Transition News: Warum wirst Du auch dieses Jahr bei der Augustdemonstration in Berlin dabei sein?
Hermann Ploppa: Wir müssen als Bewegung zu unseren Anfängen zurückfinden. Ich habe an der legendären Demonstration am 1. August 2020 teilgenommen. Bei der Schlusskundgebung hat die Polizei nach relativ kurzer Zeit den Bühnenstrom abgestellt – die Drahtzieher dieser Aktion hatten wohl spekuliert, dass dann alle traurig und demoralisiert nach Hause gehen würden. Das Gegenteil war der Fall: Es wurde daraus ein Festival der Selbstbestimmung, weil die Leute dann selber etwas gemacht haben; es haben sich viele kleine Kreise gebildet, in denen diskutiert, musiziert, getrommelt wurde, es fand Theater statt, Gaukler unterhielten die Leute. Es war ein unglaublich farbiges, buntes und sehr positiv gestimmtes Ereignis.
Vor allem ist man gestärkt daraus hervorgegangen, weil klar wurde, dass wir hier keine Meisterdenker brauchen, sondern wir alle, die Hundertausenden Teilnehmer, sind für uns selbst verantwortlich und wir alle gestalten das.
Zu dieser Atmosphäre, zu so einem Gestaltungsdrang möchte ich wieder zurückkommen. Es ist jeder Einzelne gefragt. Jeder Einzelne ist wichtig und notwendig für das Gelingen und die Kreativität jedes Einzelnen.
Wir sind leider in den letzten Jahren ein bisschen davon weggekommen.
Hat es Deiner Meinung nach eine «Corona»-Pandemie gegeben?
Niemand von uns braucht die absolute Wahrheit im Kopf. Das möchte ich mal vorausschicken, weil viele so tun, als hätten sie die Wahrheit mit Löffeln gefressen. Das ist bei uns nicht anders als bei den Leuten, die dem offiziellen Narrativ gefolgt sind. Die einen sagen, es gab gar kein Virus, die anderen sagen, doch. Soweit ich Wolfgang Wodarg verstanden habe, gibt es eine milde Form von Grippe oder Erkältungserkrankung, die aber in ihrer Bedeutsamkeit total hochgepusht wurde. Meine persönliche Hypothese ist – da gehe ich konform mit unserem Freund Wolfgang Wodarg –, dass hier eine Erkrankung total in ihrer Bedeutung übertrieben wurde, um bestimmte Maßnahmen durchzuziehen.
Und wir sehen im Nachhinein, wohin es geht: Diejenigen mit einer demokratischen Grundüberzeugung, wie wir Älteren diese auch in der Schule gelernt haben, wählen selbstbestimmt und im Sinne der Aufklärung aus einem Sortiment von Informationen das heraus, was unserem Demokratie- und Gesellschaftsverständnis entspricht. Aber stattdessen war und ist Kadavergehorsam angesagt. Ich kann mich noch erinnern, wie der damalige Chef des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler – der Tierarzt – sinngemäß meinte, wir müssten den Verantwortlichen «glauben». Das ist natürlich eine völlige Abkehr von der Aufklärung, von allem, auf das wir 400 Jahre lang hingearbeitet haben.
Dieser Kadavergehorsam ist natürlich ein Paradigmenwechsel, mit dem man einerseits fließend in die nächsten Themen, nämlich Kriegsvorbereitung und Akzeptanz einer bedingungslosen Unterstützung der Netanjahu-Regierung übergehen konnte. Und andererseits handelte es sich offenkundig um ein Marketingkonzept.
Es wurde maßlos Panik geschaffen. Dazu diente auch diese absurde Maskenpflicht. Sie war unerlässlich, um in weiterer Folge dieses Produkt, diese neuen mRNA-Mittel, zu verkaufen. Auf deutscher und amerikanischer Seite war man anscheinend überzeugt, dass das der Königsweg für alle weiteren Therapien wäre – es wird immer öfters kommuniziert, dass man auf mRNA-Basis alles heilen könnte. Allerdings ist dieses Thema auf die westliche Wertegemeinschaft beschränkt. Ich kann dazu das Buch der Biologin Sabine C. Stebel empfehlen, «Einmal mit Profis arbeiten», in dem sie die ganze konzeptionelle Katastrophe dieser mRNA, diese Unausgegorenheit und die verheerende Wirkung für die Menschheit, ganz schön auseinandernimmt.
