Eine neue Studie mit dem Titel «Radiofrequente elektromagnetische Felder und neurologische Entwicklungsergebnisse bei Säuglingen: Eine prospektive Kohortenstudie» hat eine der bislang deutlichsten Warnungen vor den Auswirkungen alltäglicher Funkstrahlung auf Babys ausgesprochen (hier und hier).
Im Gegensatz zu früheren Studien, die auf Umfragen zum Telefongebrauch basierten, hat dieses Team die hochfrequenten elektromagnetischen Felder (HF-EMF) in Wohnungen direkt gemessen – aus Quellen wie Mobilfunkmasten, WLAN-Routern, Schnurlostelefonen und Bluetooth-Geräten – und die tatsächliche Gehirn- und Motorikentwicklung von Säuglingen im ersten Lebensjahr verfolgt.
Das Ergebnis? Eine höhere Strahlenbelastung in der Wohnung stand in engem Zusammenhang mit Verzögerungen bei der Feinmotorik, der Problemlösungsfähigkeit und der sozialen Entwicklung – selbst nach Berücksichtigung des Geburtsgewichts, des Alters der Mutter und des Einkommensniveaus.
Die Wissenschaftler begaben sich mit einem professionellen Spektrumanalysator in die Wohnungen und maßen die gesamte RF-EMF aus allen Quellen in der Wohnumgebung – nicht nur von Mobilfunkmasten. Dazu gehörten:
- WLAN-Router (die oft rund um die Uhr in Betrieb sind)
- Schnurlose Telefone und ihre Basisstationen
- Bluetooth-Geräte wie Lautsprecher, Ohrhörer und Babyphone
- Mobilfunkmasten in der Nähe
- Smart-TVs, Tablets und Smart-Home-Hubs
Die Wohnungen wurden in drei Expositionsgruppen unterteilt:
- Niedrig: 0,62 mW/m² – typisch für Haushalte ohne WLAN, mit wenigen drahtlosen Geräten und minimalem Mobilfunkempfang in der Nähe.
- Mittel: 8,66 mW/m² – üblich in Haushalten mit einem einzigen ständig eingeschalteten WLAN-Router, gelegentlicher Bluetooth-Nutzung und mäßigem Mobilfunkempfang.
- Hoch: 32,36 mW/m² – häufig in modernen Haushalten mit mehreren drahtlosen Geräten (WLAN, Bluetooth, Smart Gadgets) und in unmittelbarer Nähe zu einem Mobilfunkmast.
Die Entwicklung der Säuglinge wurde anhand des Goldstandards «Ages & Stages Questionnaire, 3rd Edition» (ASQ-3) bewertet, einem validierten Screening-Instrument, das Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation, Motorik, Problemlösung und soziale Interaktion misst.
Beeinträchtigung der Feinmotorik
Hohe vs. niedrige EMF-Exposition: Bei Babys war die Wahrscheinlichkeit einer Verzögerung der Hand-Augen-Koordination 2,74-mal höher (95 % CI: 1,10–6,78, p = 0,03).
Beispiel: Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen, Stapeln von Bauklötzen oder Aufheben kleiner Gegenstände.
Schwierigkeiten bei der Problemlösung
Hohe vs. niedrige EMF: 3,67-fach höheres Risiko für Verzögerungen (95 % KI: 1,41–9,55, p = 0,008).
Mittlere vs. niedrige EMF: 3,12-fach höheres Risiko (95 % KI: 1,22–8,00, p = 0,017).
Beispiel: Schwierigkeiten, ein verstecktes Spielzeug zu finden oder herauszufinden, wie man etwas erreichen kann – frühe Anzeichen für die Fähigkeit zum logischen Denken.
Verzögerungen in der sozialen Entwicklung
Mittlere vs. niedrige EMF: Fast 2,7-mal höhere Wahrscheinlichkeit für persönliche und soziale Verzögerungen (95 % KI: 0,95–7,50, p = 0,062, statistisch nicht signifikant).
In Haushalten mit hoher Exposition war der Anteil der Babys mit emotionalen/sozialen Problemen am höchsten – 11,5% im Vergleich zu 0% in Haushalten mit geringer Exposition.
Die Entfernung zum Sendemast spielte keine Rolle
Die Entfernung des Hauses zum nächsten Mobilfunkmast hatte keinen Einfluss auf das Risiko. Das bedeutet, dass Geräte im Haushalt (WLAN-Router, schnurlose Telefone, Bluetooth-Geräte) einen Großteil der Strahlenbelastung verursachen könnten.
Diese Studie zeigt, dass alltägliche Funkstrahlung – in einer Stärke, die die meisten Menschen als «normal» betrachten – die Gehirnentwicklung von Säuglingen unbemerkt schädigen kann. Babys in Wohnungen mit hoher Strahlenbelastung hatten innerhalb von nur zwölf Monaten ein zwei- bis fast viermal höheres Risiko für Entwicklungsverzögerungen in wichtigen Bereichen der Gehirn- und Motorikentwicklung.
Dies reihe sich ein in die wachsende Liste der dokumentierten Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Felder: Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Fruchtbarkeitsprobleme, Herzprobleme und Krebs ein, konstatiert der Substack The Focal Points, der auf diese Studie hingewiesen hat. Trotz unzureichender Sicherheitsdaten und zunehmender Hinweise auf biologische Auswirkungen würden neue drahtlose Technologien weiterhin unkontrolliert eingesetzt, wobei Unternehmensinteressen Vorrang vor der öffentlichen Gesundheit hätten.