Ich möchte nicht über Putin sprechen, schreibt Kit Knightly vom Offguardian in seinem Beitrag «What NO ONE is saying about Tucker Carlson’s Putin Interview». «Denn alle reden über Putin. Ich möchte über Carlson sprechen.»
Und zwar über den «Tucker Carlson, der plötzlich als vermeintlicher Anti-Establishment-JFK-Zweifler und 9/11-Wahrheitsverkünder als Bedrohung für das System positioniert wurde ... Derselbe Tucker Carlson, der 9/11-Skeptiker in seiner Sendung zensiert und beleidigt hat. Derselbe Tucker Carlson, der sich bei der CIA beworben hat, aber angeblich von ihr abgelehnt wurde.»
Knightly denkt zwar nicht, «dass alles, was er sagt, de facto falsch ist. Vieles davon ist sogar sehr richtig.» Seine Monologe über den Zustand der Wirtschaft, die Wahlen 2020, JFK und 9/11 seien alle zumindest teilweise richtig.
Doch Knightly treibt folgende Fragen um: Wie ist es zur Neuerfindung von Tucker Carlson gekommen? Wann geschah sie? Warum geschah sie? Und kann man wirklich glauben, dass eine der Instanzen, die früher über ihm standen – etwa seine Chefs bei Fox News – ihn nicht daran hindern könnte, auf ihre Kosten vermeintliche Wahrheitsbomben zu werfen?
In diesem Zusammenhang müsse man sich auch vergegenwärtigen, dass Tucker Carlson die meistgesehene Sendung im US-Fernsehen gewesen sei, bevor man ihn 2023 offenbar bei Fox News gefeuert habe.
«Seitdem, und mit all dem Heldenruhm, vom Establishment verbannt worden zu sein, hat er dann seine Sendungen auf X/Twitter live gestreamt. Und jede einzelne von ihnen hat mehr Zuschauer als CNN oder MSNBC oder seine alte Sendung auf Fox ... zusammengenommen», so Knightly. Und weiter:
«Ich meine, es ist doch ziemlich cool, einen grossen alten ‹Ex›-Mainstreamer auf seiner Seite zu haben, der sich bereit erklärt, bei deinem Podcast mitzumachen, oder? Sofortige Anerkennung, Aufregung. ‹Siehst du, sogar der grosse Name X gibt zu, dass wir Recht haben.›»
Doch Knightly warnt davor, sich mir nichts dir nichts von den «prominenten Rebellen»-Geschichten verführen zu lassen. «Wir alle wollen sie glauben, nicht wahr? Indem sie ‹ehemalige› Eingeweihte des Establishments in Führungspositionen der ‹Alternative› bringt, kontrolliert die ‹Elite› die Richtung ihrer angeblichen Opposition.»
Es sei zwar Tatsache und eine gute Sache, dass die alten Medien aussterben. «Aber glauben Sie, dass das Establishment das nicht sieht?», fragt Knightly. «Glauben Sie, es wäre ihnen nicht in den Sinn gekommen, die Kontrolle über die neuen Medienplattformen an sich zu reissen und ‹Führer› in vermeintlich unabhängige Medienbewegungen einzuschleusen?» Knightly:
«Die Menschen und Institutionen, die die Welt regieren, sind nicht an eine einzige Plattform, Methode, Nation oder Flagge gebunden. Oder ein [einziges] Medium. Sie kauften alle Zeitungen auf, weil diese nützlich waren, sie ‹syndizierten› alle Fernsehnetzwerke, weil die Leute TV schauten.
Und jetzt, da die alten Medien aussterben, was glauben Sie, was sie tun werden? Wie ein Einsiedlerkrebs, der seine Schale wechselt, werden sie einfach von ihrem alten Zuhause in ein schönes, glänzendes neues ‹Indy›-Haus gleiten. Auf Wiedersehen, altmodisches CNN, hallo, ehrliche, völlig organische Guerilla-Nachrichten, die per Livestream auf X übertragen werden und völlig zufällig vom Algorithmus gefördert werden.
Auf Wiedersehen lange Leitartikel in Zeitungen, hallo Zehn-Sekunden-Tiktoks von gefälschten Influencern in einer staatlich betriebenen Meinungsfabrik.
Auf Wiedersehen Tucker Carlson, bezahlter Disinfo-Promoter, hallo Tucker Carlson, Stimme der neuen Medien, der irgendwie immer noch von genau den Kräften gefördert wird, die er eigentlich bekämpfen sollte. »
Knightlys Fazit: Indem das Establishment die aufstrebenden neuen Medien mit Stimmen des Establishments füttert, die angeblich «abtrünnig» geworden sind, übernimmt es die Kontrolle über sie.
Darüber hinaus könne der Übergang von den alten zu den neuen Medien auch dazu genutzt werden, unabhängige Medien zu kooptieren und falsche, binäre Erzählungen zu konstruieren, die die Agenda kontrollieren.
Im Zuge dessen komme es zu verrückten Szenarien, in denen Milliardäre wie Elon Musk als eine Art Aussenseiter dargestellt werden, egal wie viele Great-Reset-Themen er vertrete, oder Podcaster wie Joe Rogan anscheinend 250 Millionen Dollar vom System erhalten, um das System anzugreifen, oder das «intellektuelle Dark Web» Impfstoffe und Israel gleichermassen anpreist.
Dass bei mächtigen Personen wie Elon Musk eine gesunde Skepsis durchaus angebracht ist, darüber hat Transition News auch schon geschrieben (siehe zum Beispiel den Artikel «Elon-Musk-Image bröckelt: ‹In seinem Neuralink-Labor wurden 1500 Tiere extremem Leid ausgesetzt und getötet›»)
Und dass die Herrschenden «alternative» Bewegungen unterwandern mit dem Ziel, sie zu kontrollieren oder gar von innen heraus zu zersetzen, ist derweil regelrecht gängige Praxis. So kommt der Journalist Paul Cudenec nach jahrelangen Recherchen zu dem Schluss, dass «die anarchistische Bewegung massiv unterwandert ist» (Transition News berichtete).
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