In den USA brauchte es im Jahr 2020 Trumps Aussage, dass alles nicht so schlimm sei, damit Linke darauf anspringen und unmenschliche «Corona»-Maßnahmen fordern. Wie ist es in Deutschland gelaufen? Was hat die Lockdown-Linke geritten, damit sie sogar zu Polizeigewalt und Zensur schweigt und dieses Unrecht sogar mitträgt?
Da stehe ich selber in gewisser Weise vor einem Rätsel. 2020 bin ich als erstes zu meinen Bekannten gegangen und habe gesagt, wir müssen doch etwas gegen diese Abschaffung der Bürgerrechte unternehmen. Ich erntete aggressivste Reaktionen.
Ich denke, man hat über die Jahre all diese Organisationen unterwandert und eingekauft. So konnte man sich sozusagen am Labortisch eine Mehrheit für diesen «Corona»-Nonsens-Konsens basteln. Das reicht leider sogar bis zu Leuten wie der Autorin Naomi Klein, die es eigentlich besser hätte wissen müssen, stattdessen lässt sie sich von genau so einer Schockstrategie einwickeln.
Die meisten Linken sind dermaßen in dem ganzen Machtapparat eingekauft, dass sie auch diesen Quatsch mit vertreten haben. Denken wir nur an den Jugoslawien-Krieg und an das Duo Schröder-Fischer, wie sie Deutschland in völkerrechtswidrige Eingriffe in anderen Ländern verwickelt haben. Oder diese starke Monetarisierung – ich habe das auch hier an meinem Wohnort gesehen: freie Theaterprojekte, die von Zuschüssen von der Stadt abhängig sind.
Man kann das sehr deutlich auf diese Bezuschussung zurückführen, in die dann auch die ex-oppositionelle Bewegung mit der Zeit eingebunden wurde. Bei der «Antifa» beispielsweise, konnte man beobachten, wie in den 1990er Jahren die echten Antifaschisten in Ruhestand gingen und es um diese Initiative immer leiser wurde. Und dann kamen plötzlich junge Leute, die den ganzen Tag Zeit hatten, um dort hauptamtlich zu arbeiten.
Man kann heute sehen, dass die «Antifa» zu einer Pseudo-Bewegung geworden ist – ein von Konzernen finanziertes «Links», ein Astroturf, also eine künstliche Graswurzelbewegung.
Und, wir beide wissen, wie das ist, wenn man unbestechlich seiner Sache nachgeht: Man lebt finanziell prekär, von der Hand in den Mund. Aber diese Leute leben nicht von der Hand in den Mund, sondern mit üppigen Zuschüssen. Nehmen wir nur die Amadeu-Antonio-Stiftung als idealtypisches Muster – eine Stasi-Agentin, die deshalb auch besonders gut erpressbar ist und so mit viel Nachdruck die Sache verfolgt.
Wie du eben schon gesagt hast, es geht um Unterwanderung, Geld und Macht. Sozialdemokraten, Linke, Grüne, auch Gewerkschaften unterstützen Maßnahmen, die die Bevölkerung spalten, ablenken und einschüchtern. Sie unterstützen die Technokratie und scheinen es nicht zu merken. Woher kann denn eine Erneuerung der Arbeiterbewegung kommen?
In gewerkschaftlichen Kreisen tut sich schon einiges. Aber man muss einfach mal ganz klar feststellen: Die Gewerkschaften waren nie links. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gegründet, um die westlichen Arbeiter quasi für einen Kreuzzug gegen die Sowjetunion und gegen den Kommunismus zu formieren – damit Hafenarbeiter nicht womöglich auf die Idee kommen, Schiffe, die Kriegswaffen liefern, nicht zu be- oder entladen. Und deswegen hat der DGB immer wieder bekräftigt, dass es beim Schiffbauer HDW in Kiel oder bei den Werften, die Atom-U-Boote lieferten, doch um Arbeitsplätze ginge, wenn diese Rüstungsaufträge kritisiert wurden. Dabei geht es im Grunde darum, einfach eine Konversion in Friedenswirtschaft vorzunehmen. Das wurde aber schon immer abgeblockt.
Und was die Parteien betrifft: Die sind eben alle von den Hintergrundorganisationen kontrolliert worden, die ich in meinen Büchern beschreibe. Leute sind gescoutet und an bestimmte Parteipositionen hochgepusht worden. Wie das bei den Grünen abläuft hat sogar Jutta Ditfurt mal beschrieben – das habe in den 1980er Jahren angefangen, auch sie sei von Leuten kontaktiert worden, die sich auf Otto Schily beriefen und ob sie nicht auch mitmachen wolle. Mittlerweile sehen wir eine Politikerin wie Annalena Baerbock, die nie mit den ursprünglichen linken Themen konfrontiert war, sondern gleich in so einem Marketingzusammenhang war – ihr Ex-Mann hat sie zum Teil marktwirtschaftlich gestylt.
