In einem dramatischen Schritt hat Russland ein Handelsembargo gegen Armenien verhängt – offenbar als Reaktion auf die kürzlich unterzeichnete Vereinbarung zwischen Jerewan und Baku zum sogenannten Sangesur-Korridor. Laut Berichten armenischer Abgeordneter und Spediteure wurden Hunderte Lkw an der russisch-georgischen Grenze beim Kontrollpunkt Verkhniy Lars gestoppt und zur Umkehr gezwungen, wie zum Beispiel die griechische Plattform Pronews am Wochenende berichtete.
Betroffen sind insbesondere landwirtschaftliche Produkte wie Pflaumen, Pfirsiche und Trauben, aber auch Fahrzeuge mit Baumaterialien. Die russischen Grenzbeamten berufen sich auf «hygienische Gründe» als offizielle Begründung – doch Beobachter und politische Akteure vermuten klare politische Motive.
Hintergrund der Eskalation ist die Einigung vom 8. August in Washington, bei der unter Vermittlung von US-Präsident Donald Trump der sogenannte Sangesur-Korridor besiegelt wurde. Die Route soll das aserbaidschanische Kernland mit der Exklave Nachitschewan über armenisches Territorium verbinden – für eine Laufzeit von 99 Jahren.
Brisant: Die USA erhielten im Rahmen des Abkommens die exklusiven Entwicklungsrechte für den Korridor. Aus Sicht Washingtons ist dies ein strategischer Sieg – ein direkter Zugang zwischen dem Kaspischen Meer und der Türkei, abseits russischen und iranischen Einflusses.
Russland reagierte prompt. Zwar ohne offizielle diplomatische Stellungnahme, jedoch mit handfesten Maßnahmen: Die Rückweisung armenischer Waren an der Grenze ist wirtschaftlich schmerzhaft und politisch eindeutig. Selbst Transporte, die keinerlei Verbindung zu landwirtschaftlichen Produkten haben – etwa mit Baustoffen beladene Lkw – wurden gestoppt.
Türkische Quellen berichten, dass große Exportnationen wie China nun abwägen, ob sie den neuen Korridor als Handelsroute nutzen wollen. Die USA sehen darin einen geopolitischen Hebel gegen Russland, Iran und China – ein neuer Schachzug im globalen Ringen um Handelswege und Einflusszonen.
Für Armenien jedoch könnte der Preis hoch sein. Die einstige Schutzmacht Russland scheint zunehmend auf Distanz zu gehen – und sendet mit dem Embargo ein klares Signal: Die Annäherung an den Westen hat Konsequenzen.
Wir haben hier über die Situation im Kaukasus berichtet. Weitere Links im Beitrag.
Der geplante Sangesur-Korridor ist im unteren Teil mit einem Doppelpfeil markiert.