Die Langleinenfischerei ist eine Art der industriell betriebenen Hochseefischerei, die als besonders grausam bezeichnet werden kann. Dabei werden an einer aus Kunststoff gefertigten Hauptleine mit vielen Köderhaken versehene Nebenleinen ausgelegt. Langleinen können bis zu 130 Kilometer lang und mit mehr als 20.000 Köderhaken versehen sein und bereiten unzähligen Meeresbewohnern und auch Vögeln einen qualvollen Tod.
Greenpeace hat nun darauf aufmerksam gemacht, dass im Pazifik durch diese Praxis besorgniserregend viele gefährdete Haie getötet werden. Das berichtete kürzlich The Guardian. In dem Artikel heißt es:
«Nach Aussagen von Greenpeace werden im Pazifik bedrohte Haie in alarmierendem Ausmaß getötet, und die industrielle Fischerei gefährdet die Artenvielfalt der Meere zunehmend. Die Aktivisten hatten ein spanisches Schiff, das nördlich von Neuseeland operierte, lahmgelegt, nachdem Aktivisten auf der Rainbow Warrior einen Langleinenfischereieinsatz bei Playa Zahara im Südfidschi-Becken beobachtet hatten.
Georgia Whitaker, eine leitende Aktivistin von Greenpeace Australien-Pazifik, war während der Operation an Bord. Sie behauptete, die Aktivisten hätten zugesehen, wie das Schiff innerhalb einer halben Stunde drei gefährdete Makohaie einholte und tötete.»
Whitaker habe gesagt, eine kleine Mannschaft, darunter ein ausgebildeter Hai-Betreuer, sei an Bord eines Hilfsboots gegangen, um sich dem spanischen Schiff zu nähern, nachdem sie 14 Tiere, die an der Leine gefangen waren, freigelassen hätten –, darunter acht potenziell gefährdete Blauhaie, vier Schwertfische und einen vom Aussterben bedrohten Langflossen-Mako. Die Aktivisten hätten außerdem mehr als 210 Haken und 20 Kilometer Langleine entfernt.
«Es war erschütternd zu sehen, wie diese wunderschönen Tiere oft an den Kiemen, im Maul oder an riesigen Köderhaken gefangen wurden», sagte Whitaker. «Sie kämpften um ihr Leben, und Minuten später sah man, wie das Blut über die Bootswand floss.»
Auf der australischen Greenpeace-Seite heißt es dazu:
«Die Leine selbst stammte von einem industriellen Fischereifahrzeug unter EU-Flagge, das wir überwacht hatten. Das einzelne Schiff, das wir ins Visier nahmen, fing im Jahr 2023 mehr als 600.000 kg Hai. Das sind schätzungsweise 5527 Haie allein in einem Jahr. Diese Schiffe geben vor, Thunfisch und Schwertfisch zu fangen, doch wir sagen, wie an Haken für Haken tote oder sterbende Haie hingen – einige davon vom Aussterben bedroht – und an Bord gezogen wurden.»
Whitaker habe hinzugefügt, dass die Besatzung des Schiffes Greenpeace mitgeteilt habe, man habe legal gehandelt und es in erster Linie auf Schwertfisch abgesehen.
The Guardian zitiert dazu Patricia Rodríguez, eine Sprecherin von Viverdreams Fish, also von dem Unternehmen, dem Playa Zahara gehört. Ihr zufolge habe das Boot im Einklang mit internationalem Recht gehandelt, und der Fang von Arten wie Mako- und Blauhaien sei nicht verboten. Rodríguez:
«Die von Greenpeace genannten Arten liegen innerhalb der von den zuständigen Behörden zugelassenen Quoten und Grenzen und die Verfahren zum Fang, zur Handhabung und zum Entladen werden von allen von der EU und den spanischen Behörden eingerichteten Systemen kontrolliert und dokumentiert.»
Einer Analyse von Greenpeace zufolge wurden allerdings im vergangenen Jahr im Pazifik fast eine halbe Million Blauhaie als Beifang gefangen – die höchste Zahl seit 1991. Darin heißt es auch, dass 2023 fast 70 Prozent der Langleinenfänge der EU in der Region Blauhaie waren.
«Der Haifang ist ein lukratives globales Geschäft mit einem geschätzten Wert von einer Milliarde Dollar jährlich», schreibt The Guardian. «Die weltweite Nachfrage nach Haifleisch hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt.» Das Medium zitiert dazu Leonardo Guida, einen Haiforscher der Australian Marine Conservation Society, der meint, das Ausmaß der Ausbeutung sei alarmierend, da weltweit mehr als ein Drittel der Hai- und Rochenarten vom Aussterben bedroht seien. Guida:
«Haie sind wichtig für das Ökosystem und stehen typischerweise an der Spitze der marinen Nahrungsnetze. Ein starker Rückgang der Populationen könnte dazu führen, dass die Nahrungsnetze instabil werden und schließlich zusammenbrechen. Ihr Verlust könnte die Ernährungssicherheit vieler Länder deutlich beeinträchtigen.»
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