In South Front analysiert der Forscher für Geopolitik und politische Ökonomie Ahmed Adel die Wirtschaftslage in Europa. Auf den Beitrag aufmerksam machte das italienische Nachrichtenportal ComeDonChisciotte.
Adel meint: Der Industrieriese Deutschland gehöre zu den Ländern, die am stärksten von den Sanktionen des Westens gegen Russland betroffen seien. Er weist darauf hin, dass die Industrieproduktion zurückgeht und das Land Anfang 2023 in eine Rezession gefallen ist, nachdem es den Zugang zu billigen und zuverlässigen Lieferungen russischer Kohlenwasserstoffe verloren hatte.
Der in Kairo lebende Adel erwähnt auch, dass deutsche Wirtschafts-, Verwaltungs- und Regierungschefs ihre Unzufriedenheit mit der Energie- und Wirtschaftspolitik der Regierung äusserten. Als grosse Hindernisse für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands betrachteten Manager hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, übermässige staatliche Regulierung, schleppende Digitalisierungsprogramme und eine marode Infrastruktur.
Der wirtschaftliche Abschwung Deutschlands wirkt sich Adel zufolge auch auf andere europäische Länder aus, da Deutschland ein wichtiger Lieferant und Abnehmer sei. So erlebe Frankreich, die zweitgrösste Volkswirtschaft der EU, ebenfalls einen Rückgang der Industrie und im Dienstleistungssektor.
Der Forscher macht auf neue Daten der US-Agentur Bloomberg aufmerksam, welche auf einen Rückgang der Industrie und Dienstleistungen in Deutschland und Frankreich hindeuten. Demnach begannen Deutschland und Frankreich das dritte Quartal mit Rückgängen in ihren Privatwirtschaften. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, prognostiziert:
«Es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession gerät. In den letzten Monaten haben wir einen atemberaubenden Rückgang sowohl bei den Auftragseingängen als auch bei den Arbeitsrückständen erlebt, die jetzt so stark zurückgehen wie seit der ersten Covid-Welle Anfang 2020 nicht mehr. Das verheisst nichts Gutes für den Rest des Jahres.»
Dem Bericht zufolge schnitt Frankreich mit der schlechtesten Leistung seit November 2020 ab, sogar noch schlechter als Deutschland. Norman Liebke, Ökonom bei der Hamburg Commercial Bank, erklärte:
«Die Daten signalisieren eine spürbare Abkühlung der Wirtschaft und zeigen den stärksten Rückgang der Geschäftstätigkeit seit November 2020, der einem Rückgang des BIP [in Frankreich] vorausging.»
Die Zahlen für beide Länder seien schlechter ausgefallen als von allen Ökonomen in Bloomberg-Umfragen vorhergesagt, so die Agentur. Die Gesamtsituation gebe Anlass zur Sorge hinsichtlich der wirtschaftlichen Aussichten der Europäischen Union.
Adel legt nahe, dass die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland dazu beitragen könnte, einige der wirtschaftlichen Probleme zu lindern. Die Sanktionen seien nach hinten losgegangen und würden sich stärker auf die EU auswirken. Das werfe die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser «wirtschaftlich suizidalen Politik» für Deutschland und andere Länder auf.
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