Wie Lasalle sagte, ist und bleibt die revolutionärste Tat,
immer «das laut zu sagen, was ist».
Rosa Luxemburg
Liebe Leserinnen und Leser
Die Mächtigen und Herrschenden und ihre Helfershelfer haben anscheinend nicht nur Angst vor jenen, die laut sagen was ist. Nein, sie scheinen auch Angst zu haben vor jenen, die überhaupt sagen, was ist. Schon das erscheint revolutionär, obwohl es das Normalste der Welt sein müsste.
Doch was normal ist, gilt heute als unnormal, ganz so wie es Goerge Orwell in seinem Roman «1984» beschrieben hat. Die Mächtigen und Herrschenden setzen durch, dass wir unsere Realität nicht mehr so sehen, wie sie ist. Sie geben vor, wie wir sie sehen sollen.
Dabei helfen ihnen ausgerechnet jene, die eigentlich den Menschen vermitteln sollen, was ist in den gesellschaftlichen Bereichen, die sich ihrer direkten Erfahrung entziehen, aber dennoch für ihr Leben relevant sind: die Journalisten und Medien.
Ich als Journalist halte nicht viel von der Vorstellung, die Medien seien die «vierte Gewalt», in der Gesellschaft. Das überfordert meiner Meinung nach meinen Berufsstand. Es hat eher dazu geführt, dass viele meiner Berufskollegen sich gar als Teil der Macht verstehen und verhalten.
Stattdessen sehe ich die Rolle meines Berufsstandes als die eines «Wächters» gegenüber jenen, die Macht ausüben und herrschen. Indem wir sagen, beschreiben und zeigen, was ist. Indem wir ans Licht bringen, was verborgen werden soll.
Journalisten und Medien sollen das Handeln und Treiben der Mächtigen und Herrschenden an dem messen, was diese selber als Werte, Moral und Regeln verkünden. Sie sollen die gesellschaftlichen Regeln und Werte als Massstab nehmen, ob Demokratie, Grundrechte, Frieden und alle anderen.
Einer, der als «Wächter» sagt und schreibt, was ist, ist der deutsche Journalist Patrik Baab. Nach der journalistischen Handwerksregel «audiatur et altera pars» – auch die andere Seite soll gehört werden – hat er sich zum Beispiel angesehen, was auf beiden Seiten des Konfliktes in der Ukraine geschieht. Darüber hat er ein Buch geschrieben: «Auf beiden Seiten der Front – Meine Reisen in die Ukraine».
Das gefällt manchen anscheinend nicht. Vor allem jenen, die glauben, die Ukraine verteidige gegen Russland die westliche Freiheit und die westlichen Werte. Und so wollen sie verhindern, dass der erfahrene Journalist und ehemalige NDR-Redakteur sein Buch vorstellen und mit Menschen dazu ins Gespräch kommen kann.
Jüngst geschah das wegen einer angekündigten Lesung Baabs im sächsischen Kamenz. Vermeintliche Ukraine-Versteherinnen mit akademischen Titeln wollten diese verhindern. Ihnen wurde dabei von Journalisten des Senders MDR sekundiert. Baab hat deutlich darauf geantwortet.
Eine Journalistin, die sagt, was ist, ist Daniela Dahn. In Texten und mehr als einem Dutzend Büchern hat sie den Gang der deutschen Einheit kritisch begleitet. Das tut sie auch bei anderen aktuellen Fragen.
Am Donnerstag habe ich eine Veranstaltung mit ihr in Berlin moderiert. Sie stellte vor, was sie in dem Buch «Tamtam und Tabu» gemeinsam mit Rainer Mausfeld über «Meinungsmanipulation von der Wendezeit bis zur Zeitenwende» beschrieb.
Dahn stammt aus der DDR und hat sich bereits dort als Journalistin der Propaganda und politischen Lüge verweigert. Das tut sie auch heute, weshalb sie Ähnliches erlebt wie Baab und viele andere. In der DDR brachte sie sich in die gesellschaftlichen Veränderungen im Herbst 1989 ein und gründete den «Demokratischen Aufbruch» mit.
Ich habe sie darauf angesprochen und erinnert, dass sich Journalisten nicht mit einer Sache gemein machen sollten. Sie sagte, dass es vor allem darum geht, keine falschen Fakten zu verbreiten. Aber sie plädierte dafür, engagiert zu sein, auch als Journalist. «Der Leser soll ruhig wissen, wo man steht.»
Dem kann ich zustimmen. Eine falsch verstandene (Schein-)Objektivität kann verhindern, dass gesagt und geschrieben wird, was ist. Das wiederum nutzt nur den Mächtigen und Herrschenden mit ihrer starken Lobby auch in den Medien. Dagegen muss Journalismus Lobby für die Wahrheit, für das, was verschwiegen wird, sein. In diesem Sinn verstehe ich meine Arbeit als Journalist und für Transition News.
Herzliche Grüsse
Tilo Gräser
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