Präambel: Ein Stück in meinem neuen Kabarett-Programm «Es harzt als Arzt» heisst genau so. Der Inhalt differiert allerdings von den folgenden Aussagen, aber nur in Sachen anderer Beispiele und Fakten.
Was ist das für eine Welt, in der wir etwas vom Allerwichtigsten, die menschliche Kommunikation, die Empathie und das Verständnis für den anderen, im Begriff sind zu liquidieren, wenn es denn nicht schon geschehen ist.
Eine Welt, in der der Begriff Diplomatie nur noch ein schwerer Klotz am Bein blutrünstiger Politiker und profitgieriger Waffenhersteller und -händler ist: anstrengend, nicht zielführend, nutzlos, karriere- und profitverhindernd.
Eine Welt, in der eine der letzten Bastionen politischer Zurückhaltung und Vernunft, die Schweiz, ihre Neutralität auf Druck der konkursiten EU und USA sowie der politischen Propagandaschergen, sprich der Buchstabenhilfsaneinderreiher, genannt Journalisten der «Qualitätsmedien», aufgibt.
Die Schweiz, einst ein Hort, was sage und schreibe ich, der Hort für diplomatische Verhandlungen, schleicht sich vermeintlich unter dem Schutz einer traurigen politischen Dunkelheit Schrittchen für Schrittchen ins Lager der EU und der nordatlantischen Terrororganisation, vulgo NATO genannt. Schon will man im Wallis stillgelegte Flugplätze und Bunker der NATO zur Verfügung stellen. Der Militärexperte Albert Stahel empfiehlt sogar, die Schweiz als Mittelpunkt des europäischen NATO-Hauptquartiers zu machen.
Bei einem Mitmachen in der NATO könne man so auch Geld sparen in Sachen Armeeaufrüstung und -ausbau: Hat der Mann schon mal davon gehört, dass von NATO-Mitgliedern erwartet wird, dass minimal 2 Prozent des BSP für die NATO aufgewendet werden sollen? Geld ist aber nur das eine, aber die Schweiz als NATO-Headquarter Europe?
Sollte Putin mal tatsächlich die Nerven verlieren und auf einen bestimmten Knopf drücken, wären wir immerhin mittendrin statt nur dabei ... Gerade erfahre ich, dass die Schweiz das 13. Sanktionspaket gegen Russland übernimmt. Roger Köppel hat es perfekt formuliert: Die Schweiz wird von heimat- und neutralitätsmüden Politikern regiert.
Eine Welt, in der der Politiker und Publizist George Galloway, langjähriger Member of Parliament der britischen Regierung im House of Lords, nach seiner brillanten Wiederwahl für seine Workers Party in seinem Wahlkreis Rochdale bei Manchester als grosse Gefahr für das Vereinigte Königreich betitelt wird? Unter anderem von Kier Starmer, Kriegsgurgel und Laborchef, und selbst von Premier Richi Sunak?
Rochdale war einst, insbesondere im 19. Jahrhundert, das Zentrum der Baumwollverarbeitung in England. Heute leben 40 Prozent der dortigen Kinder in Armut, währenddem unweit davon bei Manchester United und Manchester City 20-jährige Fussballer sechsstellige Pfund-Wochenlöhne kassieren. Richi Sunak ist sich nicht zu dumm zu behaupten, dass Menschen wie George Galloway, der sich Zeit seines Lebens für zwei Dinge eingesetzt hat – für den Frieden, indem er einer der grössten Bekämpfer war der von Blair, Bush und Co angezettelten Afghanistan- und Irakkriege und Streiter für einen dauerhaften Frieden in Palästina, und für die Minderprivilegierten – das Ansehen Grossbritanniens beschmutzen könnten.
Grossbritannien sei immer auf der richtigen Seite der Geschichte gestanden, hören wir vom britischen Premier in seiner Rede vor seinem Sitz Downing Street 10. The right side of History. So so. Lassen wir mal die kolonialistischen Untaten der Briten weg (immerhin haben sie 1833 die Sklaverei abgeschafft – Sklavenbesitzer in der Karibik erhielten damals schon 20 Millionen Pfund Entschädigung dafür!) und blicken wir nur auf die gut etwas mehr als 23 Jahre dieses Jahrhunderts zurück.
Aufklärung von 9/11? Okay, Job der Amerikaner. Invasion von Afghanistan? Krieg gegen den Irak wegen angeblicher Massenvernichtungswaffen? Rolle in Lybien und in Syrien? Skandalöses Covid-Management der eigenen Regierung und teilweise der «Wissenschaftler» (Niel Ferguson)? Haltung gegenüber dem Ukraine-Krieg, zum Beispiel zur Mission von Boris Johnson zur Verhinderung des Ukraine-Russland-Friedens von Istanbul? Haltung gegenüber dem Massaker im Gaza-Streifen?
Eine Welt, Sie entschuldigen das profane (profan = nicht feierlich, nicht erhabend wirkend, gewöhnlich, alltäglich) Abgleiten in den Fussball, in der ein Trainer wie Raphael Wicky nach drei Niederlagen, zwei davon gegen die Zweit- und Drittplatzierten der Rangliste, entlassen wird, nach unzähligen Siegen und Pokalen für die Plastikrasenspezialisten aus Bern.
Eine Welt, in der Julian Assange von den meisten seiner journalistischen Kollegen vergessen geht – er, der sogar amerikanische Morde an Reuters-Journalisten mit Wikileaks aufgedeckt hat –, währenddem man Alex Nawalny, der Kaukasier als Kakerlaken und Georgier als Ratten bezeichnet hat und der bei den rechtsextremsten Märschen stramm mitgelaufen ist, demnächst weltweit wahrscheinlich Denkmäler errichten wird. Wenn man als Journalist und Blogger in einem ukrainischen Knast stirbt (Gonzalo Lira an Pneumonie), ist es okay und eine natürliche Todesursache. Stirbt man in einer russischen Strafkolonie an Thromboembolie wie Navalny, ist es Mord.
Einer Welt und ein Schweizer Staat, in dem wir alten Menschen – die meisten haben ein Arbeitsleben lang in ihre Vorsorge einbezahlt – ein klein wenig mehr Luxus missgönnen, um neu hier Ankommende aus einem hochkorrupten Land und anderen Ländern durchsanieren, sanieren mit s wie Status S; in dem wir Millionen von unnützen, ja gefährlichen Impfungen verschrotten und immer weitere bestellen; in dem wir Entwicklungshilfeprojekte finanzieren, die nicht mal die Entwicklungsländer selbst wollen; in dem wir den unterbezahlten Bundesräten auch noch viertausendfränkige Skiabos in den Allerwertesten stecken und zurufen: Die Ethik einer Nation zeichnet sich dadurch aus, wie sie ältere Menschen und Tiere behandelt.
Ich möchte nochmals mit Richi Sunak schliessen: Seine Familie stammt ursprünglich aus Punjab, Indien. Ein Mann mit tiefen indischen Wurzeln sagt, dass die Briten immer auf der richtigen Seite der Geschichte standen. Schon fast eine kabarettistische Pointe oder anders gefragt: Ob sich wohl Ghandi ob dieser Worte im Grab umdreht?
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Dies ist der Newsletter von Marco Caimi, Arzt, Kabarettist, Publizist und Aktivist. Aus Zensurgründen präsentiert er seine Recherchen nebst seinem YouTube-Kanal Caimi Report auf seiner Website marcocaimi.ch. Caimis Newsletter können Sie hier abonnieren.
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