Ein bulgarisches Forschungsteam entwickelt ein biometrisches «High-End-Zugangssystem» mit künstlicher Intelligenz für öffentliche Veranstaltungen, wie Euractiv mitteilt. Das Produkt werde bald die derzeitigen Zugangskontrollsysteme für öffentliche Gebäude und Massenveranstaltungen ersetzen. Damit würden herkömmliche Eintrittskarten oder Armbänder für den Zugang zu Großveranstaltungen überflüssig, habe das Ministerium für Innovation und Wachstum erklärt.
«Fußballfans oder Konzertbesucher können [sic!] ihre biometrischen Daten wie Fingerabdrücke oder Gesichtserkennung vor der Veranstaltung registrieren lassen», so beschreibt Euractiv die künftige Realität. Am Eingang des Veranstaltungsortes würden «KI-gesteuerte biometrische Scanner denjenigen Zutritt gewähren, deren Daten mit den gespeicherten Datensätzen übereinstimmen». So würden sie sicherstellen, dass nur erkannte Personen Zutritt erhalten.
Ebenso könnten «unbefugte Personen» am Betreten von Sperrbereichen gehindert werden, um die Sicherheit der dort befindlichen Personen zu gewährleisten. Der Gesamtwert des Projekts belaufe sich auf 7,38 Millionen Euro. Damit sei es das größte aller 14 bulgarischen Projekte im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz im Rahmen des Programms «Innovation und Wettbewerbsfähigkeit».
Ein «Zutrittskontrollsystems der nächsten Generation» sei diese Entwicklung, habe der bulgarische Dachverband Fund of Funds erklärt, der sich um die Finanzierung kümmert. Dieser ist laut dem Portal ein staatliches Unternehmen, das Mittel aus drei europäischen Programmen mit einem Gesamtvolumen von rund einer Milliarde Euro verwaltet. Man investiere damit auch in «zusätzliche Softwarefunktionen – erhöhte Sicherheit, Netzwerkfunktionen und zusätzliche Analysen und Berichte».
Das Projekt ziele darauf ab, verhaltensanalytische Funktionen zu implementieren, erklärt Euractiv. Diese könnten neben der Gesichtserkennung «zusätzliche Einblicke in die Handlungen und Absichten von Personen geben». In den Projektunterlagen heiße es:
«Ziel ist es, dass das System Gesichtsausdrücke, Körpersprache und Bewegungsmuster analysiert, um verdächtiges Verhalten zu erkennen oder Personen in Notlagen zu identifizieren. Dieser proaktive Ansatz erhöht die Sicherheit, indem er vor potenziellen Bedrohungen oder Notfällen warnt.»
Fähigkeiten zur Erkennung von maskierten Gesichtern entwickele die neue Plattform für die Zugangskontrolle auch. Ebenso verbessere sie die Integration in bestehende Sicherheitssysteme. Die Verbindung von Bilderkennungstechnologie und künstlicher Intelligenz fände laut dem Dachverband eine Vielzahl industrieller Anwendungen, beispielsweise in der Erkennung des psychologischen Zustands von Personen.
Um auf der globalen Bühne mit KI-Mächten wie den USA und China konkurrieren zu können, müsse die EU ihre öffentlichen Investitionen in KI deutlich erhöhen, habe der Verband betont. Man müsse den Weg für «nachhaltige KI-Technologien» ebnen.
Kommentar Transition News:
Der Euractiv-Artikel ist richtig harter Tobak. Man fragt sich, ob das alles wirklich ernst gemeint sein kann. KI-gesteuerte biometrische Scanner sollen uns Zugang zu Veranstaltungen und sogar zu öffentlichen Gebäuden gewähren? Oder dürfen uns eben diesen verweigern?
Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten Jahre kann man sich leicht vorstellen, wie schnell jemand zu einer «unbefugten Person» wird. Der Willkür wären Tür und Tor geöffnet. Und das Portal leistet dem Vorschub, naiverweise oder gewollt, wenn es die Teilnahme als freiwillig beschreibt.
Besonders erschreckend ist auch der «proaktive Ansatz» in diesem Szenario. Vorausschauende Verbrechensbekämpfung? Im Ernst? Eine von der EU geförderte, also mit unserem Steuergeld finanzierte Dystopie – einmal mehr im Namen der «Sicherheit».
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