Trotz des Erfolgs bei den Attentaten auf ranghohe Beamte von Hisbollah und Hamas besteht der Weg zur Freilassung der Geiseln, die von der Hamas seit 300 Tagen im Gazastreifen festgehalten werden, in einem Abkommen, schreibt Haaretz in einem Leitartikel. Dies sei auch die Position der Armee und hoher Verteidigungsbeamter.
Was am ersten Tag des Krieges gegolten habe, bleibe auch nach etwa zehn Monaten Kampf wahr: Militärischer Druck fördere nicht die Freilassung der Geiseln. Jeder Tag, der vergeht, gefährde ihr Leben, wie der Rückgang der Anzahl lebender Geiseln zeige. Von den 115 verbleibenden Geiseln sei nur noch etwa die Hälfte am Leben.
Die Ermordung des ranghohen Hisbollah-Funktionärs Fuad Shukr in Beirut und des Hamas-Politikers Ismail Haniyeh in Teheran – Israel hat für Letzteres nicht offiziell die Verantwortung übernommen – stellt laut Haaretz das Ansehen der israelischen Streitkräfte und des israelischen Geheimdienstes wieder her, das sie am 7. Oktober verloren haben. Die Aktionen würden Planungsfähigkeiten, genaue Geheimdienstinformationen und operative Fähigkeiten zeigen.
Aber auch ohne das Potenzial für eine regionale militärische Eskalation zu berücksichtigen, könnten die Attentate auf hochrangige Figuren die Rückkehr der Geiseln verzögern und das Abkommen für ihre Freilassung vereiteln. Es sei schwer abzuschätzen, ob Haniyehs Ermordung die Verhandlungen zum Scheitern bringen werde, so Haaretz.
Die Zeitung zitiert Sharon Lifshitz, deren Vater Oded Lifshitz als Geisel festgehalten wird. Sie drücke die Gefühle vieler Angehöriger der Geiseln aus:
«Jedes Mal, wenn es die Möglichkeit eines Deals gibt, passiert etwas, das zeigt, dass Israel viele Fähigkeiten hat. Aber die Frage ist, warum jetzt?»
Laut Lifshitz versucht Premierminister Benjamin Netanjahu gezielt, die Umsetzung des Deals zu verhindern. Verteidigungsminister Yoav Gallant habe gesagt, dass Israel keinen Krieg wolle. Auch Haaretz zufolge hat er mehrfach seine Verpflichtung zur Rückkehr der Geiseln und der Unterstützung eines Abkommens zum Ausdruck gebracht:
«Er muss jetzt darauf bestehen, bevor es zu spät ist: Es ist Zeit für ein Abkommen.»
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