Der kanadische Premierminister Justin Trudeau und der ukrainische Präsident Wolodomir Selenski ehrten am Freitag einen Nazi aus dem Zweiten Weltkrieg mit stehenden Ovationen. Wie ZeroHedge berichtete, kämpfte der heute 98-jährige Jaroslaw Hunka in einer militärischen Formation des Dritten Reichs, die wegen Kriegsverbrechen angeklagt war.
Hunka sei während einer Sitzung des kanadischen Parlaments geehrt worden, in der sich Selenski an die Gesetzgeber wandte, um ihnen für ihre Unterstützung seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu danken, so ZeroHedge. Laut Selenski – der ein Bataillon von Neonazis befehligt – habe Kanada immer «auf der Sonnenseite der Geschichte» gestanden.
Nach Angaben des kanadischen Fernsehens wurde Hunka mit stehenden Ovationen bedacht und salutierte. Gemäss Associated Press kämpfte Hunka «im Zweiten Weltkrieg in der Ersten Ukrainischen Division, bevor er später nach Kanada auswanderte». Dabei handelt es sich ZeroHedge zufolge um eine andere Bezeichnung für die 14. Waffen-Grenadier-Division der SS, auch bekannt als SS Galichina.
Wie das Portal erklärt, setzte sich die 1943 gegründete SS Galichina aus Ukrainern aus der Region Galizien im Westen des Landes zusammen. Sie sei von Hitlers Nazis bewaffnet und ausgebildet und von deutschen Offizieren befehligt worden. Im folgenden Jahr habe die Division Besuch von SS-Chef Heinrich Himmler erhalten, der die Effizienz der Einheit «beim Abschlachten von Polen» gelobt habe. ZeroHedge weiter:
Die SS-Untereinheiten der Galichina waren für das Massaker von Huta Pieniacka verantwortlich, bei dem sie 500 bis 1000 polnische Dorfbewohner bei lebendigem Leib verbrannten.
Eines von mehreren Fotos auf einem Blog einer Gruppe von SS-Galichina-Veteranen, das den ukrainischen Einwanderer Jaroslaw Hunka zeigt, der vom kanadischen Parlament während eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski geehrt wurde. Hunka steht in der vorderen Reihe, Mitte. Quelle: Forward
Gemäss ZeroHedge durften nach dem Krieg Tausende von SS-Galichina-Veteranen Deutschland verlassen und sich im Westen ansiedeln – etwa 2000 von ihnen seien nach Kanada gezogen. Zu diesem Zeitpunkt seien sie als Erste Ukrainische Division bekannt gewesen.
Die jüdische Zeitung Forward weist auf einen Blog der Veteranenvereinigung «Combatant News» (auf Ukrainisch) hin, der einen autobiografischen Eintrag von Jaroslaw Hunka enthält, in dem er sich 1943 freiwillig zur Division meldete, sowie mehrere Fotos von ihm während des Krieges. Den Bildunterschriften zufolge zeigen die Fotos Hunka bei der SS-Artillerieausbildung in München im Dezember 1943 und in Neuhammer (heute Świętoszów), Polen, dem Ort, an dem Himmler zu Besuch war.
In Blogbeiträgen aus den Jahren 2010 und 2011 beschreibe Hunka die Jahre 1941 bis 1943 als die glücklichsten Jahre seines Lebens und vergleiche die Veteranen seiner Einheit, die über die ganze Welt verstreut waren, mit Juden.
Wie Reuters am Montag berichtete, entschuldigte sich der Sprecher des kanadischen Repräsentantenhauses Anthony Rota für die Anerkennung Hunkas. Rota habe in einer Erklärung die Verantwortung für das übernommen, was als Versehen bezeichnet wurde. Nachträgliche Informationen hätten ihn dazu veranlasst, seine Entscheidung zu bedauern.
Im Anschluss an Selenskis Ausführungen hatte Rota den auf der Tribüne sitzenden Hunka gewürdigt und ihn für seinen Kampf für die ukrainische Unabhängigkeit gegen die Russen gelobt. Die Freunde des Simon-Wiesenthal-Zentrums forderten am Sonntag in einer Erklärung eine Entschuldigung:
«In einer Zeit, in der Antisemitismus und Holocaust-Verzerrung zunehmen, ist es unglaublich beunruhigend zu sehen, wie das kanadische Parlament einer Person Beifall spendet, die Mitglied einer Einheit der Waffen-SS war, einer militärischen Abteilung der Nazis, die für die Ermordung von Juden und anderen Menschen verantwortlich ist. Es muss erklärt werden, wie diese Person die heiligen Hallen des kanadischen Parlaments betreten und vom Sprecher des Hauses Anerkennung und stehende Ovationen erhalten hat.»
Reuters zufolge zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA den russischen Botschafter in Kanada, Oleg Stepanow. Dieser habe erklärt, die Botschaft werde am Montag einen Brief an Premierminister Justin Trudeau und eine Mitteilung an das kanadische Aussenministerium senden. Sie werde von der kanadischen Regierung eine Klarstellung verlangen.
Hunka sei für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen, teilte Reuters mit.
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