Die Pan American Health Organization (PAHO) wurde 1902 ins Leben gerufen und ist damit älter als die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die erst 1948 gegründet wurde. Trotz der späteren Gründung der WHO blieb PAHO in ihrer ursprünglichen Form erhalten, wurde jedoch als Regionalbüro der WHO für die amerikanischen Kontinente integriert. Dies führt zu einer außergewöhnlichen Struktur: PAHO agiert einerseits als autonome Gesundheitsorganisation und andererseits als offizieller Arm der WHO in Nord-, Mittel- und Südamerika. Das schreibt das Aktionsbündnis freie Schweiz (ABF) dieser Tage auf seiner Webseite.
Diese Doppelrolle ist für die PAHO von enormem Vorteil. Sie ermöglicht es der Organisation, eigene Verträge mit Regierungen, Stiftungen und der Pharmaindustrie abzuschließen, während sie gleichzeitig Programme der WHO umsetzt.
Besonders in der Coronazeit zeigte sich, wie diese Verflechtungen die PAHO zu einem mächtigen Akteur machten, der nicht nur als Gesundheitskoordinator fungierte, sondern auch als ein Instrument für die Interessen der Pharmaindustrie und westlicher Mächte. In dieser Zeit spielte die PAHO eine Schlüsselrolle bei der Verteilung von Impfstoffen in Lateinamerika, wobei sie enge finanzielle Verbindungen zu Akteuren wie der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF), USAID und GAVI unterhielt.
Die PAHO finanziert sich offiziell durch Mitgliedsbeiträge der 35 Staaten des amerikanischen Kontinents. Doch diese Pflichtzahlungen decken längst nicht die Kosten für die umfangreichen Programme der Organisation.
Daher kommen «freiwillige» Zahlungen ins Spiel, die PAHO von Regierungen, Stiftungen und der Pharmaindustrie erhält. Besonders die Gates Foundation sticht als Geldgeber hervor, da sie Millionenbeträge zur Finanzierung von Impfprogrammen und digitalen Gesundheitslösungen in Lateinamerika bereitstellt. Die Gates Foundation ist zudem einer der größten Unterstützer von GAVI, der globalen Impf-Allianz, die wiederum eng mit PAHO zusammenarbeitet – wer zahlt, befiehlt.
Ein weiteres bedeutendes Beispiel für die finanziellen Verflechtungen der PAHO ist die Partnerschaft mit der U.S. Agency for International Development (USAID), die jährlich Millionen in die PAHO investiert – insbesondere für Bio-Sicherheitsmaßnahmen, Pandemieprävention und Impfstoffverteilung. Diese enge Zusammenarbeit mit der US-Regierung stärkt die Rolle der PAHO als verlängerten Arm der amerikanischen Gesundheitsdiplomatie, wobei die politischen und wirtschaftlichen Interessen der USA dabei immer wieder zur Geltung kommen. Ob und wie diese Zusammenarbeit angesichts der Tatsache, dass USAID gegenwärtig abgewickelt wird, weitergeht, ist noch unklar.
Ein zentrales Instrument, das die PAHO in ihrer Rolle als Vermittlerin zwischen den Pharmaunternehmen und den lateinamerikanischen Staaten verwendet, ist der sogenannte «Revolving Fund». Dieser Fonds ermöglicht es der Organisation, große Mengen an Impfstoffen und Medikamenten zu einem günstigen Preis zu kaufen, was theoretisch den Zugang zu Gesundheitsversorgung verbessern soll. In der Praxis bedeutet dies jedoch, dass die PAHO exklusive Verträge mit den großen Pharmakonzernen abschließt und damit als Gatekeeper für die gesamte Region agiert. Diese Struktur gibt der Organisation enormen Einfluss auf die Gesundheitspolitik vieler Länder, da sie die Distribution von Medikamenten und Impfstoffen kontrolliert.
