«Wir wurden wie Hühner oder Schafe behandelt», sagte ein freigelassener palästinensischer Häftling über die Haftbedingungen in Israel. «Ich hatte 17 Tage lang die Augen verbunden», so der Mann weiter.
Diese Aussagen stammen aus einem ausführlichen Artikel des israelischen +972 Magazine über Vorwürfe von palästinensischen Zivilisten. Sie berichten von systematischem Missbrauch und Folter durch israelische Soldaten.
In dem Beitrag geht es um Dutzende palästinensischer Männer, die im nördlichen Gazastreifen verhaftet und angeblich unter brutalen Bedingungen festgehalten wurden. Die Zeugenaussagen beinhalten Elektroschocks, Verbrennungen mit Feuerzeugen und Zigaretten, Schlaf- und Ernährungsentzug sowie Toilettenverbot. Laut Zeugen sind einige Palästinenser aufgrund dieser Haftbedingungen gestorben.
Die israelischen Soldaten sollen auch Häuser in der Umgebung in Brand gesteckt haben, während die Zivilisten in Unterhosen und Handschellen auf der Strasse sassen. Dabei sind +972 zufolge auch die Fotos entstanden, die später in den sozialen Medien verbreitet wurden. Hochrangige israelische Beamte hätten die Soldaten inzwischen für die Verbreitung der Bilder gerügt. Die Gefangenen seien dann inhaftiert, verhört und weiteren Misshandlungen ausgesetzt worden. Ayman Lubad, ein Rechtsforscher am Palestinian Center for Human Rights, erklärte:
«Ich sagte dem Soldaten: ‹Mein Haus ist abgebrannt, warum machst du das?› Und er sagte: ‹Vergiss dieses Haus.›»
Gemäss dem Magazin erfolgte die Inhaftierung auf Basis des «Gesetzes über unrechtmässige Kombattanten» von 2002. Dieses ermögliche es Israel, Feinde ohne den Status von Kriegsgefangenen festzuhalten und rechtliche Verfahren zu verzögern. Die palästinensischen Zivilisten, darunter auch solche, die nicht zur Hamas gehören, werden angeblich genauso wie Kämpfer behandelt. Maher, ein Student an der Al-Azhar-Universität in Gaza, erklärte:
«Ein Soldat fragte mich ‹Wie heisst du?› und begann, mich in den Magen zu schlagen und zu treten.»
Nidal, ein Palästinenser, der in Beit Lahiya festgenommen wurde, sagte:
«Wir wurden den ganzen Tag gefoltert.»
Derzeit seien mehr als 660 Palästinenser aus dem Gazastreifen in israelischen Gefängnissen inhaftiert – die meisten von ihnen im Ketziot-Gefängnis in der Naqab/Negev-Wüste, so +972. Eine weitere Anzahl an Gefangenen, die die Armee nicht bekannt geben wolle, die aber mehrere Tausend betragen könne, werde in mehreren Militärstützpunkten festgehalten. Darunter sei Sde Teyman in der Nähe von Be’er Sheva, wo ein Grossteil der Misshandlungen von Gefangenen stattfinden soll.
Israel erklärt, dass die Inhaftierung aufgrund von Terroraktivitäten erfolge. Anschuldigungen von Misshandlung würden «sorgfältig untersucht».
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