Die sogenannte Reproduktionszahl R, die die Weiterverbreitung von Covid angibt, wird zunehmend zum Massstab für das Ausmass der Lockerung und damit zum zum Politikum.
Die Reproduktionszahl ist "die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Fall angesteckt werden", erklärt das Robert Koch-Institut. Diese lasse sich nicht aus den Meldedaten ablesen, sondern nur durch statistische Verfahren zum Beispiel auf der Basis des Nowcastings schätzen. Das Nowcasting wiederum ist ein Verfahren, um die aktuelle Zahl der Neuinfektionen zu schätzen. Dieses Verfahren ist gemäss RKI-Präsident Wieler bis Ende März über Wochen entwickelt worden.
Die Reproduktionszahl ist in der Schweiz vor drei Tage vor dem Lockdown auf eins gefallen.
Prof. Pietro Vernazza, Chefarzt der Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen, schrieb dazu am 19. April: «Am 28. Februar hat der Bundesrat … das Veranstaltungsverbot erlassen. [Es dauerte] gerade mal 10 Tage, bis die Massnahmen Wirkung zeigten. … Zunächst einmal dauert es im Durchschnitt 5 Tage, bis eine heute infizierte Person selbst krank wird und ansteckend wird. Und dann dauert es noch einmal – so die Annahmen im Modell – im Durchschnitt 5 Tage, bis eine Person mit einer Infektion diagnostiziert wird. … Im Grossen und Ganzen ist es klar, dass eine Veränderung des Verhaltens zu einer verzögerten Wirkung führt. …Sie zeigt auf jeden Fall, dass sich die Epidemie VOR dem Lockdown schon deutlich verändert hat.»