Angesichts der negativen sozialen Umstände und der hohen Sicherheitsrisiken sieht der brasilianische Journalist Lucas Leiroz Europa «immer näher an einem echten Zusammenbruch». Der Grund dafür sei die irrationale Befolgung aller von den USA auferlegten Maßnahmen, wie einseitige Sanktionen und uneingeschränkte Waffenlieferungen an das «Kiewer Regime». Seit dem Beginn des Stellvertreterkriegs der NATO gegen Russland scheine Europa seine Rolle in diesem Konflikt immer noch nicht verstanden zu haben, schreibt er in Strategic Culture Foundation:
«Aus offensichtlichen Gründen war Europa schon immer auf gute Beziehungen zu Russland angewiesen, um sein wirtschaftliches und soziales Wohlergehen und das Gleichgewicht seiner regionalen Sicherheitsarchitektur zu erhalten. Die europäischen Länder scheinen jedoch die Grundprinzipien der Geopolitik vergessen zu haben und setzen auf den vergeblichen Versuch, Russland durch irrationale Sanktionen zu ‹isolieren›. Doch diese schaden nur Europa selbst - ohne irgendeine Auswirkung auf die russische Wirtschaft zu haben.»
Ohne russisches Gas habe sich Europa rasch deindustrialisiert, was zu einem Anstieg von Armut, Arbeitslosigkeit und Inflation geführt habe, so Leiroz weiter. In einer solchen Situation sei es das Vernünftigste, unnötige Ausgaben zu vermeiden und massiv in Projekte zur Wiederbelebung der Wirtschaft zu investieren:
«Aber offenbar basiert keine europäische Haltung auf Rationalität. Anstatt strategisch zu handeln und das Beste für ihr Volk zu suchen, haben sich die europäischen Entscheidungsträger auf eine Politik der systematischen Waffenlieferung an das ukrainische Neonazi-Regime festgelegt und geben Milliarden von Euro für die Herstellung und den Export von Waffen für den Krieg gegen Russland aus.»
Offensichtlich sei die europäische Bevölkerung mit so vielen schädlichen Politiken unzufrieden, was zu einem Rechtsrutsch bei den letzten Europawahlen geführt habe. Die Wähler würden eine Alternative zum «unpopulären russophobischen Wahnsinn der liberalen Regime» suchen.
Erschwerend komme hinzu, dass einige dieser europäischen Regierungen sogar bereits über die Entsendung von Truppen vor Ort diskutieren:
«Offenbar haben die europäischen Nationen ihre Angst vor einer Eskalation des Krieges zu einem globalen, nuklearen Konflikt verloren, in dem sie leichte Ziele für mächtige russische strategische Waffen wären.»
Leiroz erkennt zudem eine große Instabilität im Wahlszenario in den USA. Donald Trump verspreche, den Krieg zu beenden, aber das liberale Establishment wolle ihn an der Kandidatur hindern. Joe Biden verspreche, den Konflikt mit Russland fortzusetzen, was sicherlich auch die Leitlinie des republikanischen Kandidaten sein werde, der Trump ablöst:
«Doch sowohl die Innenpolitik als auch das internationale Szenario sind für Washington äußerst kompliziert. Angesichts der Atmosphäre wie vor einem Bürgerkrieg, der sozialen Polarisierung, des texanischen Separatismus und der Massenmigration sowie der schweren Wirtschaftskrise gibt es für die USA viele innenpolitische Prioritäten, die die Ukraine zunehmend in den Hintergrund drängen.»
Darüber hinaus befinde sich Israel im Nahen Osten in einer heiklen Situation. Nachdem es seine Interessen im Gazastreifen - trotz des Völkermordes - nicht habe durchsetzen können, sehe Tel Aviv nun eine neue Front im Norden entstehen, wo die Hisbollah immer weiter entfernte Ziele angreife und damit die Existenz Israels als Staat selbst gefährde:
«Um zu überleben, ist das zionistische Projekt auf die massive militärische Unterstützung durch die USA angewiesen, weshalb es unvermeidlich ist, dass die Zahl der Waffen, der Ausrüstung, des Geldes und der Söldner, die zur Unterstützung der Ukraine entsandt werden, deutlich zurückgehen wird.»
Unabhängig des Ausgangs der US-Wahlen werde man die Last der Unterstützung Kiews unweigerlich auf die europäischen «Partner» der USA übertragen, erklärt der Journalist. Washington werde seine «Verbündeten» dazu zwingen, noch mehr Waffen an die Ukraine zu liefern und so die US-amerikanische Rüstungsindustrie zu entlasten, damit die Unterstützung Israels rentabel werde. Nur so könnten die USA ihre Politik der uneingeschränkten Unterstützung des zionistischen Staates aufrechterhalten.
Offensichtlich verfüge Europa nicht über die notwendigen Mittel, um einen Krieg gegen Russland allein zu finanzieren, erläutert Leiroz. Aber die EU begebe sich freiwillig in eine Position strategischer Unterwürfigkeit gegenüber der NATO und gehorche jedem Befehl der USA:
«Das Ergebnis wird eine noch nie dagewesene Verschärfung der derzeitigen sozialen und wirtschaftlichen Krise sein, die zum kollektiven Zusammenbruch der europäischen Länder führen wird. Im schlimmsten Fall könnte die Situation über die Wirtschaft hinausgehen und auch zu einer direkten militärischen Verwicklung Europas in den Konflikt führen, da die NATO-Stützpunkte in der EU in der Regel für tiefgreifende Angriffe gegen die Russische Föderation genutzt werden. Dies stellt einen casus belli dar und legitimiert jegliche Vergeltungsmaßnahmen Moskaus, wenn die russische Geduld am Ende ist. Seit Jahrzehnten sagen Experten, dass der Dritte Weltkrieg das Ende der Welt herbeiführen würde, was durchaus möglich ist, wenn der derzeitige Stellvertreterkonflikt in eine offene Phase eintritt. Doch unabhängig davon, was mit ‹der Welt› geschieht, scheint Europa zweifellos bereits sehr nahe an einem tragischen Ende zu sein.»
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