Nach seinem Sieg im Tennisfinale der Olympischen Spiele in Paris gegen den Spanier Carlos Alcaraz wurde Novak Đoković, der erfolgreichste Spieler aller Zeiten, in seiner Heimat Serbien wie ein König empfangen.; Quelle: Youtube-Kanal von Tennis Actu TV
Eine glutenfreie Ernährung liegt bereits seit längerem im Trend. Verantwortlich dafür soll nicht zuletzt Hollywood-Star Gwyneth Paltrow sein, die von einer solchen Kost bereits vor Jahren schwärmte. Ebenfalls Trendsetterin war Chelsea Clinton, Tochter des ehemaligen US-Präsidenten, deren Torte bei ihrer Hochzeit im Jahr 2010 frei von dem Klebereiweiß war.
Eine glutenfreie Kost soll aber nicht nur für mehr Gesundheit sorgen, sondern auch die Leistung steigern können. Ausweis dafür ist offenkundig Novak Đoković. Der erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten hat gerade erst im Alter von 37 Jahren den 21-jährigen Spanier Carlos Alcaraz im Finale des olympischen Turniers niedergerungen – und wurde bei seiner Rückkehr in sein Heimatland geradezu wie ein König empfangen (siehe Video oben).
Der langjährige Konkurrent des Serben um den Tennisthron, der Spanier Rafael Nadal, mittlerweile 38 und damit nur ein Jahr älter als Đoković, hielt hingegen von einer glutenfreien Ernährung gar nichts. 2013 sagte er:
«Jetzt scheint die glutenfreie Ernährung großartig zu sein. In drei oder vier Jahren werden wir etwas anderes finden, das ebenfalls großartig sein wird. Dann wird die glutenfreie Ernährung nicht mehr funktionieren. Also all diese Dinge, die neu sind, mache ich persönlich nicht.»
War das ein Fehler? Fakt ist, dass die glutenfreie Ernährung auch elf Jahre nach seiner Aussage für viele Menschen «funktioniert». Fakt ist auch, dass Nadal bei Olympia in der zweiten Runde von dem Serben mit 6:1 und 6:4 regelrecht vom Platz gefegt wurde.
Fakt ist zudem, dass Đoković schon damals eine andere Meinung zu einer glutenfreien Kost vertrat, wie etwa tennisnow.com berichtete.
Gesundheit und Leistungssteigerung allein auf einen Stoff zurückzuführen, wäre sicherlich vermessen. Doch auf Gluten zu verzichten, scheint in der Tat ein wichtiger Faktor sein zu können, wenn es um Wohlbefinden und bessere «Performance» geht. So lautet die Headline eines Artikels, veröffentlicht im Oktober vergangenen Jahres auf olympics.com, «Novak Đoković’s life and career-changing gluten-free diet» (Novak Đokovićs glutenfreie Ernährung veränderte Leben und Karriere).
Nicht weniger ins Schwärmen gerät Manuel Neuer, wenn es um glutenfreie Ernährung geht. Der gebürtige Gelsenkirchener, mit 38 Jahren ähnlich alt wie Đoković und ebenfalls nach wie vor auf einem sehr hohen Leistungsniveau, sagte kürzlich in einem Gespräch mit der Welt:
«Ernährung ist ein ganz wichtiges Thema. Ich ernähre mich laktose- und glutenfrei. Zudem esse ich wenig rotes Fleisch, Schwein gar nicht mehr. Mein Körper hat sehr bald positiv auf die Umstellung reagiert.
Ich weiß noch, wie wir beim FC Bayern in einem Trainingslager mitunter sehr lange und zwei Mal pro Tag trainiert haben ... – und ich mich nach dem zweiten Training immer noch so gut gefühlt habe, als hätte ich noch einen Lauf machen können.»
Zu den Spitzensportlern, die mittlerweile Gluten ade gesagt haben, gehört auch der BVB-Fußballprofi Julian Brandt. Wie die Ruhr Nachrichten Mitte 2023 schrieben, habe der inzwischen 28-Jährige nach einem Blut- und Urintest selbst angefangen, sich gluten- und histaminfrei zu ernähren. Brandt:
«Auf eine Pizza oder Nudeln zu verzichten ist nicht schlimm. Das geht alles. Aber morgens, das ist die größte Qual. French Toast, Pancakes, Brot und Brötchen, das war schon heftig, denn es gibt viele geile Sachen, die du morgens essen kannst.»
Das meiste davon habe Brandt freiwillig von der Speisekarte gestrichen. Zum Glück würden die BVB-Köche für ihn mittlerweile auch eigens zubereitete, glutenfreie Pasta zubereiten. Und morgens baue Brandt auf glutenfreies Porridge mit Mandelmilch, das er mit frischen Blau- und Himbeeren garniere. Seine Ernährung betrachte er aber nicht allein funktional:
«Du kannst das Thema auch so lange nicht durchziehen, so lange es nicht schmeckt. [Mittlerweile stehe ich selbst] öfter am Herd.»
Wenn er koche, dann nicht auf Rezept, das sei alles Freestyle. All das habe sich sehr positiv ausgewirkt. Der in Bremen Geborene weiter:
«Ich bin fitter. Tagsüber hatte ich Ermüdungserscheinungen, war träge, kraftlos – das habe ich seit Monaten überhaupt nicht mehr. Und ich schlafe besser.»
