Eine Rekordzahl von Lobbyisten der Kunststoffindustrie nimmt an der fünften Sitzung des zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses (INC-5) in Busan, Südkorea, teil, auf der ein globaler, rechtsverbindlicher Vertrag gegen die Verschmutzung durch Kunststoffe diskutiert wird. Die Lobbyisten, zumeist Vertreter der chemischen Industrie und der Industrie für fossile Brennstoffe, sind in der Überzahl gegenüber Wissenschaftlern und unabhängigen Experten und bilden die größte Delegation auf der Konferenz. 220 sind es an der Zahl. Dies geht aus einer Studie des Center for International Environmental Law (CIEL) hervor, über die L’Indipendente berichtet.
Die Analyse ergab zudem, dass einige Lobbyisten an den Gesprächen als Mitglieder von Delegationen aus einer Reihe von Ländern teilnehmen, darunter China, die Dominikanische Republik, Ägypten, Finnland, Iran, Kasachstan und Malaysia.
Die Lobbyisten lehnen demnach Maßnahmen, die eine Begrenzung der weltweiten Plastikproduktion vorsehen, entschieden ab. Das beunruhigt Umweltgruppen wie CIEL und Greenpeace, die einen negativen Einfluss auf die endgültigen Entscheidungen befürchten. Die Gespräche laufen noch bis Sonntag, den 1. Dezember.
Wie L’Indipendente erklärt, zielt der von der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) geforderte Vertrag, der bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll, darauf ab, die Plastikproduktion drastisch zu reduzieren und Einwegplastik zu beseitigen.
Mehr als 900 unabhängige Wissenschaftler haben laut der italienischen Zeitung eine Erklärung unterzeichnet. Darin werden die UN-Verhandlungsführer aufgefordert, sich auf ein umfassendes und ehrgeiziges globales Plastikabkommen zu einigen, das auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und das Ziel verfolgt, die Plastikverschmutzung bis 2040 zu beenden.
Die Verhandlungen werden gemäß L’Indipendente jedoch durch Meinungsverschiedenheiten zwischen den nationalen Delegationen und dem Widerstand von Ländern mit einer mächtigen Industrie für fossile Brennstoffe wie Saudi-Arabien, Russland und Iran behindert, die sich gegen jegliche Produktionsbeschränkungen wehren. Während viele Delegationen, insbesondere aus Entwicklungsländern, mit begrenzten Mitteln teilnehmen würden, verfügten die Industrielobbys über reichlich Mittel und finanzielle Unterstützung.
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