Wer sich infantilisieren lässt,
wird zum Objekt souveräner Instanzen,
die mutwillig mit ihm verfahren.
Alexander Kissler

Liebe Leserinnen und Leser

Wir erleben derzeit ein Schmierentheater auf so vielen Ebenen, das man kaum noch mit dem Staunen hinterher kommt. Der Ukraine-Showdown im Weißen Haus, die vorgezogene Bundestagswahl in Deutschland samt Folgen, das Theater um die Regierungsbildung in Österreich und die anstehende Bundesratswahl in der Schweiz sind nur ein paar wenige Beispiele.

Hinzu kommen die bizarren Auswüchse einer Repression gegen Bürger, die man nur noch als Realsatire bezeichnen kann. Mein Kollege Konstantin Demeter hat letzte Woche hier darüber berichtet.

Da lohnt es sich wieder einmal, auf die Metaebene zu wechseln und zu fragen: Was ist der gemeinsame Nenner? Was wird uns da eigentlich jeweils gezeigt?

Im Onlinemagazin Manova ist soeben ein Text von Nicolas Riedl erschienen, der sich mit der offensichtlichen Infantilisierung nicht mehr nur der Politik, sondern auch der Behörden beschäftigt. Diese stellen sich demnach mittlerweile in TikTok-Videos in einer Art und Weise dar, die so unseriös und peinlich ist, dass die Vermutung naheliegt, dies sei eine bewusste Strategie, denn:

«Während immer mehr Institutionen unter den TikTok-Tanzschritten zu beben beginnen, betreten auf leisen Sohlen Gestalten die Tanzfläche, die dem Treiben ein Ende bereiten möchten. (...) Da gibt es also das Problem — ineffiziente und verschwenderische Behörden —, für welches zugleich die Lösung parat gestellt wird: deutsches DOGE, Kettensägen, Stellenstreichung sowie die Beamtenersetzung durch KI.»

Diese dialektische Strategie ist mittlerweile so durchschaubar, dass es doch sehr verwundert, wie naiv viele Zeitgenossen – gerade auch aus dem alternativen Medienspektrum – auf diese Entwicklung blicken. Dem üblichen infantilen Schwarz-Weiß-Denken sind sie nach wie vor verfallen – nur eben von der «anderen», der vermeintlich guten Seite kommend.

Der digitale binäre Code hat sich bereits tief in das Denken und Fühlen der meisten Menschen eingefressen. Riedl stellt deswegen zu Recht klar:

«Am Ende dieser Dialektik steht eine Synthese, die da lautet: die Errichtung eines technokratischen, KI-basierten, weitestgehend von menschlicher Hand losgelösten, korporatistischen Kontrollstaates.»

Dieser wiederum passt ganz wunderbar zu einer anderen, einer flankierenden Strategie, die Katja Leyhausen aktuell im Online-Magazin Multipolar analysiert, nämlich «Katastrophismus zur Verhaltenssteuerung». Dieser ist vor allem, aber bei weitem nicht nur in der Corona-Zeit zum Einsatz gekommen, doch wir können ihn seit Jahren auch bei anderen Themen beobachten (Klima, Ukraine etc.):

«Katastrophismus heißt, an den entscheidenden Positionen in Politik und Öffentlichkeit ein Worst-Case-Szenario zu verbreiten, das aggressiver kaum formuliert sein kann, ganz offensichtlich realitätsverzerrend ist und die Grenzen der Vorstellung und des Sagbaren sprengt. (...) Überreaktionen werden systematisch eintrainiert.»

Sowohl die systematische Infantilisierung als auch der Katastrophismus sind Elemente, die in erster Linie über eine manipulierte Sprache funktionieren. Man muss der Alltagssprache, dem wissenschaftlichen Vokabular und der politischen Kommunikation zuallererst ihre Eigenart rauben und durch Wortneuschöpfungen und Umdeutungen ersetzen, damit diese Strategien verfangen.

Insofern möchte ich mich dem anschließen, was Katja Leyhausen am Schluss ihrer Analyse schreibt:

«Foresight-Katastrophismus ist Krieg für alle. Wie wäre es also, die berechnete Sprache der Beraterindustrie wieder durch eigenes, mündiges und historisch bewährtes Sprechen zu ersetzen?»

Herzliche Grüße
Susanne Schmieden