Am 17. Juni ist in Irland das Gesetz über menschliches Gewebe von 2024 in Kraft getreten. «Nach dieser neuen Gesetzgebung gelten alle Erwachsenen in Irland als Organspender, wenn sie sterben, es sei denn, sie haben im National Organ Donation Opt-Out Register eine Entscheidung gegen eine Spende hinterlegt oder gehören zu einer der ausgeschlossenen Gruppen», gab die Gesundheitsbehörde (HSE) bekannt.
Das neue Gesetz, das als «Soft-Opt-out-System für Organspenden» bezeichnet wird, nimmt automatisch jeden irischen Staatsbürger über 18 Jahren in die Organspendeliste auf. Ein Soft-Opt‑out-System bedeutet, dass Familienmitglieder üblicherweise vor einer Organspende konsultiert werden, im Gegensatz zu einem Hard-Opt-out-System, bei dem Angehörige nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen konsultiert werden, wobei dies in der Praxis dennoch häufig geschieht.
Irland folgt mit dem Soft-Opt-out-System dem Beispiel Großbritanniens und weiterer europäischer Länder wie der Schweiz, Italien, Frankreich, Portugal, Kroatien, Finnland und Russland. In Ländern wie Österreich, Belgien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Polen gilt sogar ein Hard-Opt-out-System. In Deutschland ist hingegen eine ausdrückliche Zustimmung nötig.
Auf der Website der HSE heißt es jedenfalls: «Die Organe einer Person können nach dem Hirnstammtod oder dem Herztod gespendet werden. In beiden Fällen besteht keine Hoffnung auf Genesung.» Unter Ethikern gebe es erhebliche Kontroversen über diese Vorgehensweise, kritisiert das Portal LifeSiteNews, das auf das neue irische Gesetz aufmerksam gemacht hat. Auch in einigen Teilen der USA hätten Ärzte bereits lebenserhaltende Maßnahmen abgestellt, um Organe zu entnehmen – obwohl die Patienten Anzeichen einer Bewusstseinsverbesserung gezeigt hätten.
Dies hätten sie auf Geheiß von gemeinnützigen Organspendeorganisationen getan. In vielen dieser Fälle hätten die Ärzte den Eingriff jedoch vor Beginn abbrechen müssen, da sich die Patienten plötzlich erholten. Zudem hätten Bundesermittlungen ergeben, dass Ärzte in einigen Fällen die Organe der Patienten aufgrund von Anzeichen eines hohen Bewusstseinsgrades nicht hätten entnehmen dürfen.
Das irische Medienportal Gript hat Mitte Juli ebenfalls Kritik an diesem Gesetz geübt. Diese staatliche Zwangspolitik täusche die Zustimmung der Verstorbenen vor und sollte mit Skepsis betrachtet werden. Vor allem angesichts der wiederholten Fälle von ärztlichem Fehlverhalten in Irland.
Organspenden seien zwar zweifellos ein soziales Gut für medizinisch gefährdete Menschen in unserer Gesellschaft, fährt Gript fort, aber wenn sie dem einzelnen Bürger aus der Hand genommen und durch staatliche Politik erzwungen werde, könne dies zu einer öffentlichen Gegenreaktion führen. Die Regierung habe sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der registrierten Organspender zu erhöhen, doch zwanghafte politische Maßnahmen könnten dazu führen, dass Einzelpersonen sich gegen eine Organspende entscheiden würden, um ihre politische Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen.
Mit den ethischen Bedenken und Folgen, die ein solches Gesetz mit sich bringen könnte, hat sich auch der Arzt Angelo Bottone vom Iona Institute beschäftigt, einem konservativen irischen Think Tank. Er hat auf das Schreckgespenst der «Organspende-Euthanasie» hingewiesen, die bereits in Ländern wie den Niederlanden und Belgien praktiziert wird. In diesen Ländern diskutieren Ärzte jetzt darüber, Organe zu entnehmen, bevor Sterbehilfe-Patienten für tot erklärt werden, «um die Lebensfähigkeit der Organe zu erhalten».
Deshalb schlagen sie vor, die Organe unter Vollnarkose zu entnehmen, bevor der Patient für tot erklärt wird, um so die Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Organe bis zum Zeitpunkt der Entnahme aufrechtzuerhalten. Diese Methode könnte ihrer Meinung nach die Qualität und Quantität der für Transplantationen verfügbaren Organe erheblich verbessern.
Euthanasie sei derzeit ein heiß diskutiertes Thema in Irland, so LifeSiteNews. Tatsächlich habe das Parlament im vergangenen Jahr einen Bericht zur Kenntnis genommen, in dem die Legalisierung der «Sterbehilfe» unter bestimmten Umständen gefordert worden sei. Euthanasie sei zwar noch nicht legal, aber Euthanasie-Aktivisten und politische Verbündete würden darauf drängen, und wenn man die Entwicklung der irischen Sozialpolitik in den letzten zehn Jahren als Anhaltspunkt nehme, würden sie offene Türen einrennen.
«Irland darf diesen gefährlichen Weg nicht einschlagen. Die Kombination aus einem laxen Opt-out-System für Organspenden und der möglichen Legalisierung der Sterbehilfe ist ein Rezept für Missbrauch und moralischen Druck. Ein solches System öffnet der Ausbeutung insbesondere schutzbedürftiger Patienten Tür und Tor. Wir müssen die Grundprinzipien der medizinischen Ethik verteidigen: dass das Leben eine inhärente Würde hat und dass Ärzte niemals zu Agenten des Todes werden dürfen», unterstreicht Bottone.
Seine Schlussfolgerung sei es wert, beherzigt zu werden, findet LifeSiteNews: «Wenn wir dies nicht tun, laufen wir Gefahr, die Medizin in eine kalte Berechnung der Nützlichkeit zu verwandeln, bei der schwer kranke Menschen zunehmend nach dem Nutzen ihrer Körperteile bewertet werden.» Regierungen, die eine Kultur des Todes befürworten würden, könne man das Leben ihrer Bürger nicht anvertrauen.