Um zu sprechen,
muss man denken,
zumindest annäherungsweise.
Voltaire
Liebe Leserinnen und Leser
Vor einigen Tagen las ich Folgendes bei Norbert Häring: «Unsere Kinder verlernen das Sprechen». Das ist schockierend. Ich muss jedoch auch sagen: Es überrascht mich nicht. Es ist auch nicht das erste Mal, dass dieses Thema in den Medien am Rande auftaucht. Der kurze Kommentar von Häring bezieht sich auf eine Krankenkassenmeldung aus dem Dezember letzten Jahres.
Zunächst einmal muss man bei jeglichen «Messungen» von nicht messbaren Fähigkeiten immer vorsichtig sein: Worauf genau stützt man sich bei dem Alarm? Dass zum Beispiel die sogenannte PISA-Studie in ihrer Aussagekraft grundsätzlich zu hinterfragen ist, sollte mittlerweile jedem klar sein. (Mir sei die Anmerkung erlaubt: Ich gehöre zu einer der ersten Generationen, die damit traktiert wurden, und ich hielt das damals schon für grossen Quatsch.)
Im Falle der kürzlich diagnostizierten Sprachstörungen vieler Kinder und Jugendlicher sieht die Lage allerdings etwas anders aus: Die KKH (Kaufmännische Krankenkasse) schreibt dazu:
«Waus statt Maus, Eddy statt Teddy oder Sätze wie ‹Das Haus bunt ist›: Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern können unterschiedlich sein. Auslassen oder Tauschen von Lauten zählt ebenso dazu wie falscher Satzbau, nicht altersentsprechender Wortschatz, Stottern, Lispeln oder gar Verstummen.»
Das sind durchaus «handfeste» Anhaltspunkte. Klar, es kann sich natürlich um vorübergehende Sprachdefizite handeln, womöglich sogar um Trotzreaktionen von Kindern, die «eigentlich» schon richtig sprechen können. Jedoch, selbst wenn man noch hinzurechnet, dass manche Eltern, Lehrer, Ärzte vielleicht überreagieren, sprechen diese Zahlen für sich:
«Laut einer aktuellen Datenauswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse stieg die Zahl Betroffener zwischen 6 und 18 Jahren von 2012 auf 2022 um rund 59 Prozent. (...) Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15- bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent (Mädchen plus 160 Prozent, Jungen plus 135 Prozent).»
Nochmal: Bei den 15- bis 18-Jährigen ist die Steigerungsrate am höchsten (bei Mädchen gar bei 160 Prozent)! In einem Alter also, in dem man gerade einen Schulabschluss macht und dementsprechend längst Sprechen gelernt haben sollte. Das ist nun wirklich verstörend. Zumal man davon ausgehen kann, dass es sich in diesem Alter auch nicht mehr um kindliche Trotzreaktionen handelt.
Was ist also in den letzten gut zehn Jahren geschehen? Unter anderem deutet die Krankenkasse zumindest an, dass auch «die Pandemie» als «Brandbeschleuniger» gewirkt habe. Häring hingegen merkt zu Recht an, dass es natürlich die Massnahmen waren, die das bewirkt haben, und nicht etwa «die Pandemie» selbst: Gesichtsverhüllung, Isolation, «Homeschooling» et cetera haben nicht gerade zu einer gesunden Sprachentwicklung beigetragen, um es einmal vorsichtig zu formulieren.
Hinzu kommen aber noch andere Faktoren, die sogar in einem Interview im Focus von einer Logopädin erstaunlich deutlich angesprochen werden:
«Was macht Ihnen aktuell am meisten Sorgen?
Giglberger: Tatsächlich die gesamte Sprachentwicklung unserer Kinder und der immer rasantere Wandel der deutschen Sprache durch Anglizismen, Gendern und das langsame Verschwinden von Dialekten. Diese Faktoren machen es speziell Eltern und Kinder (sic!) immer schwerer, Sprache korrekt vorzuleben bzw. zu erlernen.»
Der Mangel an direkter Kommunikation ist so oder so der Kern des Problems. Darauf und auf den Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Medien weist sogar die Krankenkasse hin – um dann am Ende der Meldung zwei Apps «zum Selbsttraining» und «zur Entspannung» zu empfehlen. Mit einer Abwandlung von Voltaire könnte man dazu sagen: «Um über Sprachprobleme zu sprechen, muss man denken, zumindest annäherungsweise.»
Ich erspare mir einen weiteren Kommentar und verweise stattdessen auf das geforderte «Moratorium der Digitalisierung in KITAs und Schulen», das von der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. initiiert wurde.
Übrigens kann aus der Kritik an Sprache als Ausdrucksmittel auch grosse Literatur werden: wie etwa im Chandos-Brief von Hugo von Hofmannsthal. Allerdings muss man die Sprache zunächst einmal beherrschen, um dieses wunderbare Stück Literatur lesen und dann auch darüber sprechen zu können.
Herzliche Grüsse
Susanne Schmieden
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