Für diese Leute ist das marktradikale Paradigma in die politische Sozialisation schleichend mit eingeflossen. Die verstehen doch gar nichts mehr, wenn wir als Ex-Grüne oder Ex-Linke uns auf Marx oder auf öffentlich-rechtliche Aktivitäten beziehen. Die sehen alles als marktwirtschaftliches Phänomen und als Marketingproblem.
Was genau tut sich denn in gewerkschaftlichen Kreisen – außer diesen sogenannten «Demos gegen Rechts», die die gesellschaftliche Spaltung vorantreiben?
Das sind natürlich noch sehr schwache und teilweise auch getarnte Leute, die nicht so heftig auftreten. Aber das kann sich gar nicht anders entwickeln, weil der Widerspruch zu groß ist. Bei dieser Kapitalkonzentration, die vielen Arbeitsplätze, die auch durch die KI verlorengehen, und so weiter wird es noch heftige Bruchstellen geben.
Die Gewerkschaftsführung wird natürlich immer die Konzerne vertreten. Sie sind sozusagen die ersten Offiziere der CEOs. Es ist ja auch traditionell so, dass der Chef der Chemie-Gewerkschaft qua Amt immer schon einen Sitz in der Trilateralen Kommission hat. Daran wird sich nichts ändern, aber es wird irgendwann gewerkschaftsoppositionelle Kräfte geben.
Solidarität wurde während der «Corona»-Hysterie zur Waffe. Und es wird nach wie vor eine Strategie der Vereinzelung, Angst und Entsolidarisierung gefahren. Wie kommt man dagegen an?
Das ist eine gute Frage, weil die Sache immer komplexer wird. Es werden ja erstens durch KI ständig Leute freigesetzt – das heißt, das Heer der Arbeitslosen oder «Überflüssigen» wird immer größer und andererseits nimmt man sich eben Flüchtlinge aus Kriegsgebieten. Wir haben hier schon Briefträger, die nicht lesen und schreiben können, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, und Fahrradkuriere, die für so gut wie nichts arbeiten und so weiter.
Deswegen ist auch eine Hetze gegen Immigranten und Ausländer völlig daneben, weil das natürlich nur die Interessen der Konzerne bedient: Teile und herrsche. Es werden Leute dermaßen mies ausgebeutet, dass andererseits auch die geregelten, die formellen Arbeitsplätze mit erkämpften Tariflöhnen und so weiter immer mehr zum Relikt werden.
Die Regierung in Deutschland gibt Milliarden für Aufrüstung und Rüstungs-Startups aus. Worin siehst du die Gründe für die Totenstille im Land zu ganz wesentlichen Politikfeldern?
Die Totenstille? Das ist natürlich nackte Angst. Man arbeitet mit nichts anderem mehr. Das einzige Argument für dieses System ist nur noch die Angst. Mit allem wird Angst gemacht. Wenn man im Wald spazieren geht, überall Schilder: Achtung! Eichenprozessionsspinner, runterfallende Äste, Wölfe. Die elementarsten Lebensbereiche werden mit Angst unterlegt. Unterstützt durch die Massenmedien.
Unsere Kids werden nur mit Krieg, Terror und Schrecken bombardiert – überall Terror und Gefahr. So kann man überhaupt keine positive Gegenvorstellung mehr entwickeln.
Ich weiß auch nicht, wie wir uns als isolierte Einzelne dagegen wehren können.
Kann vielleicht eine Partei Verantwortung für Deutschlands Zukunft übernehmen?
Nein, wir sind damit absolut in diesen Zusammenhängen wieder drin, die ich oben schon angesprochen habe. Ich habe das ja sogar bei der Partei Die Basis beobachtet: Da zählen dann nicht mehr die Bewegung und deren Ziele, sondern es geht nur noch darum, Spendengelder oder Stimmen zu gewinnen. Der Inhalt ist dann eigentlich schon ziemlich gleichgültig. Ich glaube auch nicht, dass diese Art von repräsentativer Demokratie noch zukunftsfähig ist.
Ich plädiere für direktere Demokratie-Modelle. Aber dafür brauchen wir eben auch eine aufgeklärte, gebildete Öffentlichkeit, und davon sind wir leider Gottes weiter entfernt als jemals zuvor. Schon so elementare Dinge wie Wissenshierarchie: Zu wissen, dass die Zahnschmerzen von King Charles nicht so wichtig sind wie ein Tsunami mit 50.000 Toten in Bangladesch. Es hat eine Boulevardisierung der Kultur stattgefunden.
