Robert Fico erlitt bei dem Anschlag mehrere Schussverletzungen. Nach einer fünfstündigen Operation im Krankenhaus der Regionalhauptstadt Banska Bystrica stabilisierte sich sein Zustand, bleibt jedoch ernst. Eine Informationssperre des Krankenhauses führte zu vielen Spekulationen über Ficos Gesundheitszustand. Verteidigungsminister Robert Kalinak und Umweltminister Tomas Taraba bestätigten aber, dass Fico nicht mehr in Lebensgefahr sei.
Der slowakische Innenminister Matúš Šutaj Eštok äußerte nach dem gestrigen Attentat auf Premierminister Robert Fico, dass das Land «am Rande eines Bürgerkriegs» stehe. Der Attentäter Juraj C. ist ein 71-jähriger ehemaliger Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes. Er wurde von der Polizei noch am Tatort verhaftet und später verhört. Der Innenminister bestätigte dann, dass der Täter ein politisches Motiv hatte. Dessen Sohn erklärte, sein Vater besitze legal eine Waffe und habe den Premierminister nicht gewählt, gab aber keine weiteren Details preis.
Der Attentäter war vor der Tat bereits politisch aktiv und nahm an Demonstrationen teil, bei denen Parolen wie «Es lebe die Ukraine», «Verräter» und «Genug von Fico» gerufen wurden. Die Demonstranten, darunter C., hielten auch Transparente zur Unterstützung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks RTVS hoch, den die Regierung Fico auflösen und neu gründen möchte. Der Vorfall hatte sich am 24. April in Dolna Krupa ereignet.
Der serbische Vizeministerpräsident Aleksandar Vulin, äusserte sich gegenüber Sputnik folgendermassen: «Was wirklich passiert ist, werden wir mit der Zeit herausfinden, aber Tatsache ist, dass es in der Slowakei und in ganz Europa eine unglaubliche Hasskampagne gegen Fico gab. Wir werden herausfinden, ob der Attentatsversuch damit zusammenhängt oder nicht, aber was passiert ist, ist mit ziemlicher Sicherheit eine Folge der Hass- und Informationskampagne gegen Herrn Fico. (…). Der Grund für den Hass war Ficos politische Position (...) Im Westen werden abweichende politische Positionen bestraft, und zwar auf unterschiedliche Weise. Manchmal werden Sanktionen gegen dich verhängt, manchmal wird auf dich geschossen.»
Das Attentat hat die Slowakei tief erschüttert. Für heute wurden eine Sondersitzung der Regierung und des nationalen Sicherheitsrates einberufen. Die liberale Opposition hat alle politischen Kundgebungen vorerst abgesagt. Die internationale Gemeinschaft reagierte bestürzt.
Robert Fico, Gründer und Chef der linksnationalistischen Partei Smer-SSD, ist seit fast 30 Jahren eine prägende Figur in der slowakischen Politik. Seine Gegner werfen ihm vor, die Slowakei auf einen autoritären Kurs à la Viktor Orban in Ungarn führen zu wollen. Trotz dieser Vorwürfe hat die Slowakei unter Ficos Führung alle EU-Sanktionen gegen Russland mitgetragen und Hilfen für die Ukraine unterstützt.
Allerdings kritisiert er aktuell die Bestrebungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zu einem Pandemiepakt und der Überarbeitung der Internationalen Gesundheitsvorschriften. Er will auch die Coronazeit umfassend aufarbeiten. Jüngst hat er vor dem EU-Parlament die Organisation der «Impf»-Kampagne und die Beschaffungspolitik der Kommission hart kritisiert. Wie der ungarische Ministerpräsident Orban ist Fico migrationskritisch eingestellt.
Das Attentat und die seit Jahren polarisierte und aufgeheizte politische Stimmung lassen befürchten, dass weitere Gewaltakte folgen könnten. Die slowakische Regierung steht vor der Herausforderung, die Lage zu beruhigen und eine Eskalation zu verhindern.
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