Seit eineinhalb, zwei Jahren trinke er zudem kein Bier mehr und meide Softdrinks. «Ich spiele Samstag und eigentlich könnte ich dir Sonntagabend oder Montagfrüh sagen, ich könnte jetzt wieder spielen. Es gab Zeiten, da war ich vier Tage [nach einem Spiel] im Arsch», macht Brandt den Fitness-Unterschied deutlich.
Trotzdem «rollen Verkäufer oder Kellner manchmal [immer] noch mit den Augen, wenn Betroffene nach glutenfreiem Essen fragen», wird die Hamburger Wirtschafsingenieurin Kalina Grunert in einem Bild-Bericht zitiert. «Vor allem in kleineren Städten und Dörfern. Aber wir sind kein Trend. Es gibt uns wirklich!»
Grunert hat einen langen Weg hinter sich, bis sie die Diagnose endlich bekam. Schon als Kind hatte sie Bauchschmerzen, schmerzhafte Blähungen und Erbrechen. Die Kinderärzte, die sie besuchte, vermuteten einen Reizdarm. Grunert:
«Ich habe das akzeptiert, hatte aber die Symptome einfach weiter. Also ließ ich, nur auf Verdacht, alles Mögliche weg: Milch etwa oder Fruchtzucker. Auf Gluten hat bei mir niemand getestet. Irgendwann wollte ich nicht mehr zu Ärzten.»
Schließlich geriet sie dann doch an einen Arzt, der anhand der Eisenwerte in ihrem Blutbild Verdacht schöpfte und eine Magen- und Darmspiegelung anordnete. Und siehe da: «Die Ergebnisse dieser drei Komponenten ergaben: Ich habe Zöliakie. Ich war erleichtert, endlich eine Antwort zu haben, aber am Anfang auch völlig überfordert mit der Diagnose.», so die 24-Jährige.
Von der chronischen Erkrankung des Verdauungssystems sind laut Bild etwa 840.000 Menschen in Deutschland betroffen. «Manche Menschen bekommen von größeren Mengen Gluten einfach einen Blähbauch. Das ist aber ein großer Unterschied zu richtiger Zöliakie», erklärt Grunert. Kommen Zöliakie-Patienten in Kontakt mit Gluten, haben sie zum Teil so starke Symptome wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, aber auch Müdigkeit, Gewichtsverlust, Knochen- und Muskelschmerzen.
Interessant auch, was Grunert über Italien sagt:
«In Italien beispielsweise werden Kinder standardmäßig auf Zöliakie untersucht, wenn sie noch klein sind. Das würde auch hierzulande vielen Kinder viel Leid ersparen.»
Bei Verdacht auf Unverträglichkeit von Gluten macht der Arzt einen Allergietest auf Gluten. Dafür wird eine Blutprobe entnommen und diese auf Antikörper untersucht (Immunglobuline, die sich gegen Transglutaminase und Endomysin richten). Daneben wird die Gesamtmenge an Immunglobulin A/IgA bestimmt, die für Zöliakie typisch sind.
Doch «es kann vorkommen», wie es auf rewe.de heißt, «dass trotz Glutenunverträglichkeit ein Mangel an IgA im Blut ist. Antikörper gegen Transglutaminase oder Endomysin können dann im Blut nur schwer nachgewiesen werden und es kommt zu einem falsch-negativen Ergebnis.»
Dadurch würden 30 Prozent der Fälle nicht erkannt. Um auf Nummer sicher zu gehen, kann dann neben der Blutuntersuchung eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen werden. Liegt eine Zöliakie vor, zeigen die Betroffenen typische Veränderungen an der Schleimhaut: abgeflachte Darmzotten.
Eine solche Entnahme einer Probe aus dem Dünndarm ist aber gerade bei kleinen Kindern natürlich ein schwieriges Unterfangen. Letztlich ist sie auch nicht zwingend notwendig.
So kann man natürlich auch von der Maschinenmedizin abstrahieren und es einfach mal ausprobieren, ob man sich besser fühlt, wenn man eine Zeit lang auf Gluten verzichtet. Nach dem Motto: Wer sich besser und fitter fühlt, hat recht.
Es gibt auf jeden Fall mehr glutenfreie Lebensmittel, als viele vielleicht meinen. Dazu zählen nicht nur alle Obst- und Gemüsesorten und Milchprodukte, sondern auch Quinoa, Hirse, Amaranth, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais, Reis, Buchweizen, Teff, Tapioka, Linsen, Bohnen, Erbsen, Nüsse oder auch Rapsöl, Olivenöl und Kokosöl.
Dabei kann eine solche «Diät» auch für Menschen Vorteile haben, bei denen nicht explizit eine Glutenunverträglichkeit diagnostiziert worden ist. Dazu heißt es auf der Seite der Mayo-Klinik;
«Einige klinische Studien haben die Vorteile der Diät bei Menschen untersucht, die keine Zöliakie haben oder die nicht auf Gluten empfindlich reagieren: Gewichtsabnahme, insgesamt verbesserte Gesundheit, verbesserte gastrointestinale Gesundheit, verbesserte sportliche Leistung.»
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