Trotz des Verbots nahmen am Samstag zahlreiche Teilnehmer an der Kundgebung in Aarau teil und äusserten ihren Protest gegen die derzeitigen Corona-Massnahmen. Die Polizei liess die Demonstranten grösstenteils gewähren. Sie habe auf eine gewaltsame Auflösung verzichtet und damit ein angepasstes Vorgehen gewählt, schreibt die Kantonspolizei in einer Medienmitteilung.
Trotzdem kam es während der Demo zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Ordnungshütern. Unter anderem sei ein Polizist mit einem Kopfstoss von einem 56-jährigen Mann attackiert worden, der daraufhin festgenommen wurde.
«Rädelsführer» Christian Rüegg landete im Spital
Für Kopfschütteln unter den Massnahmen-Kritikern sorgte das harsche Vorgehen gegen Journalisten, von der Kantonspolizei «Rädelsführer» genannt. Gleich mehrere Reporter, die live vor Ort streamten, wies die Polizei weg. Ein Vorgehen, das Fragen aufwirft und mindestens als unverhältnismässig gewertet werden kann. Schliesslich wollten die Journalisten lediglich über die Kundgebung berichten.
Eine Wegweisung kassierte unter anderem auch der in der Szene bekannte Christian Rüegg. Angefragt über die Hintergründe erklärt Rüegg gegenüber Corona-Transition aus dem Spitalbett:
«Als ich am Bahnhof Aarau ankam, wurde ich sofort von Polizisten kontrolliert und aus der Stadt weggewiesen. Dies, obwohl ich gar keine Straftat begangen hatte.»
Eine Massnahme, die in den Augen Rüeggs völlig unverhältnismässig war und für die überhaupt keine rechtliche Grundlage existierte. Entsprechend leistete er dieser nicht Folge. «Ich schloss mich einige Minuten später den Demonstranten in der Altstadt wieder an und lief mit ihnen mit.» Doch das gefiel den Polizisten nicht.
Rüegg weiter:
«An der Kundgebung hielten mich Polizisten gleich wieder an und kontrollierten mich. Ich zeigte ihnen meinen Führerausweis. Aber sie wollten mich trotzdem noch länger festhalten. Als ich die Polizisten nach dem Grund dafür fragte, erhielt ich keine Antworten.» Einige Polizisten seien dann von Demo-Teilnehmern bedrängt worden. «Dann bekam ich von jemandem einen Schlag auf den Brustkasten ab.»
Danach sei er in Panik geraten und habe den Platz verlassen müssen. Kurze Zeit später sei er von zahlreichen Polizisten in Kampfmontur von hinten gepackt und gewaltsam auf den Boden gerissen worden. Dann habe man ihm Handschellen angelegt. Und weiter sagte Rüegg:
«Mir wurde sofort übel. Das sagte ich den Polizisten auch, aber das interessierte sie nicht. Ich verlor dann kurz darauf mein Bewusstsein und wurde mit einem Polizeifahrzeug in die Ambulanz gefahren. Dort haben mich die Polizisten unsanft aus dem Fahrzeug gezerrt und mich auf einer Liegebahre in die Ambulanz getragen. Bei der ersten Untersuchung hatte ich einen diastolischen Blutdruck zwischen 195 und 235 (der Normalwert liegt bei 120, Anm. der Redaktion).»
Der hohe Blutdruck hätte den Rettungssanitätern solche Sorgen bereitet, dass sie Rüegg ins Kantonsspital Aarau verlegten. Doch trotz der unschönen Szenen zeigt sich Rüegg nach wie vor optimistisch. «Ich habe von meinen Gruppen im Spital über die Social-Media-Kanäle rund 900 Nachrichten mit Genesungswünschen erhalten. Das hat mich riesig gefreut.» Rüegg musste bis am Montagnachmittag im Spital bleiben.
Laut der Kantonspolizei Aargau haben an der Kundgebung vom letzten Samstag 1500 Personen teilgenommen. Etliche «Kundgebungswillige» seien bereits auf Zufahrtsstrassen nach Aarau von einer Teilnahme abgehalten worden.
Die Demonstration wurde vom Regierungsrat trotz Gesuch und einem ausführlichen Schutzkonzept nicht bewilligt (Corona-Transition berichtete). Die Begründung dafür lautete, dass die Demonstranten die Massnahmen nicht einhalten würden.
Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm «Freiheits-Trychler Aarau» von Remo Marti:
Min. 00:05 – 00:44
Die Spaziergängerin Monika berichtet von einer 85-jährigen Frau, die von der Polizei festgehalten und gewaltsam zu Boden gedrückt wurde. «Nach diesem Vorfall habe ich jedes Vertrauen in unsere Polizei verloren», sagt Monika.
Min. 01:05 – 04:13
Nicht nur Rüegg, sondern auch andere Journalisten sind durch die Polizei angehalten und kontrolliert worden – allerdings nur solche, die kritisch über Corona-Massnahmen und die Polizei berichten. Remo Marti war einer von ihnen. Marti durfte auch nach einer durchgeführten Personenkontrolle gemäss Polizei den Ort nicht verlassen. Auf die Frage Martis, ob auch bei anderen Journalisten so vorgegangen werde, gaben die Polizisten keine Antwort: «Wenn sie Fragen stellen wollen, verweise ich sie auf die Medienstelle», hiess es nur. Auch Fragen nach dem polizeilichen Auftrag und nach einer gesetzlichen Grundlage für die Festhaltung wurde nur mit Schweigen erwidert. Später dann ein Satz, den man von Polizisten gegenwärtig sehr oft hört: «Wir machen nur unseren Job». Nach dem Hinweis von Marti, dass auch er nur seinen Job mache, liessen ihn die Polizisten nach kurzer Zeit gewähren.
Aktiv behindert an der Pressearbeit wurde auch «WD Chur». Die Polizei wies ihn am Samstag bereits vor der Stadt Aarau von der Demo weg. «WD Chur» erreicht über seinen Telegram-Kanal rund 12’000 Abonnenten.
Min. 05:00 – 05:56
«Aarau ist ein Tiefpunkt in der Schweizer Geschichte», sagt Andy Benz. Er und seine Trychler-Kollgen seien von der Polizei mit einer trickreichen Massnahme getrennt worden. Seine Kollegen hätten ihre Autos nicht verlassen können und der ganze Parkplatz sei von der Polizei abgesperrt worden. «Wir konnten nicht einmal unsere Schweizerfahne aus dem Auto holen. Man hat das Schweizervolk von der eigenen Fahne getrennt». Doch er lässt sich davon nicht einschüchtern: «Trychler und Schweizerfahnen gehören auch bei zukünftigen Anlässen weiterhin dazu», versichert Benz.
Weitere Zeitdokumente von Remo Marti auf diesem Kanal: https://vimeo.com/user133658305