Offiziere der libyschen Küstenwache haben auf der griechischen Insel Kreta eine Ausbildung begonnen. Ziel ist es, die griechisch-libysche Zusammenarbeit im Bereich der Grenzsicherung und Migration zu vertiefen. Wie griechische Regierungsquellen am vergangenen Mittwoch mitteilten, ist das Ausbildungsprogramm Teil eines umfassenderen Plans zur Eindämmung der Migration aus Nordafrika nach Europa – ein Thema, das zuletzt wieder verstärkt im politischen Fokus steht.
Das Vorhaben findet vor dem Hintergrund angespannter Beziehungen zwischen Athen und Tripolis statt. Auslöser war unter anderem ein umstrittenes Seeabkommen, das 2019 zwischen der international anerkannten Regierung Libyens mit Sitz in Tripolis und der Türkei unterzeichnet wurde – einem langjährigen geopolitischen Rivalen Griechenlands. Hinzu kommen neue griechische Bestrebungen zur Ausbeutung von Erdgasvorkommen südlich von Kreta, die die Spannungen weiter verschärfen.
Griechenland hat angesichts der wachsenden Zahl irregulärer Überfahrten über das Mittelmeer jüngst Fregatten vor die Küste Libyens entsandt und Gesetzesänderungen beschlossen, die es Migranten verbieten, bei Ankunft über den Seeweg aus Libyen Asyl zu beantragen.
Die libysche Küstenwache ist seit Jahren umstritten, unter anderem wegen Vorwürfen zu Menschenrechtsverletzungen. Die nun gestartete Ausbildung soll laut griechischen Angaben jedoch professionell ausgestaltet sein und beinhaltet Module wie Patrouillenführung sowie Such- und Rettungseinsätze. Bislang nehmen Offiziere aus dem Osten Libyens teil – in den kommenden Wochen sollen auch Angehörige der westlich orientierten Einheiten aus Tripolis hinzukommen.
Trotz der politischen Spaltungen innerhalb Libyens bemüht sich Griechenland laut offiziellen Stellen um Gespräche mit beiden Seiten – sowohl mit der Regierung in Tripolis als auch mit der rivalisierenden Verwaltung in Bengasi. Letzte Woche lud Athen die libysche Regierung erneut zu Verhandlungen über eine mögliche Festlegung exklusiver Wirtschaftsgebiete (EEZ) im Mittelmeer ein.
Gespräche über maritime Grenzziehungen zwischen den beiden Ländern sollen laut den griechischen Behörden in den kommenden Monaten stattfinden. Ziel ist es, politische Differenzen zu überbrücken und gemeinsame Lösungen in sensiblen geopolitischen Fragen zu finden.