Es gibt die Chance auf ein
«Nie wieder Krieg!», wie es auch
die Gefahren einer ganz individuellen
wie kollektiven Kriegslust gibt.
Wir sollten die Ursachen kennen.
Hans-Joachim Maaz
Liebe Leserinnen und Leser
Unsere Gesellschaft scheint der Kriegshysterie verfallen, allen voran die Regierungsdarsteller. Aber der Wahn scheint alle Ebenen zu befallen: Kommunen wollen mehr Bunker, Schulen sollen «Zivilschutz» ausbilden, die Wehrpflicht soll wieder eingeführt werden – die Gesellschaft soll wieder «kriegstüchtig» gemacht werden.
Da ist zum einen die Frage nach dem Warum. Die wird von der herrschenden kriegstreibenden Politik und ihren medialen Helfershelfern schnell mit dem Hinweis auf die angebliche «russische Gefahr» beantwortet – da können Russland Präsident Wladimir Putin und selbst die US-Geheimdienste hundertmal erklären, Moskau wolle keinen Krieg mit der NATO.
Das führt zur Frage nach den Interessen hinter der Kriegshysterie. Die lässt sich eigentlich auch einfach beantworten: Rüstung und Krieg sind immer noch die profitabelsten Geschäfte. Es gilt weiter, was der 1914 ermordete französische Friedensaktivist Jean Jaures so beschrieb: «Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Sturm!»
Bleibt noch die Frage, warum es nach all den Kriegen in Europa in den letzten Jahrhunderten mit all den vielen Toten, dem angerichteten Elend, aber auch den daraus gezogenen Lehren, immer noch gelingt, die Gesellschaft mehrheitlich in Kriegshysterie zu versetzen. Mit dieser Frage beschäftigt sich der Psychologe Hans-Joachim Maaz in seinem neuen Buch «Friedensfähigkeit und Kriegslust». Er schreibt:
«Die Gesellschaft ist gespalten und der Weltfrieden ist bedroht. Wie konnte es soweit kommen?»
In dem Buch geht es um «Friedensfähigkeit und Kriegslust», darum, was diese jeweils befördert und stärkt. Einleitend bekennt Maaz unter anderem:
«Dass zu meinen Lebzeiten noch einmal eine politische Führung in Deutschland an die Macht kommen könnte, die uns in den Krieg führt, und dass sich weite Teile der Bevölkerung in den Krieg führen lassen oder zumindest keinen energischen Widerstand leisten, hätte ich niemals mehr für möglich gehalten.»
Auch die politische und mediale Diffamierung und Verachtung der Friedensinitiativen wie der von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer habe ihn überrascht, gesteht er ein. Wie in den anderen Büchern, die Maaz seit «Der Gefühlstau» veröffentlichte, geht er auf die tiefenpsychologischen Ursachen der gesellschaftlichen Entwicklung ein.
Und es geht ihm um Verstehen:
«Denn Verstehen heisst ja nicht Zustimmung, sondern Ursachen finden, die sich verändern lassen.»
Maaz (Jahrgang 1943) will, bevor er von dieser Welt geht, mit diesem Buch, «noch einmal meine Stimme erheben – selbst wenn es nur ein Zeichen meines Ringens um Würde und meines lebenslangen Engagements für ein Leben in Liebe und Frieden wird».
Er sieht Chancen für die von ihm tief verinnerlichte Überlebensformel «Nie wieder Krieg!», wie er auch die Gefahren der individuellen und kollektiven Kriegslust benennt. «Wir sollten die Ursachen kennen», stellt er zu Recht fest.
Das Buch von Maaz hat der Verlag Frank & Timme veröffentlicht. Dort ist noch ein weiteres zum Thema erschienen: «Von einer Logik des Krieges zu einer Logik des Friedens», geschrieben vom Sozialwissenschaftler Gert Hellerich.
Der Autor erforscht die Ursachen von Kriegen ebenso wie die verheerenden Folgen. Dabei nimmt er auch in den Blick, wie der Mensch sich im Krieg wandelt, «denn ein friedfertiger Mensch, der in seinen wildesten Träumen nie daran gedacht hätte, einen anderen Menschen zu töten, wird nunmehr zum Killer».
Es sei «kaum zu glauben, welche entsetzliche Taten der Mensch im Kriegszustand begehen kann». Ein anderes Thema des Buches sind kriegerische Vorstellungen wie jene, dass Krieg den Fortschritt fördere und Frieden nur mit mehr Waffen geschaffen werden kann.
Hellerich sucht ausserdem nach Antworten auf die Frage, wie Frieden tatsächlich geschaffen werden kann. Dafür muss aus seiner Sicht «ein völliges Umdenken erfolgen – weg von einer Kriegs- zu einer Friedenslogik». «Es muss zu einer anderen Art der Konfliktverarbeitung kommen», so der Autor.
Aus dem Ukraine-Krieg zieht er die Schlussfolgerung, dass Militärbündnisse wie die NATO nicht zum Frieden beitragen. Deren falsches Denken müsse abgelöst werden und das Prinzip «Frieden schaffen ohne Waffen» für die Zukunft bestimmend sein.
Mögen die Erkenntnisse von Maaz und Hellerich viele Menschen erreichen und sie in die Lage versetzen, in ihrem eigenen Umfeld die Logik des Krieges zu durchbrechen. Und dass sie standhalten, wenn die Kriegstreiber und -profiteure erneut und immer lauter schreien, wir müssten «kriegstüchtig» werden.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende sowie wieder viel Lesespass und Wissensgewinn mit den Texten auf Transition News.
Herzliche Grüsse
Tilo Gräser
Hans-Joachim Maaz: «Friedensfähigkeit und Kriegslust»
Frank & Timme Verlag 2023. ISBN 978-3-7329-0972-8; 236 Seiten; 18 Euro
Gert Hellerich: «Von einer Logik des Krieges zu einer Logik des Friedens»
Frank & Timme Verlag 2023. ISBN 978-3-7329-0982-7; 168 Seiten; 28 Euro
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