Abseits ihrer finanziellen Verbindungen ist die PAHO auch ein zentrales Werkzeug zur Umsetzung der globalen WHO-Strategien in den Amerikas. Dazu gehören unter anderem Impfkampagnen, die von der PAHO vorangetrieben werden, wobei die von der WHO empfohlenen Impfstoffe in Lateinamerika oft die erste und einzige Wahl sind. Zudem arbeitet die PAHO intensiv an digitalen Gesundheitslösungen, wie etwa digitalen Gesundheitszertifikaten und Impfpässen, die im Einklang mit den Plänen der WHO für globale Gesundheitsausweise stehen.
Ein weiterer Punkt, der in der Zusammenarbeit mit der PAHO zur Sprache kommt, ist die Bekämpfung von «Fehlinformationen». Programme, die von USAID über die PAHO finanziert werden, zielen darauf ab, kritische Stimmen zu Impfstrategien oder WHO-Initiativen zu diskreditieren. Diese Zensur ist Teil einer breiteren Strategie, die darauf abzielt, die öffentliche Meinung und die Akzeptanz von WHO-Programmen durch gezielte Kommunikationsmaßnahmen zu steuern.
In jüngster Zeit haben Politiker wie Donald Trump und Javier Milei angekündigt, dass ihre Länder aus der WHO austreten möchten. Dieser Schritt wird als Widerstand gegen die zunehmende Macht der globalen Gesundheitsbürokratie gesehen. Doch hierbei fällt auf, dass der Austritt aus der PAHO nie zur Debatte steht.
Das ist nicht ohne Bedeutung, denn selbst wenn ein Land die WHO verlässt, bleibt es durch PAHO weiterhin an zentrale WHO-Programme gebunden. Dies betrifft insbesondere Impfstoffverträge, Biosicherheitsrichtlinien und digitale Gesundheitsmaßnahmen, die weiterhin über die PAHO umgesetzt werden. Die enge Verzahnung zwischen der WHO, der PAHO und den internationalen Geldgebern sorgt dafür, dass die Kernstrategien der WHO, egal ob ein Land formal austritt oder nicht, ungehindert fortgesetzt werden.
Der wahre Wendepunkt könnte jedoch in den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) liegen, die von der WHO im Juni 2024 verabschiedet wurden und 2025 in Kraft treten sollen. Diese Vorschriften bieten der WHO weitreichende Befugnisse im Bereich der globalen Gesundheitsüberwachung und -regulierung. Wer sich nur mit einem formalen WHO-Austritt beschäftigt und die IGV nicht ins Visier nimmt, könnte von den tatsächlichen Veränderungen überrumpelt werden. Ein Opting-Out der IGV muss bis zum 19. Juli 2025 erklärt werden – andernfalls gelten die neuen Regelungen ab dem 19. September 2025 als bindend.
Auch in der Schweiz fordert die Partei EDU den WHO-Austritt. Die Diskussion darum könnte sich als Nebenschauplatz herausstellen, wenn die wirklich entscheidenden Schritte ignoriert werden. Wer gegen die zunehmende Macht der globalen Gesundheitsbürokratie vorgehen will, muss den Fokus auf die Internationalen Gesundheitsvorschriften und das Opting-Out legen. Die internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) sind ein internationaler Vertrag. An der Weltgesundheitsversammlung 2024 wurden weitgehende Verschärfungen beschlossen, die für jedes Land verbindlich sind, das nicht explizit ein sogenanntes Opting-Out erklärt. Nur damit lässt sich verhindern, dass die WHO und ihre regionalen Büros wie die PAHO weiterhin eine unkontrollierbare Macht ausüben – unabhängig davon, ob ein Land offiziell aus der WHO austritt oder nicht.
Die Aktion ABF Schweiz hat bereits eine Online-Petition ins Leben gerufen, die den Bundesrat auffordert, die Anpassungen der IGV klar abzulehnen und ein Referendum zu ermöglichen.
Die Vernehmlassung ist allen offen. Wichtige Dokumente und Vorlagen gibt es hier. Sie können damit «Ihren» Politikern schreiben und sie über die geänderten IGV informieren. Die Vernehmlassungsfrist läuft bis zum 27. Februar 2025.