Die Namen und das Alter von mehr als 15.000 Kindern, die durch den israelischen Vernichtungsfeldzug im Gaza-Streifen ermordet worden sind, wurden am Samstag, dem Internationalen Kindertag, in Berlin verlesen. In rund 14 Stunden erinnerte eine Gruppe unter dem Motto «Honouring the Children of Gaza» («Die Kinder von Gaza ehren») vor der «Neuen Wache» an dem Boulevard Unter den Linden in der deutschen Hauptstadt an die getöteten palästinensischen Kinder.
(Foto: Tilo Gräser)
Neben den verlesenen Namen erinnerten Kinderschuhe und Transparente an das Schicksal der wehrlosen Kleinen, die durch den israelischen Rachefeldzug getötet wurden. Noch immer wird der Vernichtungsfeldzug Israels gegen die Palästinenser auch von der bundesdeutschen Regierung unter anderem mit Waffenlieferungen unterstützt. Die Gruppe erklärte im Vorfeld dazu:
«Angesichts des Versagens der deutschen Medien zu informieren und des daraus resultierenden Schweigens über den schrecklichen Tod so vieler unschuldiger Opfer wollen wir laut sprechen: Unseren Frust, unsere Empörung, unsere Trauer (...) und die Namen dieser Kinder!»
Mit der von drei internationalen Berlinerinnen initiierten Aktion sollte das Schweigen über die Tragödie in Gaza gebrochen und Mitgefühl mit den Opfern ausgedrückt werden.
«Hinter der Anonymität der Massenerzählungen verbergen sich 15.000 Kinder, die alle eine Familie, ein Leben und ein Gesicht haben – sie haben Namen, die die Berlinerinnen und Berliner in einer 14-stündigen Aktion gemeinsam sprechen sollen.»
Die Gruppe bezeichnet sich als «völlig unpolitisch und 100 Prozent unabhängig». Sie wird den Angaben nach von den lokalen Initiativen Grieving Doves, gesundheit4palestine und Stimmen aus Gaza sowie von Vereinen, Gruppen und Künstlern unterstützt, die einen Waffenstillstand in Gaza fordern.
Die Namen der Kinder wurden an der «Neuen Wache» gelesen (Foto: Tilo Gräser)
Hunderte von Berlinern aller Nationalitäten und Hintergründe, darunter Juden und Deutsche, hatten sich laut den Organisatoren angemeldet, um zwischen 9 Uhr und Mitternacht die Namen der toten Kinder vorzulesen. Viele Menschen kamen am Samstag vorbei, um sich dem kollektiven Ausdruck der Solidarität, der menschlichen Trauer und des Mitgefühls für die unschuldigen Opfer in Gaza und ihre Familien anzuschließen.
Die «Neue Wache» ist die offizielle deutsche Gedenkstätte für die «Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft» in der Hauptstadt. In dem Gebäude, im 19. Jahrhundert von Karl Friedrich Schinkel entworfen, ist seit 1993 die berühmte Skulptur «Pietà» («Mutter und ihr toter Sohn») von Käthe Kollwitz zu sehen.
Zuvor gab es bereits in Konstanz eine ähnliche Aktion, wie das Portal seemoz am 30. April berichtete. Demnach breiteten Aktive der Konstanzer Gruppe «Rettet Gaza» inmitten der belebten Konstanzer Innenstadt die zu diesem Zeitpunkt 14.000 Namen und das Alter der ermordeten Kinder aus Gaza aus. Die Gruppe kritisiert ebenfalls die deutsche Beteiligung am israelischen Völkermord und die zunehmende Aussetzung von Grundrechten in Deutschland, wenn es um Protest gegen den Völkermord geht.
Nach UN-Angaben wurden bis Ende Mai 36.284 Palästinenser durch die israelischen Angriffe auf den Gaza-Streifen getötet und 82.057 verwundet.
(Foto: Tilo Gräser)
«Dieser Krieg ist ein Krieg gegen Kinder. Er ist ein Krieg gegen ihre Kindheit und ihre Zukunft.»
Das hatte Philippe Lazzarini, Generalkommissar des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten UNRWA, am 13. März erklärt. Er bezeichnete die Angaben zu den Opfern als «erschütternd». Sie übertreffen demnach die Zahl der weltweit bei bewaffneten Konflikten zwischen 2019 und 2022 getöteten 12.193 Kinder und Jugendlichen. Der Sender Al Jazeera hat die Namen der getöteten Kinder und Jugendlichen im Gaza-Streifen online veröffentlicht.
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