Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) des US-Verteidigungsministeriums hat einen neuen Plan mit dem Namen «Theory of Mind» entwickelt. Dieser zielt darauf ab, das Verhalten von Menschen durch algorithmische Fähigkeiten vorherzusagen, zu überwachen und zu beeinflussen.
Das werfe Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, der Ethik und der veränderten Definition des Begriffs «Gegner» in modernen Verteidigungsstrategien auf, warnt Reclaim The Net.
Dieses gelinde gesagt ehrgeizige Programm, dessen Existenz man nun – aus irgendeinem Grund – als «Sondermitteilung» bekannt gemacht habe, ziele darauf ab, «Gegner» ins Visier zu nehmen und diejenigen, die innerhalb des US-Sicherheitsapparats Entscheidungen treffen, besser auszustatten, um diese Gegner entweder abzuschrecken oder zu «motivieren».
Die Ankündigung könne an und für sich schon abschreckend wirken, und es bestehe kein Zweifel, dass die USA und viele andere Länder auf der ganzen Welt darauf bedacht seien, Wege zu finden, menschliches Verhalten vorherzusagen und zu kontrollieren, doch es gebe zusätzliche Bedenken in Bezug auf dieses Programm, betont Reclaim The Net.
Denn «Theory of mind» erfordere das Sammeln massiver Mengen an personenbezogenen Daten und es stelle sich die Frage, was genau ein «Gegner» ist, wenn es um das (Verteidigungs-)Establishment der USA gehe. Das Wörterbuch des US-Verteidigungsministeriums für militärische und verwandte Begriffe aus dem Jahr 2017 sei diesbezüglich ziemlich vage in der Beschreibung.
So werde ein «Gegner» als «eine Partei» beschrieben, «die als potenziell feindlich gegenüber einer befreundeten Partei anerkannt ist und gegen die die Anwendung von Gewalt ins Auge gefasst werden kann». Allerdings werde der Begriff «Partei» in diesem Zusammenhang überhaupt nicht definiert.
Der neue Plan werde als Versuch einer Wiederholung dessen gesehen, woran die DARPA bereits gearbeitet habe, wie zum Beispiel das «Total Information Awareness (TIA)»-Programm, das 2002 angekündigt und damals von Bürgerrechtsgruppen als ein Projekt kritisiert wurde, das «einem echten Big Brother in den USA am nächsten kommt».
Reclaim The Net weist darauf hin, dass Eric Davis, der das Programm «Theory of Mind» entwickelt und vorgestellt hat, ein Wissenschaftler für maschinelles Lernen (KI) ist und früher bei einem Unternehmen namens Galois beschäftigt war. Zu dessen Kunden gehören die DARPA, die NASA und die US-Geheimdienste. Die Gates-Stiftung sei als «Partner» aufgeführt.