Khaled Mahajneh, der erste Anwalt, der das Sde Teiman-Gefangenenlager in Israel besuchte, beschrieb die dortigen Bedingungen als schrecklicher als in Abu Ghraib und Guantanamo. Wie +972 Magazine mitteilt, wurden auf dem Militärstützpunkt nahe des Gazastreifens seit dem 7. Oktober über 4.000 in Gaza verhaftete Palästinenser festgehalten, von denen viele unter harten Bedingungen weiterhin inhaftiert sind.
Mahajneh berichtete von seinem Besuch am 19. Juni und schilderte schwere Misshandlungen, darunter die ständige Fesselung und das Verbinden der Augen der Häftlinge sowie das Schlafen auf dem Boden ohne Bettzeug. Die Gesundheitsbedingungen sind laut dem Anwalt schlecht. Es gebe unzureichende Nahrungsmittel und medizinische Versorgung, und es lägen Berichte über sexuelle Übergriffe durch Wächter vor.
Gemäß Muhammad Arab, einem inhaftierten Reporter von Al Araby TV, sind allein im letzten Monat mehrere Gefangene während gewaltsamer Verhöre getötet worden. Andere Häftlinge, die in Gaza verwundet worden waren, seien gezwungen worden, sich ohne Betäubung Gliedmaßen amputieren oder Kugeln aus ihren Körpern entfernen zu lassen.
Mahajneh berichtete +972, dass Arab nach 100 Tagen in der Haftanstalt fast nicht wiederzuerkennen war. Sein Gesicht, seine Haare und seine Hautfarbe hätten sich verändert und er sei mit Schmutz und Taubenkot bedeckt gewesen. Der Journalist habe seit fast zwei Monaten keine neuen Kleider bekommen und nur wegen des Anwaltsbesuchs zum ersten Mal seine Hose wechseln dürfen.
Trotz Berichten über Misshandlungen und Todesfälle bestreitet die israelische Armee diese Vorwürfe und behauptet, dass die Häftlinge angemessen versorgt und alle Todesfälle untersucht würden. Mahajneh forderte internationales Eingreifen.
Bereits im vergangenen April berichteten ehemalige Gefangene, Menschenrechtsorganisationen und Ärzte über Missstände bei der Behandlung von Palästinensern in Sde Teiman. Einigen Häftlingen hätten aufgrund der ständigen Fesselung Hände oder Füße amputiert werden müssen. Das deutsche Auswärtige Amt verurteilte daraufhin die mutmaßlichen Misshandlungen im Straflager.
Anfang Juni teilte Israel dann mit, das Gefangenenlager Sde Teiman schließen zu wollen. Man habe bereits Gefangene verlegt.