Natürlich ist auch «der Staat beweispflichtig, wenn er die Freiheitsrechte einschränkt», wie es Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, im September 2021 in einem Interview mit der Beliner Zeitung audrückte. Das heißt: Wenn Beweise für den Sinn von Massnahmen wie das Masketragen fehlen, dann kann logischerweise auch eine Massnahme wie die Maskenpflicht nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sein.
Auf das Thema Masken nahm Papier in seinem Interview nicht explizit Bezug. Doch jetzt erschien in der Berliner Zeitung der Artikel «Warum die Maskenpflicht aktuell verfassungswidrig ist und sofort beendet werden muss». Dies sei zuvorderst darin begründet, dass «randomisierte, klinische Studien zur Wirksamkeit von Masken fehlen», so der Autor Philipp von Becker.
Auch dies ist freilich alles andere als eine neue Erkenntnis. Dass derlei unabdingbar wichtige Studien fehlen, hatte sogar die US-Seuchenbehörde CDC bereits im Frühjahr 2021 auf Nachfrage konzediert. Und auch im Gutachten zur Evaluierung der Corona-Massnahmen, das am 1. Juli präsentiert wurde, würde auf eben dieses Nichtvorhandensein solcher Studien hingewiesen, und zwar auf Seite 99, wie von Becker schreibt. Damit fehlt die wissenschaftliche Grundlage dafür – und auch darauf macht von Becker aufmerksam –, dem Masketragen eine Wirksamkeit zu bescheinigen.
Umso widersinniger ist es, dass dennoch nicht nur im Gutachten geschlussfolgert wird, sondern auch in der «leitmedialen Berichterstattung die Botschaft verbreitet wurde, die ‹Maske wirke›», so von Becker. Was die Medien angeht, so könne folglich nur konstatiert werden, dass «erneut Kontextualisierung und Differenzierung ... zur Corona-Politik der Bundesregierung fehlen», wobei «die Kernfrage nach wie vor völlig aus dem Blick ist: Was ist das eigentliche Ziel der Massnahmen und sind diese verfassungskonform?».
Der zweite Teil der Frage müsse klar mit nein beantwortet werden, da ja «das Ziel aller Massnahmen die Verhinderung einer Überlastung des Gesundheitssystems (‹flatten the curve›) war, ... jedoch eine über das normale und zu kritisierende (!) Mass hinausgehende Überlastung des Gesundheitssystems in Deutschland seit Beginn der Pandemie nie stattgefunden hat». Ein Umstand, auf den etwa Stefan Aust, Herausgeber der WELT, bereits im September 2020 in seiner Analyse «Denn sie wissen nicht, was sie tun» aufmerksam gemacht hat.
Dass bei alldem die Wissenschaft regelrecht auf den Kopf gestellt wird, erklärt Christian Rieck, Professor für Finanzwesen an der Frankfurt University of Applied Sciences, auf Youtube in seinem Beitrag «Expertenrat Massnahmen-Evaluation: Was sagt das Gutachten wirklich?» Darin konstatiert er Folgendes:
«Wir müssen uns fragen: Wer ist eigentlich derjenige, der nachweispflichtig ist? Und es gibt eine einfache Regel. Derjenige, der eine Behauptung aufstellt, die erstaunlich ist oder die eine sehr starke Auswirkung hat, das ist derjenige, der beweisen muss, dass es tatsächlich so ist, wie er behauptet.»
Quelle: Youtube-Kanal von Prof. Christian Rieck
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass die Masken-Studie des Teams um Harald Walach, Stefan Hockertz und Andreas Diemer kürzlich im Fachmagazazin Environmental Research in einer Langversion erschienen ist, nachdem eben diese Studie in einer kürzeren Fassung am 30. Juni 2021 im Journal of the American Medical Association (JAMA) zunächst veröffentlicht worden war, kurz darauf aber zurückgezogen wurde.
Die Kernthese der JAMA-Veröffentlichung von Walach et al. lautete, dass das Masketragen bei Kindern die CO2-Werte in der Einatemluft massiv erhöht – und sie war so brisant, dass sie den «Faktenfinder» der ARD in Person eines gewissen Wulf Rohwedder auf den Plan zu einer geradezu vernichtenden Stellungnahme veranlasste – eine Stellungnahme, die ihrerseits heftige Kritik hervorrief bis hin zu Formulierungen wie «Rohweddern mit Diffamierungs-Junk».
Dass auch die jetzt neu publizierte Version der Arbeit von Walach et al. wieder «einkasssiert» wird, dürfte so gut wie ausgeschlossen sein. Denn «es sind die gleichen Daten, aber mit einer breiteren Kontextualisierung, methodischen Erklärung und ausführlicheren Diskussion und sie ist dreifach peer reviewed», so Walach gegenüber Transition News.
Ausgeschlossen werden kann derweil aber nicht, dass die Politik aus Studien dieser Art sowie der fehlenden Beweisnot in Bezug auf die Sinnhaftigkeit des Masketragens NICHT die sich logisch aufdrängenden Schlüsse zieht ...