Am 19.10.2020 hatte der Präsident der Bundesärztekammer ein denkwürdiges Interview gegeben, in welchem er unmissverständlich und mit überzeugenden Argumenten davor warnte, der Corona-Pandemie ausschliesslich mit permanenter Panikmache und sich von Tag zu Tag steigernder Verängstigung der Bevölkerung zu begegnen.
In seinen Aussagen zur zweifelhaften Wirksamkeit von Atemmasken in ihrer bisherigen Anwendung hat er die Bedenken vieler namhafter und in ihrem Beruf ausgewiesener Experten wiederholt und auf fehlende eindeutige Belege zu deren Sinnhaftigkeit hingewiesen.
Unmittelbar im Anschluss an seine öffentlichen Äusserungen kam es in den deutschen öffentlich-rechtlichen und privaten Medien zu einer Diffamierungskampagne, welche ausser persönlichen Herabsetzungen und der wortgleichen Wiederholung regierungsamtlicher Verlautbarungen keinerlei fundierte Gegenargumente lieferte.
Von nicht oder zweifelhaft qualifizierten Politikern wurden Rücktrittsforderungen vor allem deswegen erhoben, weil der Präsident der Bundesärztekammer für sich das Recht einer auf ärztlichem Sachverstand und auf persönlicher ärztlich-praktischer Erfahrung gegründeten freien Meinungsäusserung in Anspruch genommen hatte, welche sich im Übrigen mit der in den Medien totgeschwiegenen oder diffamierten Meinung vieler Experten deckt.
Statt die längst überfällige Diskussion über die in ihrer Vielstimmigkeit und Absurdität kaum mehr zu überbietenden amtlichen Zwangsmassnahmen in Kreisen der deutschen Ärzteschaft zuzulassen, wurde Klaus Reinhard von Funktionären der verfassten deutschen Ärzteschaft zu einem entwürdigenden öffentlichen Dementi gezwungen und die Glaubwürdigkeit der deutschen Ärzteschaft dadurch nachhaltig beschädigt.
Dies ist der letzte Höhepunkt des beschämenden Verhaltens eines Grossteils der deutschen Ärzteschaft während dieser Krise.
Hauptaufgabe des Arztes ist es, Wissenschaft und Praxis zusammenzuführen und so eine Therapie des ganzen Menschen, eines Wesens mit Leib und Seele, zu entwerfen.
Stattdessen hat es die deutsche Ärzteschaft zugelassen, dass in der gegenwärtigen Situation Physiker, Biologen, Statistiker und durch nichts als ihren grenzenlosen Geltungsdrang qualifizierte Politiker Therapiestrategien entwickeln, die eher einem Krieg gegen die Bevölkerung statt einem Kampf gegen einen Krankheitserreger gleichen.
Dabei wird von vielen Kollegen hinter vorgehaltener Hand zugegeben, dass z.B. der Begriff „Neuinfektion" eine bewusst irreführende Bezeichnung für lediglich ein positives Corona-Testergebnis ist - von Medien und Politik absichtlich verbreitet, um eine in Angst und Schrecken getriebene Bevölkerung empfänglich zu machen für sich ständig steigernde und rational kaum mehr zu rechtfertigende Gängelungen und die Einschränkungen bürgerlicher Grundrechte. Die politische Begründung des Berliner Innensenators für das von ihm geforderte Verbot einer Demonstration kritischer Bürger sollte inzwischen bei jedem denkenden Menschen grundlegende Zweifel an der Rechtfertigung vieler grundrechtseinschränkender staatlicher Massnahmen geweckt haben.
Wir wissen sehr wohl, dass ein positiver Corona-Test nicht gleichbedeutend ist mit Krankheit oder der Gewissheit, krank zu werden.
Wir wissen, dass die allermeisten Menschen, welche mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, keine oder nur leichte Symptome zeigen.
Wir wissen, dass es keine annähernd zuverlässigen Statistiken darüber gibt, welche der publikumswirksam als „Corona-Todesfälle" gemeldeten Verstorbenen tatsächlich auf unmittelbare Viruseinwirkung zurückzuführen sind. Es gibt bis heute keinerlei allgemein anerkannte Kriterien für die Beurteilung eines „Todes durch Corona".
Die als Rechtfertigung für die amtlichen Zwangsmassnahmen herangezogene Inzidenz von z.B. 50 „Neuinfizierten"/100.000 Einwohnern ist völlig willkürlich, ohne jede tiefere medizinische Bedeutung und durch Anzahl und Selektionskriterien der vorgenommenen Testungen nahezu beliebig manipulierbar. Die veröffentlichen amtlichen Statistiken erfüllen so nicht einmal die Kriterien, welche heutzutage an eine medizinische Dissertation gestellt werden.
