Kurz nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in Gaza am 15. Januar führte Yanis Varoufakis, Sekretär von MeRA25 (griechische Partei «Front für realistischen europäischen Ungehorsam»), ein Video-Gespräch mit Francesca Albanese, Rechtsexpertin und Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die besetzten palästinensischen Gebiete.
Sie spricht darin über die Frage der Vereinten Nationen und die Nichtanerkennung des Staates Palästina als Vollmitglied des Sicherheitsrats mit dem Veto der USA. Auch spricht sie darin über die Rolle mehrerer Mitgliedstaaten, die zwar behaupten, dass die Lösung in der Anerkennung und Koexistenz zweier Staaten in der israelisch-palästinensischen Frage bestehe – die aber sogleich einen Rückzieher machen, wenn es darum geht, etwas Minimales zu tun, weil sie ihre Beziehungen zu den USA und Israel nicht gefährden wollen.
Albanese spricht ebenfalls über das, was aus rechtlicher Sicht einen Völkermord darstellt, sowie über den jüngsten Waffenstillstand in Palästina und seine Bedeutung. Als Antwort auf Yanis Varoufakis’ Aufforderung, die Debatte mit einer optimistischen Note zu beenden, sagt die UN-Sonderberichterstatterin:
«Die Realität in Palästina ist das beste Beispiel für vergangene, gegenwärtige und wahrscheinlich auch zukünftige Ungerechtigkeiten. Es ist die ungeschönte Welt. Es ist die Welt in Bezug auf menschliche Beziehungen. Wollen wir, dass das so bleibt? Denn wenn die Antwort lautet: ‹Ja, es ist mir egal›, wird uns dieses Übel früher oder später ereilen.»
Albanese sagte gegenüber Varoufakis außerdem:
«Und ich denke, es wird früher sein, nicht später, denn Ungerechtigkeiten sind miteinander verbunden. Wirtschaftliche Ungerechtigkeit ist gleichbedeutend mit ökologischer Ungerechtigkeit, und deshalb denke ich, dass das heutige Palästina ein Test dafür ist, was wir als Menschheit in Zukunft tun und sein wollen.
In Schweigen und Untätigkeit zu verharren, darf daher nicht einmal eine Option sein. Wir sollten uns daran erinnern, dass Gerechtigkeit zu Hause beginnt. Also stellt Nachforschungen über eure Politiker, eure Unternehmen, eure Wohltätigkeitsorganisationen, eure Banken an, findet heraus, wohin das Geld eurer Versicherungen fließt. Und ich sage euch das, weil ich das gerade untersuche: Das wirtschaftliche und finanzielle Netzwerk, das die Besatzung und all die Verbrechen, die sie mit sich bringt, unterstützt, könnte dies ohne die Toleranz von allen von uns nicht erreichen. Und wenn ich sage, jede und jeder von uns, dann meine ich das auch so.»
Das Video ist auf Englisch mit griechischen und englischen Untertiteln.
(Über die Einstellungen bei YouTube lassen sich auch deutsche Untertitel automatisch generieren.)
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