Die juristische Odyssee des algerischen Pädagogen Seif Bensouibat begann vor fast einem Jahr. Damals wurde er wegen Anstiftung zu ethnischem, religiösem und rassistischem Hass angeklagt, weil er auf Instagram Beiträge zur Unterstützung der palästinensischen Sache veröffentlicht hatte. Wie L’Indipendente berichtet, haben Polizisten den Immigranten daraufhin zu Hause aufgesucht und seine Wohnung durchsucht. Bensouibat hätte ihnen dann mitgeteilt, was er denkt: dass die Hamas keine terroristische Organisation sei, sondern eine Widerstandsgruppe.
Das Chateaubriand-Gymnasium in Rom, an dem der Pädagoge tätig war, habe ihm in der Folge «aus Sicherheitsgründen» die Rückkehr an seinen Arbeitsplatz untersagt. In den folgenden Wochen sei ihm der Flüchtlingsstatus aberkannt und seine Ausweisung aus Italien mitgeteilt worden. Bensouibat sei daraufhin in das Ponte Galeria Rückführungsgefängnis in Rom verlegt worden, wo er auf seine Ausweisung aus Italien gewartet habe. Gegenüber Radio Onda rossa sagte er im Mai hinter den Gittern der Haftanstalt:
«Ich bin kein Mensch, ich werde wie Abfall behandelt. (...) Ich bin Opfer eines Machtmissbrauchs in einem beängstigenden Maß.»
Gemäß L’Indipendente gab das Gericht von Mailand nun nach monatelangem Rechtsstreit dem Antrag seiner Anwälte statt, die Abschiebungsanordnung aufzuheben und seinen Flüchtlingsstatus wiederherzustellen. Einer der Anwälte erklärte gegenüber L’Indipendente, dass dieser Fall ein Beispiel für die Unterdrückung von Kritik an der israelischen Politik sei und sich in einen Kontext von Zensur und Einschüchterung gegenüber denjenigen einfüge, die sich mit dem palästinensischen Volk solidarisieren. Die italienischen Zeitung geht mit dem Anwalt einig, indem sie schließt:
«Seifs Fall ist kein Einzelfall: Es gibt zahlreiche Versuche, diejenigen zu zensieren, die sich der herrschenden Strömung widersetzen, die eine bedingungslose Unterstützung Israels vorschreibt und jede andere Meinung als ‹Terrorismus› brandmarkt. Von verbotenen Demonstrationen zur Solidarität mit dem palästinensischen Volk bis hin zur gerichtlichen Verfolgung von Inhalten, die in sozialen Netzwerken gepostet wurden, von Dutzenden von Vorsichtsmaßnahmen für pro-palästinensische Demonstranten bis hin zur Absage von Fackelzügen: Es gibt zahlreiche Versuche, die Stimme derjenigen zum Schweigen zu bringen, die Gerechtigkeit für das Volk von Gaza, das seit mehr als einem Jahr von militärischer Aggression gequält wird, und ein Ende der kriegstreiberischen Politik Israels im Nahen Osten fordern.»