Man muss irgendwie dazu hinkommen, dass die Leute sich auch Mühe geben, abstraktere Dinge zu erfassen und zu erschließen. Und dazu muss man sich wirklich mal ruhig in die Stube setzen und dabei auch die ganzen Quasselmedien abstellen.
Bist du deswegen auch bei der Utopie-Akademie mit dabei?
Uli Gaussmann hat ein Buch über neue Lebens-, Wirtschafts- und Politikmodelle geschrieben, und er startet jetzt mit einer Akademie zu diesen Themen. Ich bin als Dozent dabei und insofern konzeptionell nicht ganz unbeteiligt, weil ich in meinem Buch «Die Macher hinter den Kulissen» den positiven Ausblick bringe, also wie wir aus dieser Verfilzung, Verstrickung von Lobbys und Einflussgruppen heraus- und wieder zur Selbstbestimmung kommen. Ich habe schon damals beschrieben, dass wir selber Netzwerke entwickeln müssen.
Wenn man von der anderen Seite zu Boden geworfen worden ist, muss man hinsehen und herausfinden, wie die das gemacht haben. Und dann muss man vielleicht gewisse Dinge übernehmen, wie eben ein Netzwerk Bildung und außeruniversitäre Bildungseinrichtungen aufbauen.
Durch Vernetzung wird auch klarer, wie viele eigentlich querdenken.
Wir wissen ja gar nicht, wie viele Leute wirklich auf unserer Wellenlänge sind, da die Menschen alle isoliert, voneinander getrennt und in Misstrauen gebracht werden.
Aber vor allen Dingen müssen wir die vielen Initiativen in Deutschland vernetzen. Damit jemand, der meinetwegen auch ein energieautarkes Dorf aufbauen will, nicht das Rad neu erfinden muss. Es geht um Wissensaustausch und nicht nur um außeruniversitäre Bildung, sondern auch um Evaluierung, also die Auswertung dieser Erfahrungen auf einem professionellen Level. Und professionelle Journalisten sollen allgemein verständlich vermitteln, was passiert und welche Potenziale es hier gibt. Denn das ist ja genau der Grund dafür, warum alles in so einer bleiernen Hoffnungslosigkeit verbleibt, weil es einfach unterdrückt und verschwiegen wird.
Wir müssen auch so etwas wie Nachwuchsförderung betreiben, ohne uns bei jungen Leuten anzubiedern, sondern indem wir einfach zu dem stehen, was wir machen, und vermitteln: Wir wollen nicht für den Profit und nicht für Geld leben, sondern es gibt höhere Werte und Respekt vor dem tieferen Sinn des Daseins.
Um was für eine Bewegung handelt es sich seit 2020 eigentlich?
Da sind wir wieder bei der Demo am 2. August in Berlin. Das ist auf jeden Fall ein Ansatz, die Leute wieder zurückzuholen, die auch durch die Vorgänge in diversen sozialen Netzwerken vor den Kopf gestoßen wurden, wo doch vieles in eine ganz klare Richtung geht: entweder man ist Bidenist oder Trumpist. Und das ist so gar nicht unsere Fragestellung. Dieser Kampf wird künstlich auf Deutschland übertragen. Aber beide Lager haben dasselbe Ziel, nämlich die Allmacht der Konzerne zu fördern.
Diese libertären Ideen werden auch in den sozialen Netzwerken verbreitet. Und es wird propagiert, dass alles, was Staat und öffentlich-rechtlich ist, scheiße wäre und wir hier Anarchokapitalismus wollten. Dieser ist allerdings weder locker noch liberal, sondern höchst autoritär.
Wenn wir die «schöne neue Welt» von Peter Thiel besichtigen, dann erleben wir Orwell in Reinkultur. Und das wird uns dann von rhetorisch geschulten Leuten übergeworfen, damit wir da brav hinterhertraben. Die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit habe ich in den vergangenen Jahren total vermisst – das scheint überhaupt niemanden zu interessieren.
Das Motto der Demonstration am 2. August in Berlin ist Frieden. Was sollten denn weitere Ziele und Forderungen sein?
Selbstbestimmung, Aufklärung, ehrlicher Umgang, Autonomie, aber eben nicht unsolidarische Autonomie, sondern genossenschaftliche Autonomie, Solidarität und zurück zur Aufklärung – zu einem wirklich demokratischen, freiheitlichen Verständnis.
Das Interview führte Sophia-Maria Antonulas.
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