner*innen kann angesichts fehlenden Wissens kaum angemessen reagiert werden. Dies führt zu lokal unangemessenen Strategien wie der Anwendung von freiheitseinschränkenden Massnahmen oder Besuchsverboten als vermeintlich ‹letzte Option›.»
Die von der DGP herausgegebene Leitlinie «Soziale Teilhabe und Lebensqualität in der stationären Altenhilfe unter den Bedingungen der Covid-19 Pandemie» habe einen ersten wissenschaftlichen Beitrag geleistet, eine weitere Leitlinie würde in Kürze veröffentlicht. Allerdings müsse diese weiterentwickelt werden. Laut DGE werde die in Deutschland zur Verfügung stehende pflegewissenschaftliche Expertise zu selten konsultiert:
«Symptomatisch erscheint hierbei, dass der Krisenstab bei der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) mit hochrangingen Wissenschaftler*innen besetzt wurde, aber ohne explizit pflegewissenschaftliche Expertise. Auch nach Insistieren u. a. durch die DGP, wurde dies nicht geändert.»