Wir Ärzte wissen aus unserer langen Ausbildung um die physiologische und mikrobiologische Problematik von eng ansitzenden, über lange Zeit getragenen Atemmasken. Wir wissen sehr wohl um die unzureichende Begründung für die Maskenpflicht im Freien angesichts eines offensichtlich bereits ubiquitären Virus und auch um die Problematik der Maskenpflicht für Kinder im Unterricht.
Und trotzdem finden in der deutschen Ärzteschaft nur wenige den Mut, gegen die Diffamierung der Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen keine Masken tragen können, aufzustehen oder sich als Anwalt der Kinder angesichts verängstigter Lehrer, Erzieher und Eltern zu verstehen.
Die weitreichenden psychopathologischen Folgen der ständig verbreiteten und sich von Tag zu Tag ins Absurde steigernden Horrorszenarien werden bewusst auch von denjenigen Politikern und Ärztefunktionären, die ansonsten publikumswirksam für eine ganzheitliche Betrachtung der Patienten plädieren, missachtet. Sie werden uns in Zukunft wohl mehr zu schaffen machen als das Virus.
Viele Menschen, die kein akademisches Studium durchlaufen haben oder sich mit klingenden Titeln schmücken, haben eher erkannt als die Repräsentanten der deutschen Ärzteschaft, dass sich die öffentlichen Medien zu einem willfährigen Propagandainstrument der Regierenden gewandelt haben, die es sich, in welchem Auftrag auch immer, angelegen sein lassen, kritische Stimmen, an denen es bezeichnenderweise ausserhalb der Ärzteschaft nicht fehlt, entweder totzuschweigen oder durch Diffamierung und Hetze mundtot zu machen. Oft in diesem Zusammenhang angestellte Vergleiche mit der staatlich gelenkten Jubelpresse der DDR greifen zu kurz. Treffender wäre ein Vergleich mit den Diffamierungs- und Vernichtungskampagnen der Nationalsozialisten. Geforderte und geförderte Denunziation und öffentliche gegenseitige Beschimpfung und Bedrohung sind Folgen dieser geschürten Massenhysterie.
Die deutsche Ärzteschaft wäre aufgrund ihrer ärztlichen Expertise, ihrer Ausbildung, ihres Wissensstandes und aufgrund des hohen Ansehens dieses Berufsstandes in der Lage, für Aufklärung, Richtigstellung, Beruhigung zu sorgen und so einer verängstigten und einseitig informierten bzw. desinformierten Öffentlichkeit Orientierung und Stütze zu bieten.
Stattdessen verzehren sich viele ihrer Funktionäre wie so häufig in der Jagd nach öffentlicher Selbstdarstellung, Pöstchen und klingenden Titeln innerhalb sich weitgehend selbst genügenden Vereinen und Körperschaften.
Anpassungsfähigkeit, politische Geschmeidigkeit, zuweilen recht grosszügige finanzielle Abfindungen und der blosse Anschein von Macht und Wichtigkeit, so bedeutungslos diese Attribute im Einzelfall auch sein mögen, sind wichtiger als mit Mut und möglicherweise unter Opferung von Posten und berufspolitischer „Karriere" den Menschen in dieser schweren Zeit mit ärztlichem Sachverstand und Überblick gegen die veröffentliche Meinung beizustehen.
Die wohlfeilen öffentlichkeitswirksam inszenierten Klagen über die Mittäterschaft und das Mitläufertum deutscher Ärzte im Nationalsozialismus und teilweise auch in der DDR berauben sich durch erneutes willfähriges und kritikloses Mitläufertum eines Grossteils der deutschen Ärzteschaft ihrer Seriosität und Glaubhaftigkeit.
Es ist die Pflicht einer verantwortungsbewussten Ärzteschaft, die Menschen vor einer in weiten Teilen ausser Kontrolle geratenen politischen Kaste, welche die Bevölkerung in Art von Möchtegern-Feldherrn oder Viehzüchtern ( „man muss die Zügel anziehen") wie eine Herde mal in die eine, mal in die andere Richtung vor sich hertreibt und von Polizei und Militär am Ausbruch hindern lässt, zu schützen - Mut zu machen statt Angst zu erzeugen, Verständnis für sinnvolle Massnahmen zu fördern statt mit Drohungen und sinnentleerten Verboten Widerstand zu wecken, Ehrlichkeit gegen unseriöse Prophezeiungen und Zuversicht gegen apokalyptische Horrorszenarien zu setzen.
Die Menschen in unserem Land brauchen jetzt mutige und selbstlose Ärzte.
Man kann nur hoffen, dass die deutschen Ärzte ihre Sprache wiederfinden, bevor es zu spät ist.
Dr.med. Josef Thoma,
Arzt für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten
Berlin