Die Corona-Pandemie hat einen tiefgreifenden Einfluss auf das seelische Wohlbefinden, insbesondere der jungen Menschen. FAIR Health unternahm eine pädiatrische Untersuchung zur psychischen Gesundheit der US-amerikanischen Bevölkerung, also der jungen Menschen unter 22 Jahren. Sie konzentrierten sich auf die Altersgruppen 13-18 und 19-22 Jahre.
«Fair Health» schreibt:
Für unsere Untersuchung analysierten wir 32 Milliarden Krankenkassenabrechnungen und verglichen die Monate Januar bis November 2020 mit denselben Monaten im Jahr 2019. Unser Augenmerk galt den Aspekten allgemeine seelische Verfassung, absichtliche Selbstverletzung, Suchterkrankungen und Überdosierungen, psychische Störungen sowie Besuche in der Notaufnahme. Wir berücksichtigten auch die Unterschiede zwischen den Bundesstaaten. Unsere wichtigsten Ergebnisse:
Allgemeine mentale Gesundheit
Im März und April 2020 hat sich der prozentuale Anteil der psychischen Erkrankungen bei Personen im Alter von 13 bis 18 an allen medizinischen Behandlungsfällen im Vergleich zu den gleichen Monaten des Vorjahres etwa verdoppelt. Gesamthaft gingen die medizinischen Leistungsfälle (einschliesslich der psychischen Erkrankungen) jedoch um etwa die Hälfte zurück.
Dieses Muster der Zunahme von Leistungsansprüchen für psychische Erkrankungen bei Abnahme der gesamt-medizinischen Ansprüche setzte sich bis November 2020 fort, wenn auch in geringerem Ausmass. Ein ähnliches Muster war bei Personen im Alter von 19 bis 22 zu beobachten, wenngleich weniger ausgeprägt.
Absichtliche Selbstverletzung
Der prozentuale Anteil der absichtlichen Selbstverletzung an allen medizinischen Fällen in der Altersgruppe 13-18 Jahre stieg im März 2020 im Vergleich zum März 2019 um 90,71 Prozent. Der Anstieg war sogar noch grösser, wenn man April 2020 mit April 2019 vergleicht: in diesem Zeitraum gab es fast eine Verdoppelung (99,83 Prozent).
In den nordöstlichen Bundesstaaten gab es im August 2020 im Vergleich zum August 2019 bei den 13- bis 18-Jährigen einen Anstieg von 333,93 Prozent des Anteils der vorsätzlichen Selbstverletzungen an allen medizinischen Schadensfällen. Eine Rate, die höher ist als die in jeder anderen Region in jedem untersuchten Monat für diese Altersgruppe.
Suchtstörungen und Überdosierungen
Für die Altersgruppe der 13- bis 18-Jährigen stieg der Anteil der Überdosierungen an allen medizinischen Fällen im März 2020 um 94,91 Prozent und im April 2020 um 119,31% im Vergleich zu den entsprechenden Monaten des Vorjahres. Der Anteil der Fälle von Substanzmissbrauch stieg ebenfalls im März (64,64 Prozent) und April (62,69 Prozent) 2020 im Vergleich zu den entsprechenden Monaten 2019.
Psychische Störungen
Für die Altersgruppe 6-12 Jahre stieg von Frühjahr bis November 2020 der Anteil der Zwangsstörungen und Tic-Störungen an allen medizinischen Schadensfällen im Vergleich zu den entsprechenden Monaten des Jahres 2019.
Für die Altersgruppe 13-18 Jahre stieg im April 2020 der Anteil der generalisierten Angststörung gegenüber April 2019 um 93,6 Prozent. Bei der Depression gab es einen Anstieg um 83,9 Prozent und bei den Anpassungsstörungen um 89,7 Prozent stiegen.
Hintergrund
Die Corona-Pandemie hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die mentale Gesundheit: Angst vor Infektionen, Trauer, wirtschaftliche Unsicherheit und soziale Isolation haben verschiedene psychische Leiden ausgelöst und verschlimmert. In einer Umfrage im März 2020 gaben 45% der Erwachsenen an, dass sie die Sorgen und der Stress im Zusammenhang mit Corona psychisch belasten.
Laut einer Studie der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) war die Prävalenz von Depressionen im Juni 2020 etwa viermal so hoch wie im zweiten Quartal 2019, und die Prävalenz von Angstzuständen etwa dreimal so hoch. Mehr als 42 Prozent der im Dezember 2020 vom US Census Bureau Befragten berichteten in diesem Monat über Symptome von Angstzuständen oder Depressionen — ein Anstieg von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Junge Menschen haben sich als besonders anfällig für psychische Probleme im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erwiesen. Schulschliessungen, erzwungenes Homeschooling und die Isolierung von Freunden infolge social distancing verursachten Stress und Einsamkeit. Die internationale Fachliteratur berichtet über hohe Raten von Angststörungen, Depressionen und posttraumatischen Symptomen bei Kindern während der Pandemie.
Ein CDC-Bericht dokumentiert, dass ab April 2020 der Anteil psychiatrisch bedingter Besuche von Kindern unter 18 Jahren an allen pädiatrischen Notaufnahmen anstieg und bis Oktober erhöht blieb. Studenten, die an sieben US-amerikanischen Universitäten befragt wurden, berichteten über beträchtliche negative Auswirkungen der Pandemie auf ihre psychische Gesundheit und ihren Lebensstil.
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FAIR Health ist eine nationale, unabhängige Non-Profit-Organisation, die sich der Transparenz von Gesundheitskosten und Krankenversicherungsinformationen verschrieben hat. Die Organisation verfügt über die grösste Datenbank zu privaten Krankheitskosten in den USA. Die Datensammlung, zu der verschiedene Dienstleister und Kostenträger beitragen, wächst jährlich um 2 Milliarden Datensätze.